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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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geschlafen haben mußte. Hier an dieser Stelle hatte er das Nagetier verspeist. Ein paar kleine Pelzstücke waren übriggeblieben, daran erinnerte er sich genau. Er sah sie nicht mehr.
    Sie waren verschwunden. Ein Gedanke formte sich in seinem Gehirn.
    „Ich will wissen ..."
    „Was?" dröhnte die fremde Stimme in seinem Bewußtsein.
    Er bemühte sich um eine Formulierung. Sein Verstand, eben erst erwacht, besaß keine Übung in solchen Dingen.
    „Alles", dachte er unbeholfen.
    „Du sollst alles erfahren", antwortete die Stimme.
     
    *
     
    Der Verkünder erschrak. Dröhnend, fordernd hallte die Mentalstimme des Heels in seinen Sensoren.
    „Ich will wissen ..."
    Eine Woche lang hatte er das schlafende Tier mit einem sorgfältig zusammengestellten Programm psionischer Impulse berieselt. Zelle um Zelle, Windung um Windung hatte er das kleine, aber erstaunlich komplizierte Gehirn aus dem Würgegriff des Instinkts befreien und der Kontrolle durch den Intellekt zuführen wollen. Behutsam führte er dem Verstand Mentalkraft zu, die ihn irgendwann in ferner Zukunft zu selbständigem Denken befähigen sollte. Vorsichtig aktivierte er brachliegende Synapsen, indem er sie mit schwachen, primitiven Gedankenströmen beschickte. Währenddessen wachte er über die körperliche Integrität des Heels.
    Nach einer Woche, hatte er sich ausgerechnet, würde er Seth-Apophis wecken und nachsehen, ob seine Maßnahmen eine nachweisbare Wirkung erzielt hatte. Was er zu finden erwartete, waren erste Spuren intuitiver Neugier, ein Rückgang der vom Instinkt dominierten Verhaltensmuster, ein Erwachen der Eigeninitiative.
    Und jetzt das!
    Die Reaktion des eben erst erwachten Heels übertraf alle seine Erwartungen. Er war so überrascht, daß er ohne Zögern die während der Verhandlung aufgezeichneten Daten überprüfte, um zu ermitteln, ob er irgendwo einen Fehler begangen, eine Psi-Dosis zu hoch angesetzt oder die falschen Synaspen aktiviert hatte. Aber die. Daten bestätigten ihm, daß alles genau nach Plan verlaufen war. Das eigenartige Verhalten des Heels, das in dieser Bestimmtheit erst nach Monaten intensiver Behandlung hätte zutage treten sollen, ließ sich höchstens damit erklären, daß er das psionische Potential des Tieres unterschätzt hatte.
    Das gab ihm zu denken. Wie viele Überraschungen würde ihm Seth-Apophis in Zukunft noch bescheren? Was hatte er da geschaffen, einen willigen Katalysator, mit dessen Hilfe er sich endlich daranmachen konnte, dieser Galaxis die Herrlichkeiten der Gottheit Uxförd zu verkünden, oder - ein Monstrum?
     
     
    GESTALTWERDUNG
     
    „Ich habe Angst", sagte Simsin.
    Seine Stimme war ein sanftes Knistern, das menschliche Ohren kaum wahrgenommen hätten. Simsins acht lange, dünne und elastische Beine, die radial und in weichem Bogen gekrümmt vom Zentrum des Körpers ausgingen, bildeten eine Wiege, in der der Zentralleib nervös auf- und abwippte. Die drei großen Augen waren mit starrem Blick auf die Videofläche gerichtet, auf der bunte, schwirrende Zacken die verwirrende Ausstrahlung des fremden Geräts anzeigten. Simsin spürte einen unangenehmen Druck, der auf seinem Verstand lastete und ihm eine Botschaft zu vermitteln suchte.
    „Viele wichtige Erkenntnisse sind unter dem Einfluß der Angst gewonnen worden", antwortete Virwen, der Kommandant. „Was du empfindest, ändert nichts an unserem Vorsatz."
    Die Antwort ärgerte Simsin so sehr, daß zwei seiner Beine in die Höhe fuhren und sieh zu einer obszönen Geste vereinten. Es war ein Glück, daß Virwen so sehr mit seinen Meßinstrumenten beschäftigt war, daß er die respektlose Reaktion seines Stellvertreters nicht bemerkte. Ein scharfer Verweis wäre Simsin sonst sicher gewesen.
    Simsin selbst war ob seines Ärgers überrascht. Gewiß, es hatte ihn schon oft gestört, daß Virwen selbst auf die profundesten Äußerungen mit abgedroschenen Sprüchen reagierte. Wie aber hatte ihn seine Antwort dermaßen aus dem Gleichgewicht bringen können? War nicht Virwen nach allen Regeln kosmischer Weisheit für würdig befunden worden, das Kommando über ein anximisches Forschungsraumschiff zu übernehmen.
    Und würde nicht er, wenn er sich um eine Kommandantur bewarb, dieselben Bedingungen erfüllen müssen? Wie konnte es dann sein, daß er und Virwen sich charakterlich so deutlich voneinander unterschieden?
    Simsin schob die irritierenden Gedanken beiseite. Es hatte keinen Zweck, sich jetzt den Verstand zu verwirren. Er hatte genug mit seiner
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