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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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geschah jetzt zum erstenmal, daß er seine Erscheinung aufmerksam musterte. Der gestreckte, einen halben Meter lange Körper mit dem borstigen, fleckiggelben Fell war hager und muskulös. Die vier kurzen Beine, die ihn trugen, verrieten nichts von der Sprungkraft, die in ihnen stak. Der Schädel war kantig und hatte annähernd die Form eines Würfels. Die Schnauze ragte wie ein schlanker, spitzer Konus daraus hervor. Die beweglichen schwarzen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Der Sitz des Gehörsinns waren zwei sanft gewölbte Mulden zu beiden Seiten des Schädels.
    Kein hübscher Anblick, hätte er sich denken mögen, aber den Begriff hübsch kannte er nicht. Etwas anderes bewegte sein Inneres. So wie das Bild vor ihm sahen die Wesen aus, die von den Bewohnern der hellen Stadt auf Schritt und Tritt gejagt wurden. Für die Städter war ihr Anblick ein Gräuel. Heels waren das Niedrigste, das Abscheulichste.
    Giftig, von Parasiten zerfressen. Krankheitsträger, Aasfresser. Nicht Furcht im eigentlichen Sinne empfanden die Stadtbewohner vor den Heels, sondern Ekel.
    Ein solches Wesen war er oder sie, Seth-Apophis. Er wußte aus eigener Erfahrung, wie die Städter über seine Art gedacht hatten. Er war manchem vergifteten Köder aus dem Weg gegangen, Schüssen ausgewichen und Tritten und Schlägen um die Breite seines dürren Schwanzes entgangen. Die Erkenntnis, daß jeder sein Feind war, hatte sich tief in seinen Instinkt eingegraben.
    Aber jetzt war er frei. Von den Tieren, die hier lebten, fürchteten ihn die meisten. Den ändern wich er aus. Er hatte einen Helfer auf dieser Welt, einen weitaus mächtigeren Helfer als jenen Namenlosen, der ihn in der hellen Stadt in Schutz genommen hatte. Er hatte die goldene Maschine, die ihn rief und seine aufgewühlten Sinne besänftigte, wenn er drüben unter dem Busch mit den roten Blüten lag.
    Plötzlich wußte er, warum er die Plattform erklommen hatte. Der Begriff Dankbarkeit war dem Instinktbewußtsein eines Heels so fremd wie das Licht dem Höhlenolm. Aber er begriff, daß er für die Gunst, die die goldene Maschine ihm angedeihen ließ, eine Gegenleistung zu erbringen hatte.
    Unmittelbar vor der schimmernden, spiegelnden Wand legte er das erbeutete Nagetier nieder. Inzwischen hatte er sich weidlich angestrengt, und der Hunger machte sich aufs neue bemerkbar. Aber diese Beute durfte er nicht anrühren. Sie war für einen anderen Zweck gedacht.
    Rückwärts gehend näherte er sich dem Rand der Plattform. Diese Art der Bewegung hatte er zuvor nie praktiziert. Sie war seinem Innersten zuwider, weil er nicht wissen konnte, ob sich hinter ihm Gefahr befand. Und dennoch setzte er eine Tatze hinter die andere, als sei es die natürlichste Sache. Drei Sprünge von der Wand entfernt hielt er an.
    Er richtete sich auf den Hinterbeinen auf und spreizte die vorderen Glieder wie zu einer anbetenden Geste.
    Das war der Anfang.
    Gelenkt von der Kraft des plötzlich erwachenden Intellekts, hatte Seth-Apophis seine erste nichtinstinktive Haltung vollzogen.
    Er hatte der goldenen Maschine ein Opfer gebracht.
     
    *
     
    Für den Verkünder hatte sich die ganze Sache von vornherein recht unbefriedigend angelassen. Die Parsynnen hatten ihn - und noch ein paar Dutzend seiner Art - erschaffen, daß er in der Weite des Universums die Lehre der seligmachenden, allgegenwärtigen Gottheit Uxförd verkünde. Zu diesem Zweck war er, die seelenlose Maschine, mit eigenem Denkvermögen und einem organoplasmatischen Zusatz versehen worden. Denn es war erstens vorgesehen, daß er, nachdem er installiert worden war, selbständig und ohne Beaufsichtigung arbeiten solle, und zweitens war eine gewisse, nur auf organischem Weg erzeugbare Pseudoemotionalität zur Modulierung der psionischen Ausstrahlung erforderlich. Die Parsynnen in ihrem missionarischen Eifer verließen sich nicht darauf, daß jedes intelligente Wesen, sobald es die Botschaft des Verkünders vernahm, allein aufgrund des unüberhörbaren Wahrheitsgehalts von seinem bisherigen Irrglauben abfallen und sich Uxförds erlösender Lehre zuwenden würde. So zu denken, hätte bedeutet, den Erfolg der Mission der Laune des Zufalls zu überlassen.
    Nein, es gehörte eine angemessene Portion psionischen Drucks hinzu. Die Sendung des Verkünders war mit Suggestivimpulsen durchsetzt, die es auch dem Störrischen ermöglichten, den Pfad der Wahrheit zu finden. Zwar waren die Parsynnen nicht sicher, ob die Bewußtseine aller intelligenten Spezies auf die
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