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1179 - Vorhof des Loolandre

Titel: 1179 - Vorhof des Loolandre
Autoren: Unbekannt
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fürchtete, und von dem er die meisten Schwierigkeiten erwartete.
    Palk-Palm war deutlich größer als er, hatte feuerrote Hautfalten über dem Schnabel und einen ungewöhnlich dichten Federkamm auf dem Kopf - ein Zeichen seiner hohen Intelligenz, aber auch seiner Robustheit.
    „Es tut mir leid, wenn der Eindruck entstanden ist, daß ich dir ausweiche", erwiderte Gryden-Holmes. „Ich wäre ohnehin rechtzeitig wieder herausgekommen, um dich zu begrüßen."
    „Du bist neu im Kreis der Clanskerne und kennst dich noch nicht so gut aus", erklärte Palk-Palm mit lauter Stimme, so daß auch die weit entfernten Fyrer ihn hören und verstehen konnten. „Deshalb kannst du nicht wissen, daß dies hier nicht nur Freunde und Mitarbeiter von mir sind. Dieser junge Mann, Palo-Tryk, hat sich meiner Obhut anvertraut.
    Er gehört zu meinem Haus und wird mein Nachfolger sein, wenn das Schicksal es für richtig halten sollte, mich abzuberufen."
    Gryden-Holmes verschränkte die Hände vor der Brust. Er neigte den Kopf, um Palo-Tryk zu begrüßen. Er erfaßte sofort, was Palk-Palm ihm hatte sagen wollen. Palo-Tryk sollte sehr bald sein Nachfolger werden, aber nicht weil Palk-Palm den Tod nahen fühlte, sondern weil er entschlossen war, Clanskopf zu werden. Er wollte ihn warnen, ihm in die Quere zu kommen.
    Er weiß genau, was du willst, dachte Gryden-Holmes. Er hat begriffen, daß du so schnell wie möglich Clanskopf werden willst, und er will dich aufhalten.
    Am liebsten hätte er Palm-Palk ins Gesicht gelacht. Durch eine versteckte Drohung dieser Art würde er sich nicht aufhalten lassen.
    „Du kannst sicher sein, daß ich dich unterstützen werde, wenn das Schicksal dir den Thron bietet", beteuerte er, ohne erkennen zu lassen, was er wirklich dachte.
    „Ach, tatsächlich?" fragte Palm-Palk voller Argwohn. „Wie ich erfahren habe, hast du dir in letzter Zeit allerlei Anhänger verschafft, auf deren Stimme du rechnen kannst. Du hast dich verhalten, als ob du dich für einen Kampf ausrüsten müßtest."
    „Du verdrehst die Tatsachen", erwiderte Gryden-Holmes beschwichtigend. „Vielleicht ist tatsächlich der Eindruck entstanden, als versuchte ich, Anhänger um mich zu scharen.
    Das aber täuscht. Meine Position ist schwach. Ich bin ein neuer und noch sehr junger Clanskern. Was sollte ich gegen die anderen unternehmen? Und wozu vor allem? Ich bin ein friedfertiger Fyrer, der froh und glücklich ist, Clanskern zu sein. Ich bin vollkommen mit dem zufrieden, was ich erreicht habe."
    Das düstere Gesicht Palk-Palms hellte sich nicht auf.
    „Ich werde dich auf die Probe stellen. Du wirst beweisen müssen, daß du loyal sein kannst. Übermorgen werden wir Clanskerne zusammen mit unseren Mitarbeitern abstimmen. Jeder von uns hat drei Stimmen. Du kennst meinen Antrag. Mir liegt viel daran, daß ich damit durchkomme. Du wirst mir deine drei Stimmen geben. Erst dann werde ich wissen, daß man dir über den Weg trauen kann."
    „Du kannst dich auf mich verlassen. Ich habe keine weiteren Ambitionen. Wirklich nicht."
    Gryden-Holmes tat alles, seine Worte so überzeugend wie möglich klingen zu lassen. Er unterstrich sie mit dezenten Gesten und beobachtete voller Befriedigung, daß sich Palk-Palms Miene entspannte. Die Hautfalten über dem Schnabel des anderen strafften sich.
    Ein gutes Zeichen, dachte Gryden-Holmes. Am liebsten hätte er sich selbst auf die Schulter geklopft. Es war ihm gelungen, den Argwohn seines Gegenübers zu beseitigen und die Aufmerksamkeit Palk-Palms regelrecht einzuschläfern. Selbstverständlich dachte er nicht eine Sekunde lang daran, seine Ziele aus den Augen zu lassen. Doch das mußte er Palk-Palm ja nicht sagen.
    Die beste Methode, einen Gegner zu besiegen, ist noch immer gewesen, ihn vorher einzulullen, dachte er. Ich werde Palk-Palm weiter bearbeiten, bis er im Kreise der Clanskerne herumgeht und für mich Propaganda macht.
    Er blickte Palo-Tryk an, dessen Handbewegungen Bewunderung für ihn signalisierten.
    Der junge Mann machte einen unruhigen Eindruck. Er brannte vor Ehrgeiz.
    Bei ihm muß ich ansetzen, schoß es Gryden-Holmes durch den Kopf, während er sich mit freundlichen Worten und dem Versprechen der Loyalität verabschiedete. Mit seiner Hilfe kann ich dem Alten das Genick brechen.
    Dann dachte er wieder an Ierze-Twei. Sie hatte vorausgesagt, daß sich eine Flotte von fremden Raumschiffen dem Vorhof näherte. Irgendwann in naher Zukunft würden demnach alle Clanskerne ihre ganze Kraft zur Abwehr oder
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