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123 - Auf dem Insektenthron

123 - Auf dem Insektenthron

Titel: 123 - Auf dem Insektenthron
Autoren: Susan Schwartz
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zu hoffen, wir haben uns in unserer eigenen Falle gefangen. Aber wir überleben seit Jahren, wir haben aus Schutt, Spinnensekret und Insektenspucke einigermaßen anständige Behausungen gebaut! Sie beliefern uns sogar mit dem, was sie in ihren Bauten herstellen…«
    Der Einäugige lachte meckernd. »Ja, mit süßem, klebrigen Insektensaft, schwammigem Pilzzeug und gammligen Flechten – ich will mir gar nicht vorstellen, woraus es ursprünglich mal bestand!«
    »Was auch immer es war, es ist umgewandelt in Nahrung und das Beste, was wir bekommen können.«
    »Das Beste, was wir bekommen könnten, wären die fetten Maden und Larven dieser Kreaturen! Stattdessen aber läuft es umgekehrt…«
    Belle legte ihre Hand auf den Mund des Mannes, mit einer wütenden Kopfbewegung zu ihrer kleinen Tochter hin, die schon vor einer Weile aufgehört hatte zu arbeiten und eifrig lauschte, wobei sie sich ganz unbeteiligt gab. »Es reicht! Wir helfen uns gegenseitig. Ich kann nichts Schlimmes daran sehen, denn ich will überleben. Verstehst du? Nur das allein zählt! Ich will, dass meine Tochter einigermaßen sicher aufwächst!«
    »Dann werdet ihr in der Siedlung zugrunde gehen«, sagte der Einäugige düster. »Es gibt hier keine Zukunft.« Er hob etwas Erde auf und warf sie auf den Grabkäfer, der sich für einen Moment still verhielt, bevor er sich frei schaufelte.
    »Eines Tages werden wir noch wie die…«
    »Wir werden überleben, mein Freund. Die Menschen haben sich immer an Veränderungen angepasst, und das werden auch wir schaffen. Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Also gut, Belle. Wir gehen ohne dich. Aber ich kann doch auf dich zählen, oder?«
    »Wofür hältst du mich?« Belle straffte ihre Haltung. »Ganz habe ich meine Würde noch nicht verloren, dass ich euch an Mostroo verrate. Und ich wünsche euch viel Glück, auch wenn es unvernünftig ist.«
    »Mhm. Ich weiß, Belle. Tut mir Leid, ich wollte dich nicht beleidigen. Wenn wir es schaffen, werden wir euch irgendwie nachholen, das verspreche ich.« Er versuchte ein tröstendes Grinsen.
    Belle musste unwillkürlich lächeln. »Das ist nett von dir.«
    Nachdem der Einäugige gegangen war, zupfte Lisi an Beiles Gürtel. »Warum gehen wir nicht mit, Mama?«, fragte sie leise.
    »Ich mag Mostroo nicht. Ich mag nicht, wie er dich ansieht.«
    Belle streichelte die strähnigen blonden Haare ihrer Tochter.
    »Wir werden gehen, Lisi, eines Tages, wenn du größer bist. Jetzt bist du noch zu klein. Du kannst den Weg nicht schaffen.«
    »Ich bin schon sehr stark!«
    »Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich selbst war mehr tot als lebendig, als ich hier ankam.«
    Eine Weile arbeiteten sie schweigend weiter. Dann fragte Lisi: »Werde ich dann meinen Papa kennen lernen, wenn wir von hier weggehen?«
    Belle presste die Lippen aufeinander und nickte stumm.
    Wütend hackte sie auf den Boden ein, während eine einzelne Träne eine helle dünne Bahn über ihre Wange zeichnete.
    Lisi senkte den Kopf und schöpfte weiter Wasser, um ihre Mutter nicht zu verärgern. Dennoch blickte sie immer wieder verstohlen zum großen Trümmerfeld. Von dort schallten ab und zu noch die seltsamen Geräusche herüber. Lisi war einmal bis dorthin gelaufen, aber noch nie weiter gekommen. Sie kannte die Welt dahinter nur aus den Erzählungen ihrer Mutter.
    Und bisher war es dort auch immer still gewesen, abgesehen von dem ewigen Summen der Insekten.
    Lisi fragte sich, weshalb keiner außer ihr diese Geräusche hörte. Oder achtete etwa absichtlich niemand darauf? Das Mädchen entdeckte oft Verhaltensweisen bei den Erwachsenen, die es nicht verstand. Sie taten oft so, als würden sie etwas nicht bemerken, und gaben sich ganz unbeteiligt.
    Nur zu gern hätte Lisi gewusst, was hinter dem Trümmerfeld los war. Ob dieses Knallen und Pfeifen bedeutete, dass dort auch Menschen waren – Menschen von draußen, die über die Steppe gekommen waren, vielleicht um sie zu retten…?
    ***
    Matthew Drax horchte auf. Da war ein Geräusch, das nicht hierher passte, ein seltsames Klicken und Knacken. Nur kurz, dann war es wieder vorbei.
    Unauffällig ließ Matt seinen Blick durch das Cockpit schweifen. Captain Selina McDuncan studierte die Flugdaten der Hokai auf dem Display über dem Frontbogen der Sichtkuppel. Dort, über dem von der Außenoptik eingeblendeten Panoramabild, waren alle erforderlichen Angaben wie Fluggeschwindigkeit, Magnetfeldlevel, Entfernungs- und Höhenanzeige eingeblendet. Draußen war der Morgen noch
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