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1165 - Einsteins TrÀnen

Titel: 1165 - Einsteins TrÀnen
Autoren: Unbekannt
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gewesen, wenn er diesen hier hätte verlassen können. Doch sein Versuch mißlang. Er war in diesem Leichnam gefangen.
    Auf der obersten Stufe blieb er stehen, um zu lauschen. Einiges war an diesem Mausoleum architektonisch doch verändert worden, das sah er von hier oben aus ganz deutlich. Es war ihm gleichgültig. Sicher war es verrückt, daß man einen solchen Kult mit seinem Körper trieb. Jeder war sicher, daß Ellert nicht zurückkehren würde - jedenfalls nicht hierher. Aber die Menschen ließen von alten Gewohnheiten nur schwer ab.
    Draußen war alles still, aber das Tor war auch viel zu dick und hermetisch verschlossen, so daß nur sehr lauter Lärm durchgedrungen wäre.
    Das Mausoleum lag in einer einsamen Gegend außerhalb der Stadt.
    Ellert starrte auf das Tor. Er wagte nicht, es anzurühren, denn seine Frucht, es könnte verschlossen sein, steigerte sich immer mehr.
    „Hörst du mich, ES?" fragte er leise. „Siehst du, in welche Lage du mich gebracht hast?"
    Es waren auf gut Glück hervorgebrachte Worte, denn er durfte nicht damit rechnen, von innerhalb des Grauen Korridors Kontakt zu ES zu bekommen. Vermutlich war es sogar der Graue Korridor mit seinen ungewöhnlichen physikalischen Bedingungen, die ES gezwungen hatten, Ellert in den Originalkörper zu schicken.
    Er griff nach dem Tor.
    Seine Hand zuckte zurück, als hätte er glühendes Metall berührt. Es war, wie er befürchtet hatte. Das Tor war von außen verriegelt.
    Eine Zeitlang stand der ehemalige Teletemporarier wie betäubt da. Nur allmählich schälte sich eine Überlegung heraus: Geh zurück und leg dich wieder auf das Lager! dachte er.
    Fast wäre er umgekehrt und hätte sich in sein Schicksal ergeben, doch dann erwachte ein Teil seiner alten Entschlossenheit in ihm.
    Er trat dicht an die Tür und begann sie mit Händen und Füßen zu bearbeiten. Es gab dumpfe Laute, die jeder, der draußen irgendwo in der Nähe war, eigentlich hätte hören müssen.
    Ellert hielt inne, um Gegensignale nicht zu überhören.
    Plötzlich dröhnte eine Stimme aus mehreren Lautsprechern.
    „Was ist da drinnen los? Hält sich jemand im Mausoleum auf?"
    Ellert kauerte erschrocken auf der obersten Stufe. Erst langsam begriff er, daß jemand von draußen über eine Lautsprecheranlage zu ihm gesprochen hatte.
    Natürlich, es mußte eine Verbindung geben, auch eine Sichtverbindung.
    Was werden sie bei meinem Anblick tun? fragte er sich bestürzt.
    „Hallo!" klang die Stimme erneut auf. „Ist jemand da drinnen?"
    Hoffnung keimte in Ellert auf. Er konnte offenbar nicht gesehen werden. Entweder war die Anlage beschädigt, oder man hatte sie aus irgendwelchen Gründen demontiert.
    „Ja!" gab er laut zurück. „Öffne das Tor, damit ich herauskann!"
    Der Mann, der gesprochen hatte, begann leidenschaftlich zu fluchen.
    „Ich kann dich nicht sehen", sagte er schließlich. „Während des technomanischen Effekts hat man hier viele Teile ausgebaut. Es gibt keinen Sichtkontakt nach drinnen."
    Ellert atmete hörbar auf.
    „Laß mich heraus!" forderte er erneut.
    „Wer bist du?" Die Stimme klang mißtrauisch. „Es ist unmöglich, daß sich ein Lebender im Mausoleum aufhält."
    Fast hätte Ellert geantwortet: „Ich bin Ernst Ellert!"
    Doch er biß sich auf die Unterlippe. Mit dieser Auskunft würde er die Freiheit nicht erlangen.
    „Ich bin einer der Männer, die hier Demontagen vorgenommen haben", sagte er vorsichtig. „Es gelang uns, das Tor zu öffnen, doch dann fiel es zu, und seither sitze ich fest."
    Daran, daß der Mann auflachte, erkannte Ernst, daß er einen Fehler gemacht hatte.
    „Ist es nicht egal, warum ich hier drinnen festsitze?" rief er verzweifelt. „Ich will auf jeden Fall heraus."
    Das schien den anderen zu beeindrucken.
    „Also gut", kam die Antwort. „Normalerweise müßte ich eine Regierungsstelle der LFT benachrichtigen, aber ich glaube nicht, daß jemand jetzt für solche Dinge Zeit hat."
    Ellert wartete gespannt.
    Endlich glitt das Tor auf. Licht fiel herein. Ellert stellte sich seitlich neben die Tür, damit der Mann dort draußen ihn nicht sofort sehen und das Tor wieder schließen konnte - denn das würde er zweifellos versuchen, wenn er den wandelnden Leichnam erblickte.
    Der Mann streckte den Kopf herein und schaute sich um.
    Als er Ellert sah, rief er entsetzt: „Mein Gott!"
    Da hatte Ellert ihn bereits ergriffen und mit einem Dhagor-Griff zu Boden gedrückt. Die Augen des Mannes waren weit geöffnet, ob vor Schmerzen oder Angst,
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