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120 - Schwur in der Opferhalle

120 - Schwur in der Opferhalle

Titel: 120 - Schwur in der Opferhalle
Autoren: Dämonenkiller
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waren Stände aufgebaut worden, die Süßwaren verkauften.
    Swami kaufte uns eine Tüte Mandel-barfi, ein schweres Konfekt, das ausgezeichnet schmeckte. Die Ausgelassenheit der Inder riß uns mit. Für die nächste Stunde vergaßen Coco und ich die Janusköpfe und die schreckliche Bedrohung, die sie darstellten.
    Der junge Inder führte uns durch kleine winklige Gassen zum Annapurna-Tempel, vor dem sich eine gewaltige Menschenmenge versammelt hatte. Hier stapelten sich die Süßigkeiten zu gewaltigen Türmen. Fremde schenkten uns Konfekt und Bonbons, und wir erwiderten diese Geschenke. Ich aß so viele Süßigkeiten wie nie zuvor in meinem Leben.
    Coco und ich waren ausgelassen wie kleine Kinder. Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir zuletzt so entspannt und gelöst gewesen waren. Ich genoß jede Sekunde unseres Zusammenseins. Meine gute Laune hielt auch an, als wir zum Hotel zurückgingen. Nicht einmal Swamis Anwesenheit konnte meine Fröhlichkeit dämpfen.
    Wir kamen an Wahrsagern und Astrologen vorbei und gingen durch die Kachouri Gali, eine hübsche Basargasse mit unzähligen Läden. Wir tranken ein bitteres Fruchtsaftgetränk und kehrten in das Hotel zurück.
    Olivaro hatte ein „Nicht stören"-Schild an seine Tür gehängt, und wir akzeptierten seinen Wunsch. Wir gingen in Cocos Zimmer, genehmigten uns noch einen Drink und krochen in das Bett, das Platz für uns beide bot.
    Wir liebten uns im Halbdunkel des Zimmers, bis unsere Körper schweißbedeckt waren und wir nach Atem rangen. Wir liebten uns mit einer verzehrenden Leidenschaft, als würde es kein Morgen geben.
    Nach dem Frühstück holte uns Swami ab. In seiner Begleitung befanden sich fünf Chakras, die trotz der Kälte nur mit einfachen Lendenschurzen bekleidet waren.
    „Ich bringe Sie jetzt zum Chakra", sagte Swami. „Wir fahren mit einem Boot zu ihm."
    Wir folgten Swami. Uns schlossen sich die fünf Chakras an, die sich alle ähnelten. Ihre Gesichter wirkten maskenhaft, und sie sprachen kein Wort. Sie trotteten stoisch hinter uns her und schenkten der Umgebung keinen Blick.
    Während des Frühstücks hatten wir mit Olivaro besprochen, wie wir uns dem Chakra gegenüber verhalten sollten. Wir mußten uns den Anschein geben, als seien wir auf seiner Seite.
    Als wir uns dem Ganges näherten, waren die Straßen verstopft. Tausende von Pilgern waren unterwegs, um im Fluß ein reinigendes Bad zu nehmen.
    Fasziniert blieben Coco und ich stehen, als wir die Ghats erreichten. So wurden die Stufen genannt, die zum Ganges führten. Wie betäubt stiegen wir hinunter.
    Halbnackte Pilger, mit Asche bedeckte Fakire, Nonnen und Priester in ockerfarbenen Kleidern und meditierende Yogis waren zu sehen. Dazwischen trieben sich Ziegen und Kühe herum. Gläubige tauchten im schmutzigen Wasser unter. Einige hatten Heiligenbilder bei sich, die sie mit Wasser bespritzten. Andere tranken das Wasser des heiligen Flusses. Die Luft war mit Gesang und Gebeten erfüllt.
    „Ein Hochzeitszug", sagte Olivaro. Ich wandte den Kopf nach rechts.
    Der Bräutigam zog seine tief verschleierte Braut an einem gelben Tuch hinter sich her. Um das Paar hatten sich Musikanten versammelt, doch die Musik ging im allgemeinen Lärm unter. Das Paar bestieg ein Boot, und es glitt den Strom hinunter.
    „Hier ist unser Boot", sagte Swami. Er zeigte auf ein großes Motorboot.
    Wir stiegen langsam ein und setzten uns. Swami warf den Motor an und legte ab. Wir kamen nur langsam vorwärts. Immer wieder mußte Swami entgegenkommenden Booten und Gläubigen ausweichen.
    Die Ghats schienen kein Ende zu nehmen. Alte Männer saßen unter Schirmen aus Palmblättern und verkauften farbigen Puder, welchen sich die Pilger auf die Stirn schmierten. Überall standen geschmückte Heiligenbilder, Götterstatuen, kleine Tempel und Verbrennungsstätten. Die Gläubigen warfen Blumen in den etwa vierhundert Meter breiten Fluß.
    Fünfzehn Minuten später hatten wir die Stadt hinter uns gelassen. Doch auch hier badeten Gläubige an beiden Ufern.
    Die Landschaft war eintönig. Nur gelegentlich tauchte ein kleiner Tempel oder eine winzige Ortschaft auf.
    Ich rauchte eine Zigarette und starrte Swami an, der meinen Blick gleichgültig erwiderte. Er steuerte das Motorboot langsam an das linke Ufer heran, auf eine große Gruppe von Pilgern zu. Sie hörten einigen Männern zu, die eifrig auf sie einredeten.
    „Das sind Padmas", sagte Swami. „Unsere Feinde. Wir werden sie töten."
    „Das müssen wir verhindern,
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