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1159 - Mörderische Nixenwelt

1159 - Mörderische Nixenwelt

Titel: 1159 - Mörderische Nixenwelt
Autoren: Jason Dark
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Ich will Ihnen nicht noch mehr Angst machen, Herr Illig, ich möchte Sie nur fragen, ob es auch eine alte unheimliche Geschichte gibt, die sich um dieses Moor hier dreht.«
    Er hatte mich gehört. Er war auch sehr konzentriert gewesen. Er schaute mich aus großen Augen an, aber ich sah auch, dass er sich Mühe gab und nachdachte.
    Harry Stahl wollte ihm Mut machen und sagte: »Überlegen Sie in aller Ruhe.«
    »Ja, ja, das tue ich ja.« Illig strich über seine Stirn. »Einfach ist es nicht.«
    »Sie wissen auch, worauf mein Freund hinauswill.«
    »Das ist mir klar. Er hat auch Recht.«
    Harry schrak leicht zusammen. »Wie haben Sie das jetzt gemeint, Herr Illig.«
    »So etwas gibt es.«
    »Bitte genauer.«
    »Diese Geschichte.« Er fühlte sich unwohl und bewegte nervös seine Hände. »Jeder im Dorf hier kennt sie…«
    »Geht es auch um das Moor?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Dann hören wir gern zu.«
    Der gute Mann wusste wahrscheinlich nicht, worauf wir hinauswollten, aber er berichtete uns, was sich hier einmal zugetragen hatte. Er kam zu uns, brachte ein Bier, und dann erfuhren wir, dass vor langer Zeit das gesamte Moor einmal ein See gewesen war. Dunkel, schwarz, verwunschen.
    »Um welche Zeit war das denn?«, fragte ich.
    »Im siebzehnten Jahrhundert. Der Dreißigjährige Krieg. Die Horden aus Schweden sind ja hier eingefallen. Unseren Ort gab es noch nicht, aber Gehöfte schon. Es gab Männer und Frauen, auch Kinder. Die Menschheit hatte sich ja wieder von der Pest erholt. Dann kamen die Schweden. Sie haben gebrandschatzt, vergewaltigt, getötet, gefoltert, geraubt. Es muss eine furchtbare Zeit gewesen sein.« Er räusperte sich. »In unserer Heimatgeschichte oder in der Chronik gibt es einen Bericht, der erzählt, dass die Menschen hier in der Gegend, als sie dann hörten, wie nahe die Schweden schon waren, die jungen Frauen in Sicherheit brachten. Man schaffte sie auf ein Boot und ließ sie hinaus auf den See rudern. Dort sollten sie sich in Sicherheit bringen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Auf dem Wasser?«
    »Da gab es eine Insel.« Illig trank einen Schluck Bier, bevor er fortfuhr. »Die Schweden haben die jungen Frauen nicht erwischt, aber von ihnen hat man auch nie wieder etwas gehört. Sie kehrten nicht mehr zurück. Im See oder auf der Insel muss etwas Schreckliches passiert sein. Jedenfalls waren die vier Frauen tot. Dabei hatten sie überleben können. Was genau passiert ist, weiß niemand, auch die Chroniken schweigen sich darüber aus, aber mit rechten Dingen ging das nicht zu.«
    »Warum nicht?«, fragte Harry.
    Hans Illig drehte ihm den Kopf zu. »Weil später ihre Schreie gehört wurden. Schreie aus dem Sumpf. So erzählte man es sich. In den einsamen und dunklen Nächten hat man ihre Stimmen gehört. Es muss schlimm gewesen sein. Wahrscheinlich waren es ihre Geister.«
    Als er eine Pause einlegte, fragte ich leise: »Hat man sie auch gesehen? Steht darüber etwas in den Chroniken?«
    »Ja, auch das!«
    »Und?«
    »Ungewöhnliche Gestalten. Fast wie Fische sollen durch den See und den Bach geschwommen sein.«
    »Nixen?«
    Ich hatte das richtige Wort gefunden. Erst wollte mir Hans Illig es nicht bestätigen, doch nach einer Weile nickte er mir zu.
    »Also Wesen, die…«
    Er ließ mich nicht aussprechen. »Mörderische Nixen, Herr Sinclair. Böse Wesen. Gefährlich waren sie. Sie… sie… sollen auch die Menschen getötet haben.«
    »Wie?«
    »Sie wurden von ihnen geholt.«
    »Wie Maja?«
    Ich hätte seine Tochter nicht erwähnen sollen, denn er zuckte zusammen und verkrampfte sich. Als ich mich entschuldigte, winkte er ab. »Schon gut, es geht um die Sache. Die Menschen, die sich trotz allem ins Moor wagten, wurden ihre Beute. Man zog sie in ein Reich, mit dem wir Menschen wohl nichts anfangen können. Es gibt keine Berichte darüber, was sie alles erlebten, denn sie kehrten nie zurück. Die Nixen aber hatten ihren Spaß. Manchmal hörten Zeugen ihr Lachen in der Nacht. Am anderen Morgen war wieder jemand verschwunden.« Er zuckte mit den Schultern. »So ist es gewesen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß auch nicht, wer das Buch mit den Sagen aus dieser Gegend besitzt, aber mehr steht dort auch nicht drin. Nur eben die kleinen Geschichten. Und die Menschen haben sich danach gerichtet. Der Sumpf wurde gemieden. Den See gab es dann später nicht mehr. Er ging in die Sumpflandschaft auf. Das ist die Geschichte.«
    Harry Stahl warf mir einen schrägen Blick zu. »Kann das ein Hinweis oder
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