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1234 - Piratensender Acheron

Titel: 1234 - Piratensender Acheron
Autoren: Unbekannt
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wäre.
    Nicht so aber das Mädchen Iris. Sie blieb apathisch wie stets, und vermutlich hörte sie gar nicht, was er zu ihr sprach.
    Nach Leo kam ein Pädi, einer der zwanzig Pädagogik-Robots, versorgte Iris mit flüssiger Nahrung, die sie aus einem Halm schlürfen konnte, und schob sie mit dem Schwebestuhl in den Park hinaus.
    Es war ein für diese Jahreszeit milder Morgen. Das Licht des Tages hatte die Sterne der Nacht und den Schleier des Virenimperiums längst schon verdrängt. Iris starrte dennoch zum Himmel, als könne sie wie durch einen Filter die Helle abdunkeln und die Sterne und das das Solsystem umgebende Virenimperium für sich sichtbar machen.
    Iris blieb in dieser Haltung, bis die ersten Zöglinge im Park erschienen und sich noch richtig austobten, bevor für sie der Vormittagsunterricht begann. Einige riefen dem reglos dasitzenden und wie abwesend vor sich hinstarrenden Mädchen Grüße zu, und Grieda, eine der beiden Epsaler-Geschwister, die man nur die „schrecklichen Zwillinge" nannte, verkündete, daß es abends eine große Geburtstagsfete gäbe.
    Das Mädchen schwebte in den Grüngürtel hinaus, in dem sich viele exotische Pflanzen fanden, die nicht der heimischen Flora entstammten. Es waren Überbleibsel des Xenoformings, der 4. Plage Vishnas. Iris schien eine besondere Beziehung zu diesen Pflanzen zu haben, denn sie konnte stundenlang mit innen verbringen, und die Pflanzen schienen während ihrer Anwesenheit zu erblühen und kräftiger zu gedeihen. Der hohe Sauerstoffausstoß dieser Pflanzen hatte auf Iris eine geradezu magische Wirkung. Ihr sonst so ausdrucksloses Gesicht bekam einen eigenen Zug, gerade so, als werde sie von dem auf sie einströmenden Duft berauscht.
    Aber dann kam ein Pädi, der wohl die vom Schwebestuhl registrierte Veränderung gemerkt hatte, und brachte sie zurück zum inneren Hortgelände.
    Es war bereits früher Nachmittag, als Iris in den Videoraum schwebte. Sie war allein, und sofort sprangen die vier Projektionswände an und vermittelten ein plastisches, wirklichkeitsgetreues Holorama der größten Raumflotte, die dieses Universum je gesehen hatte. Iris fand sich inmitten der Endlosen Armada, die noch immer auf der anderen Seite der Galaxis, in der Eastside, Warteposition innehatte. Es war Iris nicht anzumerken, ob die Armada-Show sie beeindruckte. Sie ließ die phantastischen Bilder reglos und leeren Blicks an sich abprallen, zuckte weder bei den zwischendurch eingestreuten Showeinlagen noch bei den geschickt gesetzten dramaturgischen Höhepunkten mit einer Wimper.
    Allmählich füllte sich der Videoraum mit anderen Zöglingen, die miteinander darin wetteiferten, die verschieden geformten Raumschiffe den richtigen Armadaeinheiten zuzuordnen. Iris blieb weiterhin apathisch, irgendwann steuerte sie ihren Schwebestuhl durch die Reihen der plappernden Mädchen und Jungen unterschiedlicher Herkunft und verließ den Videoraum fast unbemerkt.
    Plötzlich, wie auf ein Signal hin, hielt sie ihren Schwebestuhl jedoch an, drehte ihn abrupt um 180 Grad und kehrte um.
    Auf dreien der vier Wände ging die Armada-Show weiter. Krohn Meysenhart interviewte gerade einen Armadisten aus dem Volk der Kyrs, Armadaeinheit 1023. Auf der vierten Wand wurde aber ein Gespräch mit Stronker Keen, dem Sturmreiter, eingeblendet, der mit 20.000 anderen Menschen als informationsverarbeitendes Wachpersonal in den Virochips der Virensäulen zurückgeblieben war. Ausnahmsweise war sein Gesprächspartner einmal nicht Krohn Meysenhart.
    Stronker Keen, der einstige Leitende Psioniker des PSI-Trusts, wurde vom Reporter gestellt, als er aus der Welt der Virochips in die irdische Realität zurückkehrte, um den Verantwortlichen über die Arbeit der Sturmreiter zu berichten.
    Natürlich wurde er mit Fragen über das Virenimperium bestürmt, aber Keen antwortete nur ausweichend. Als der Reporter aber immer weiter bohrte, ließ sich der Anführer der Sturmreiter zu der Bemerkung hinreißen: „Wir Sturmreiter haben keine Schwierigkeiten mit dem Virenimperium. Es gibt keine Blockade der Informationsströme, noch ist eine Häufigkeit von Anomalien festzuhalten.
    Ebensowenig wie es ungewöhnliche Informationsstürme gibt, kann man auch keine besorgniserregende Informationsebbe feststellen. Unsere Arbeit ist reine Routine."
    „Aber das Virenimperium schweigt zu allen wichtigen Problemen. Wie ist das zu erklären?"
    „Das könnte am Mißbrauch liegen, den die Terraner mit den zwanzigtausend Virensäulen treiben.
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