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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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nur das Freizeichen. Aber ich lächelte vor mich hin. Wahrscheinlich lag ich genau richtig. Die Anruferin hatte ziemlich erschreckt reagiert, als ich ihren Namen erwähnt hatte.
    Als ich mich umdrehte, stand Suko in der offenen Tür. »Wer war das denn?« fragte er.
    »Eine Frau.«
    »Bekannt?«
    Ich winkte ab. »Leider nicht. Aber ich kann mir denken, wer es gewesen war.«
    »Die vom Foto.«
    »Ja.«
    »Deinem Aussehen nach zu urteilen, hast du dich nicht besonders gut mit ihr unterhalten, John.«
    »Das ist leider wahr. Aber was nicht ist, kann noch werden. Warten wir es ab.«
    »Gut, aber nach dem Essen.«
    »Du willst…?«
    »Ich für meinen Teil habe Hunger.«
    »Dann mal los, Vielfrass…«
    ***
    Es war ein kleiner Friedhof, auf dem die Beerdigung stattfinden sollte. Wir waren schon recht früh da und hatten uns ein wenig umgeschaut. Wir waren durch die stillen Grabreihen gegangen und mussten feststellen, dass auch der Himmel sein Gesicht verändert hatte. Der Sonnenschein des Morgens war verschwunden und hatte einer flachen Wolkendecke Platz machen müssen, hinter der es hell aussah.
    Grabsteine unterschiedlicher Größe bekamen wir zu Gesicht. Manchmal schmuckvoll, dann wieder kitschig.
    Größere Gruften gab es nicht und auch keine Mausoleen, obwohl dies ein alter Friedhof war, auf dem sich die Natur hatte ausbreiten können. Dichtes Buschwerk, manches schon durch Unterholz verfilzt, nahm uns die Sicht auf die ältesten Gräber. Der Wind kam aus Osten. Er brachte Kälte mit.
    In den folgenden Tagen würde es auch nicht wärmer werden. Für Januar eine gute Temperatur.
    Wir hatten unseren Wagen nahe des Eingangs abgestellt, wo auch die Trauerhalle stand. Auch sie stammte noch aus vergangenen Zeiten. Es war ein Gebäude aus roten Steinen und mit kleinen Fenstern, durch die von außen niemand in das Innere schauen konnte.
    Als wir an einer Kreuzung anhielten, die von struppigen Hecken geschützt wurde, sprach Suko mich an. »Du kommst mir vor, John, als würdest du jemand suchen, der auf den Namen Varuna hört. Oder liege ich da falsch?«
    »Nicht so ganz.«
    »Glaubst du tatsächlich, dass sie schon hier ist?«
    »Glauben ist ein weiter Begriff. Wäre es denn so unwahrscheinlich?«
    »Was hätte Sie hier wollen und finden können?«
    »Abschied nehmen.«
    »Das haben wir auch vor.«
    »Aber auf eine andere Art und Weise. Irgendwie stelle ich mir vor, dass Kelly und Varuna verwandte Seelen sind oder es waren.«
    »Moderne Hexen also«, unterbrach mich Suko.
    »Wenn du so willst - ja.«
    »Und weiter?«
    »Wenn ich jemand kenne, der mir nahe steht, dann versuche ich, auf meine Art und Weise Abschied zu nehmen. Da habe ich mir schon vorstellen können, dass Varuna das tut. Dass sie allein zum Friedhof geht und sich hier umschaut.«
    »Muss nicht verkehrt sein, aber wir haben bisher keine andere Person gesehen, mal abgesehen von den beiden älteren Frauen, die Blumen zu einem Grab getragen haben.«
    Das stimmte schon. Wahrscheinlich lag ich mit meiner Vermutung auch völlig falsch, aber mich reizte es eben, jede Chance zu nutzen, die sich mir bot.
    »Lass uns zurückgehen«, schlug Suko vor.
    »Wohin?«
    »Zur Leichenhalle. Möchtest du Kelly noch mal sehen?«
    »Nein, das brauche ich nicht. Ich habe noch immer das Bild vor mir, wie sie in deinen Armen gelegen hat und ich ihr die Augen zugedrückt habe.«
    Suko nickte.
    Wir gingen den Weg wieder zurück. Es hatten sich noch keine Menschen versammelt. Wir trafen nur einen Mann im Arbeitsanzug vor der Leichenhalle, der eine leere Schubkarre vor sich herschob und stehen blieb, als er uns sah.
    »Wollen Sie zu der Beerdigung von Kelly O'Brian?«
    »Das hatten wir vor«, sagte ich.
    Der Mann schob seinen speckigen Hut zurück. »Da werden Sie Pech haben, nehme ich an.«
    »Warum?«
    »Sie fällt aus.«
    »Reden Sie keinen Unsinn.«
    »Doch, glauben Sie mir.«
    »Und warum ist sie abgesagt worden?« fragte ich.
    Meine Fragen schienen ihn zu belustigen, denn er grinste und gab auch eine lockere Antwort. »Keine Leiche, keine Beerdigung.«
    »Sagen Sie das noch mal.« Ich spürte in mir plötzlich ein Zittern.
    »Ja, man hat die Tote gestohlen!«
    ***
    Hätte man mir gesagt, ich würde ab morgen zu einer Frau werden, ich wäre ebenso überrascht gewesen: Ich war nicht mal in der Lage, etwas zu erwidern. Das tat dann Suko für mich.
    »Das ist doch nicht möglich.«
    »Doch, ich lüge Sie nicht an. Die Tote ist wirklich nicht mehr da. Man hat sie aus der Leichenhalle
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