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1211 - Der gute Geist von Magellan

Titel: 1211 - Der gute Geist von Magellan
Autoren: Unbekannt
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die Luft und prallte krachend gegen zwei andere Zweitkonditionierte. Das Pelzwesen lachte schrill. Der gläsern wirkende Humonoide löste sich in glitzernden Nebel auf, und der Nebel schien plötzlich überall zu sein. Die Waffen der Masken zerschmolzen zu Schlacke.
    „Haltet ein!" rief der Gurrad. „Wir dulden keine Gewaltanwendung!"
    Die Kosmokraten schossen mit Paralysatoren auf die Zweitkonditionierten. Sulvanyin sprang auf und machte einen gewaltigen Satz auf die Kosmokraten zu.
    Da wurde es plötzlich hell in der Halle.
     
    13.
     
    In aufgelöster Virenform waren Ernst Ellerts Sinne schärfer denn je. Jedes einzelne Partikel seines Körpers nahm Informationen auf und lieferte seinem dezentralisierten Bewußtsein ein facettenartiges Bild der Umgebung. Obwohl der Metamorpher seine Virensubstanz über ein Gebiet von mehreren Dutzend Metern verbreitet hatte und keine materielle Verbindung zwischen den Millionen und aber Millionen Teilchen bestand, wurde seine Persönlichkeit nicht davon beeinflußt: Er dachte so klar und konzentriert wie immer.
    Aber auch ihn blendete das Licht - nicht nur optisch. Denn es war keine normale Helligkeit. Es war die Präsenz eines Etwas, das sich im Netzwerk der Raum-Zeit-Struktur kristallisierte, im subatomaren Bereich ebenso manifest wurde wie in den makrokosmischen Regionen, im elektromagnetischen Spektrum wie auf den hyperdimensionalen Frequenzen kondensierte. Das Licht war allgegenwärtig, und es schloß alle anderen Wahrnehmungen aus.
    Instinktiv zog Ellert seinen Virenkörper wieder zusammen, doch die Helligkeit blieb, wurde sogar noch greller.
    Der Metamorpher stöhnte.
    Kein Schmerz veranlaßte ihn dazu, sondern ein psychischer Druck, der mit jeder Sekunde wuchs. Aus dem Druck wurde Wärme und aus der Wärme das Vibrieren einer anderen Persönlichkeit.
    Ellert kannte diese Schwingungen.
    Sie waren ihm so vertraut, daß er glaubte, nur die Hand auszustrecken zu brauchen, um den alten Freund zu berühren.
    Perry Rhodan.
    Der Druck wurde noch stärker. Noch nie hatte Ellert eine ähnlich mächtige psychische Aura gefühlt. Und er fühlte sie tatsächlich, in jedem Virus seines Körpers. Während sich Rhodans Bewußtsein verfestigte, ließ die Helligkeit nach. Aus der unerträglichen Grelle schälten sich die Gesichter vom Taurec, Vishna und Gucky, die Silhouetten der magellanschen Delegierten, die Gestalten der vierarmigen Riesen, der Zweitkonditionierten, die in Wirklichkeit Elemente der Maske waren.
    Taurecs Gesicht drückte Triumph aus. Vishna lächelte, als hätte sie etwas Ähnliches erwartet, und Gucky, dessen Bewußtsein empfindlicher war als das eines jeden anderen in der Ratshalle, schwankte wie betrunken hin und her und hatte wie abwehrend die kurzen Arme ausgestreckt.
    „Perry ...", flüsterte Ellert.
    Eine Stimme antwortete ihm. Perry Rhodans Stimme. Sie antwortete direkt in seinem Bewußtsein, und obwohl sie identisch war mit der Stimme des Unsterblichen, haftete ihr auch etwas Fremdes, Unerklärliches an.
    ...gewartet Jahrhundertelang gewartet auf diesen Tag, diese Stunde. Einst war ich nichts, nur ein Hauch aus purem Geist, über Lichtjahrtausende verteilt, nur ein winziger Teil von einem viel größeren Ganzen. Es hat mich zurückgelassen hier in Magellan, und ich wartete, ohne zu wissen, was Warten ist, und ich dachte nicht, fühlte nicht, war nicht. Nur ein Hauch...
    Plötzlich wurde Ellert klar, was diese eigentümliche Fremdheit zu bedeuten hatte, die in Rhodans Stimme mitschwang. Es war nicht Perry Rhodan, den er hörte, es war Rhodans Mentalsubstanz, vor über eintausendfünfhundert Jahren in Magellan deponiert. Ein Bruchstück von Rhodans Ich, wie es sie auch in Andro-Beta, auf der Hundertsonnenwelt, in der Eastside und den anderen Chronofossilien gab: Aber diese anderen Bruchstücke waren sich nicht selbst bewußt geworden wie die Mentalsubstanz in Magellan.
    ... dann geschah etwas. Ein Sog entstand, griff nach mir, zog mich zusammen, machte mehr aus mir als ich war. Wo es kein Denken gab, formten sich Gedanken. Wo keine Gefühle waren, bildeten sich Emotionen. Aus dem Nichts wurde ein Ich. Aus dem Nicht-Sein wurde ein Bewußtsein. Aus der Leere wurde ein Geist geboren. Der gute Geist von Magellan...
    Aber wieso? dachte Ellert benommen. Wie konnte so etwas geschehen? Wie war es möglich, daß aus der deponierten Mentalsubstanz ein Wesen wurde?
    ... spürte Kraft in mir. Spürte Kraft, die von außen nach innen floß und mich stärkte. Sah diese Welt
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