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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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Erfahrung.
    Der Heel besaß einen Namen. Ein Parsynne hatte ihn ihm gegeben. Es mußte sich um ein absonderliches Mitglied der MISSIONAR-Besatzung gehandelt haben, denn der Verkünder spürte im Bewußtsein des Tieres Zuneigung und Anhänglichkeit, wenn es sich an den Unbekannten zurückerinnerte. Der Name, ein wenig pompös für das unscheinbare Geschöpf, war Seth-Apophis. Von da an fiel es dem Verkünder noch leichter, dem Heel seinen Willen zu suggerieren. Er rief ihn bei seinem Namen.
    Die roten Blüten des Busches strömten einen Duft aus, der den Heel stimulierte. Der Verkünder stellte fest, daß Seth-Apophis in stimuliertem Zustand seinen Suggestionen besonders aufgeschlossen war. Er trug ihm daher auf, sich stets in den Schatten des Busches zu legen, wenn er zum See kam.
    Wochen, Monate vergingen. Immer wacher wurde Seth-Apophis' Intellekt, der bisher unter dem Netzwerk instinktiver Triebe gefangen gelegen hatte. Die Fähigkeiten, die der Heel entwickelte, übertrafen die Erwartungen des Verkünders bei weitem. Eines Tages riskierte er das entscheidende Experiment. Gelang es, dann konnte die zweite Phase der Erweckung beginnen.
    Er suggerierte Seth-Apohis ein besonderes Maß an Ehrfurcht gegenüber dem schimmernden Metallgebilde, das das Tier bei sich „die goldene Maschine" nannte. Der Heel reagierte erwartungsgemäß. Er begriff, daß es mit dem ehrerbietigen Anstarren der Maschine nicht mehr getan war - daß er mehr tun mußte, um dem fremden Gebilde seine Ergebenheit zu beweisen. Er tötete ein kleines Nagetier und brachte es dem Verkünder als Opfer dar.
    Die zweite Phase begann.
     
    *
     
    In der goldenen Wand entstand eine Öffnung. Verwirrt nahm Seth-Apophis zur Kenntnis, daß die kleine Tierleiche verschwunden war. Die goldene Maschine hatte das Opfer angenommen!
    Hinter der Öffnung war Licht. Ein Wirrwarr von Formen erregte die Wißbegierde des Heels. Zögernd zunächst, dann immer rascher glitt er auf das Loch in der Wand zu. Eine eigenartige Welt nahm ihn auf. Alles war hell, voll geradliniger Kanten und rechtwinkliger Ecken. Es gab keinen Schatten, und die Temperatur war überall dieselbe. Er witterte weder Pflanzen noch Getier. Statt dessen roch er Dinge, die ihm aus der hellen Stadt in Erinnerung waren.
    An einem Punkt, an dem mehrere Gänge aufeinander mündeten, blieb er stehen und versuchte, sich zu orientieren. Er empfand kein Bedürfnis, an die Außenwelt zurückzukehren - im Gegenteil: Er fühlte sich hier wohl. Aber der erwachende Intellekt stellte ihm eine Frage, die einem normalen Heel nie in den Sinn gekommen wäre: Wenn ich hinauswollte, fände ich den Weg? Ein Stück weit gelang es ihm, die eigene Witterung zu verfolgen. Dann verlor sie sich im Durcheinander der Gänge und Korridore. Er war gefangen. Es gab keinen Weg nach draußen mehr. Er nahm's zur Kenntnis und störte sich nicht daran.
    Nach langer Zeit gelangte er in einen großen, hohen Raum. Er war kahl, und in den polierten Metallwänden spiegelte sich eine verwirrende Lichtfülle. Seth-Apophis war hungrig.
    „Iß", sagte eine Stimme in seinem Bewußtsein.
    Das kam ihm nicht verwunderlich vor. Er hatte noch nie eine derartige Erfahrung gemacht und besaß daher keine Möglichkeit, Vergleiche anzustellen. Äußerst verstört reagierte er jedoch darauf, daß plötzlich der schlaffe Körper des kleinen Nagers plötzlich wieder vor ihm lag. Er stieß einen quietschenden, gellenden Schrei aus, wie es Heels tun, wenn sie sich einer unerwarteten Gefahr gegenübersehen, und wich mit gesträubtem Fell einen halben Sprung zurück.
    „Hab' keine Angst", sagte die Stimme. „Dort ist Nahrung. Iß."
    Er folgte der Aufforderung ohne Bedenken. Minuten später waren nur noch ein paar Pelzreste von dem Beutetier übrig. Seth-Apophis fühlte sich gesättigt und müde.
    „Schlaf jetzt."
    Auch diesmal gehorchte der Heel. Mitten auf der spiegelnden Metallfläche des Bodens legte er sich nieder, an einem Ort, der ihm keinerlei Deckung bot. Ein Gefühl des Friedens hatte sich seiner bemächtigt. Er war gewiß, daß ihm hier keine Gefahr drohte, und im Besitz dieser Gewißheit schlief er ein.
    Als er erwachte, wußte er nicht, wo er war. Die fremdartige Umgebung jagte ihm einen Schreck ein, aber es war ein milder Schreck, dessen Folgen er rasch überwand.
    Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Er dachte an die Stimme, die zu ihm gesprochen hatte.
    Er fühlte sich merkwürdig zermürbt und erkannte instinktiv, daß er sehr lange
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