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1199 - Der Prinz und der Bucklige

Titel: 1199 - Der Prinz und der Bucklige
Autoren: Unbekannt
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Schatten.
    „Standardanalyse", trug er der Batterie von Mikroprozessoren auf, die die intelligente Seele des SERUNS bildete.
    Auf der Sichtfläche an der Innenseite der Helmscheibe tauchten Buchstaben und Zahlen auf. Die Luft war atembar und besaß einen Druck von 0,95 Atmosphären. Die Temperatur lag bei 24 Grad. Die Schwerkraft betrug 1,001 Gravos. Wenn jemand die Absicht gehabt hatte, mit dieser Landschaft einen Ausschnitt der Oberfläche Terras zu simulieren, so durfte er mit seinem Erfolg zufrieden sein.
    Ohne Bedenken öffnete Perry den Verschluß des Helms. Mit tiefen Zügen atmete er die frische Luft ein. Sie trug den Duft exotischer Blüten. Eine warnende Stimme machte sich im Hintergrund seines Bewußtseins bemerkbar: Vor allzu paradiesischen Umwelten wird gewarnt.
    „Sprich zu mir, Prinz", sagte Perry. „Wie sind wir hier hergekommen? Und wie geht's von hier aus weiter?"
    Wie ein Automat hatte Nachor von dem Loolandre Perrys Handbewegungen nachgeahmt und ebenfalls den Helm geöffnet. Er stand offenbar unter einem Bann, dem er sich nur mit Mühe entziehen konnte.
    „Der Bucklige", sagte er geistesabwesend. „Er hat uns geholfen. Es gibt Wege im Innern des Loolandre, die nur er kennt und die nicht den herkömmlichen Gesetzen von Raum und Zeit unterliegen."
    „Transmitter etwa?"
    „Ich weiß es nicht."
    „Kennst du den Buckligen?"
    „Ich ... ich müßte mich an ihn erinnern", antwortete der Prinz stockend.
    Als Perry Rhodan sich entschloß, zum Schein in die Falle der Armadaschmiede zu gehen und eine Miniaturexpedition ins Innere des Loolandre anzutreten, da war es ihm lieb gewesen, daß Nachor sich als Begleiter angeboten hatte. Der Loolandre war seine Heimat. Seine Erinnerung war getrübt, wenn nicht gar völlig ausgelöscht. Aber es war möglich, daß sein Gedächtnis wieder zu arbeiten begann, sobald er in die Umgebung eintauchte, die ihm einst vertraut gewesen sein mußte. Darauf hatte Perry gebaut. Das war seine Hoffnung - die einzige, die ihm noch blieb. Nachor sollte ihm das Wunder liefern, dessen er bedurfte, um der übermächtigen Schmiede Herr zu werden.
    Seine Hoffnung schien in Erfüllung zu gehen. Die Frage war nur, ob der Prozeß der Erinnerung schnell genug ablief, um ihnen noch Nutzen zu bringen.
    „Hat er einen Namen?" fragte er.
    „Ja. Es wäre uns viel geholfen, wenn ich ihn wüßte. Denn wer den Namen des Bücklingen kennt..."
    Er unterbrach sich mitten im Satz.
    „Weiter!" drängte Perry.
    Der Prinz schüttelte den Kopf.
    „Es hat keinen Zweck", sagte er fast klagend. „Ich komme nicht darauf."
    „Als der Bucklige auftauchte, murmeltest du in einer fremden Sprache", erinnerte sich Perry. „Welche Sprache war das?"
    Das große, rubinrote Facettenauge des Prinzen musterte ihn mit nachdenklichem Blick.
    „Eine fremde Sprache? Ich kenne nur zwei: den Armadaslang und die eure, das Interkosmos. Beide sind nicht fremd..."
    „Spürst du, was hier vor sich geht?" fragte Perry mit einer Stimme, in der die Erregung schwang. „Du beginnst, dich zu erinnern. Mit jedem Schritt, den wir weiter in den Loolandre eindringen, regt sich dein Gedächtnis stärker."
    „Ja", sagte Nachor matt.
    „Das Land ohne Schatten - hast du ihm diesen Namen gegeben, weil du sahst, daß die Dinge keinen Schatten werfen, oder kanntest du ihn von früher."
    „Von ... früher, glaube ich", antwortete der Prinz.
    „Gut, wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Perry entschlossen. „Irgendwie müssen wir ermitteln, wie es von hier aus weitergeht. Inzwischen wäre ich einer kleinen Verschnaufpause nicht abgeneigt." Er deutete auf einen Hügel, der sich in wenigen Kilometern Entfernung über die Grasebene erhob. Seine Kuppe war mit klobigen, übermannshohen Felsbrocken gesäumt. „Eine überhöhte Position gibt uns mehr Übersicht", entschied er. „Dorthin wollen wir uns wenden."
    Sie schwebten über das grasige Land. Nachor sprach nicht, und Perry hütete sich, ihn in seiner Nachdenklichkeit zu stören. Der Prozeß der Erinnerung bedurfte keiner Einmischung von außen. Er nützte die Gelegenheit, sich umzusehen. Etwas hatte ihn unterbewußt an, diesem Paradies gestört. Jetzt wußte er, was es war: Es gab kein tierisches Leben, keine Vögel unter dem leuchtenden Himmel, keine Insekten, die durch die Luft schwirrten, keinen Bewohner der Ebene, der sich durch das knöcheltiefe Gras schlich. Dieser Garten Eden litt an einer drastischen Störung des bioökologischen Gleichgewichts.
    Auf der Kuppe des Hügels
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