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1234 - Piratensender Acheron

Titel: 1234 - Piratensender Acheron
Autoren: Unbekannt
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Statt sie mit belanglosen Fragen zu bestürmen, sollten sie sich auf die ursprüngliche Bedeutung der Virensäulen besinnen und nur Probleme von besonderer Bedeutung vortragen. Die Virensäulen sind keine Wallfahrtsorte, und das Virenimperium ist kein Orakel, das Wunder produziert."
    „Du willst damit doch nicht sagen, daß die Terraner das Virenimperium überfordern, oder, um es anders auszudrücken, von anderen wichtigen Problemen ablenken?"
    „Nun, in gewisser Weise könnte das sogar zutreffen..."
    „Das sind doch nur Bagatellen. Wenn das Virenimperium mit so harmlosen Fragen wie nach der Zukunft Terras überfordert wird, dann, Sturmreiter Stronker Keen, dann stimmt einiges nicht mit dem Virenimperium."
    „Kein Kommentar."
    „Was ist eigentlich los? Ein kurzes Statement, bitte."
    „Es scheint - und das ist meine persönliche, gefühlsmäßige Meinung, die nicht mit Fakten belegt werden kann, wohlgemerkt - es scheint, als leide das Virenimperium an Entzugserscheinungen. Ich sehe es so, daß das Virenimperium noch immer eine starke Bindung an Vishna hat, aber seit Vishna sich zum Positiven wandelte, hat sie sich um das Virenimperium nicht mehr gekümmert."
    „Das klingt aber schon geradezu metaphysisch..."
    Die Bildwand barst, implodierte, und vor den Augen aller im Videoraum befindlichen Zöglinge tanzten Regenbogen.
    Als das Phänomen vorbei war, schwebte Iris bereits durch den Hauptkorridor auf den Ausgang zu. Doch ehe sie ihn erreichte, tauchten zwei Pädis auf und brachten sie in einen Untersuchungsraum.
    Die medizinischen Tests verliefen negativ, wie immer. Das Mädchen zeigte keinerlei Veränderung, weder psychisch noch physisch oder psychosomatisch. Sie blieb stumm, war von der Hüfte abwärts gelähmt, und vielleicht war sie auch blind und taub.
    Aber irgend etwas mußte sie im Videoraum wahrgenommen haben, das sie zu dieser heftigen Reaktion reizte. Denn die Vision der tanzenden Regenbogen war eindeutig von ihr verursacht worden. Es war nämlich erwiesen, daß sie solche Regenbogen immer dann hervorzauberte, wenn etwas sie in besonderem Maß erregte. Das war früher recht selten vorgefallen, aber es passierte immer häufiger in letzter Zeit.
    Die Visionen von Regenbogen waren der Grund, warum Anne Piaget sie Iris getauft hatte.
     
    *
     
    Der Zwischenfall im Videoraum inspirierte Michael Treutlein zu einer Idee, und die wollte er augenblicklich niederschreiben. Darum zog er sich in den Schulungsraum zurück und begab sich an seinen Monitor.
    Michael Treutlein war in dieser Woche bereits achtzehn geworden, und eigentlich hätte er an dem Orientierungsmarsch mitmachen sollen. Doch er bat Leo, ihn davon zu befreien, und Leo hatte dem zugestimmt, weil seine Schützlinge nichts tun mußten, was sie nicht freiwillig tun wollten.
    Mike wurde von allen „der Fan" genannt. Er konnte sich nicht für vieles begeistern, aber was er tat, das tat er mit geradezu fanatischem Eifer. Er war nicht besonders groß, wirkte etwas schmächtig und machte stets, einen leicht verträumten Eindruck. Er hatte die gleiche Abenteuerlust wie andere Jungen und Mädchen seines Alters, aber er brauchte keine Orientierungsmärsche und dergleichen, um sie zu stillen. Er hatte ganz andere Möglichkeiten, viel phantastischere Abenteuer zu erleben.
    Diese Abenteuer spielten sich in seinem Kopf ab. Im Geist unternahm er Reisen in unbekannte Galaxien und in die nahe Zukunft, und er hielt diese Ausflüge durch Raum und Zeit in Wort und Schrift fest, manchmal illustrierte er diese Geschichten auch durch Bilder vom Simulationscomputer. Er besaß eine überschäumende Phantasie.
    Mike war nach dem Sturz Terras in den Grauen Korridor und während der sieben Plagen von seiner Familie getrennt worden. Und nachdem Vishnas virotronische Vernetzung aufgehoben worden war, stand er allein da. Die Nachforschungen nach seinen Eltern und seinem Bruder waren ergebnislos verlaufen. Niemand konnte Auskunft darüber geben, was aus ihnen geworden war, und es schien, daß sie im Grauen Korridor verschollen waren. Mike tauchte eines Tages in Leos Kindergarten auf und blieb.
    Er war auf der Erde geboren, aber er war mit ihr nicht verwurzelt. Das drückte sich nicht nur in seinen Geschichten über Abenteuer im fremden Sternendschungel aus, sondern in der klar artikulierten Absicht, diese Abenteuer eines Tages selbst einmal zu erleben.
    Leo hatte ihn damit zu ködern versucht, an dem Orientierungsmarsch teilzunehmen, indem er ihm klarmachte, daß er dabei
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