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1153 - Die Gruftie-Girls

1153 - Die Gruftie-Girls

Titel: 1153 - Die Gruftie-Girls
Autoren: Jason Dark
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Botschaft ab. Nach etwas Ähnlichem suchte ich auch hier, doch es klappte nicht.
    Keine Botschaft.
    Nur die Schwärze und zugleich auch die Bewegungslosigkeit.
    Kreisrund wie ein schwarzer Mond.
    Suko hatte mich beobachtet und fragt leise: »Spürst du was, John?«
    »Nein.«
    »Keine Sünde?«
    Auch Elmar Gentry hatte die Frage gehört. Er zuckte leicht zusammen, denn bei dem Wort »Sünde« reagierte er allergisch. Darauf schien er programmiert zu sein.
    »Hast du uns was zu sagen?«, fragte Suko.
    »Nein.«
    »Dann werden wir gehen. Und zwar zu dir. Wohnst du allein oder zusammen mit…«
    »Bei meiner Mutter.«
    »Ist sie zu Hause?«
    »Kann sein.«
    »Okay, wir werden das sehen.« Suko ergriff seinen Arm und zog ihn hoch. »Denk nicht, dass wir fertig sind, Elmar. Nein, wir beide fangen erst an…«
    ***
    Nick O'Brien war wie ein Dieb durch die Nacht geschlichen, obwohl es keinen Grund dafür gab. Er war jemand, der auf Nummer Sicher ging. Was ihm da vor zwei Tagen widerfahren war, das war schon so etwas wie eine Krönung.
    Er war eingeladen worden. Von ihnen eingeladen, und das mitten in der Nacht.
    Noch immer glaubte er an einen Traum, denn die Schwestern hatten fast als unnahbar gegolten in der Szene. Sie waren die beiden Sünden, ein irres Duo, das düstere Texte passend zu ebenfalls düsterer Musik sang und alles so perfekt rüberbrachte.
    In der Szene waren sie top. Da wurden sie geachtet und verehrt. Zwei Gruftie-Girls, die ihren Weg in die Düsternis schon gefunden hatten und dies den anderen durch ihr Auftreten und ihren Gesang auch weitergaben.
    Nick O'Brien gehörte noch nicht lange der Szene an. Durch einen Bekannten war er hineingeraten. Der hatte ihn zu einem Konzert in einer alten Burg mitgenommen, und genau dort war er von dem Virus Gruftie infiziert worden.
    Von dieser Nacht an hatte es nichts anderes für ihn als Hobby gegeben, obwohl er in seinem Beruf als das glatte Gegenteil auftrat.
    Nick arbeitete als Außendienstler für eine Versicherung. Er hätte die Kunden nie in seiner schwarzen Kleidung besuchen können, aber sein zweites Leben spielte sich nach Feierabend ab. Da schlüpfte er in sein anderes Outfit und gab sich den düsteren Träumen hin.
    Seine Eltern stammten aus Irland. Sie lebten nicht mehr, denn sie hatten sich damals der IRA angeschlossen und waren beide im Gefängnis gestorben. Offiziell hatte es Selbstmord geheißen, aber daran glaubte Nick nicht. Die Chance, es aufzuklären, hatte er nie bekommen und würde sie auch nicht mehr erhalten. Deshalb sah er sein Leben recht locker und richtete es sich so ein, wie es ihm gefiel. Er war nach London gezogen, hatte einen Job bekommen und fühlte sich recht wohl, denn dieses Doppelleben gefiel ihm ausgezeichnet. Er kam gut damit zurecht.
    Julia und Wiebke hatten ihn eingeladen. Ausgerechnet ihn. Eine gewaltige Ehre. Obwohl er sich auf dem Weg zu den beiden befand, konnte er es noch immer nicht fassen. Die Schwestern wohnten nördlich der Themse in einem Viertel, in dem es noch alte Häuser gab mit vielen kleinen und verschachtelten Wohnungen und heimlich errichteten Anbauten an den Rückseiten.
    Man hatte Nick erklärt, dass er vom Hof her die Wohnung erreichte und dort wollte er auch seinen Roller abstellen, mit dem er unterwegs war.
    Es war die ideale Nacht für Grufties. Natürlich zählte der Vollmond, aber auch die Temperaturen ließen sich ertragen. Zudem regnete es nicht, und in London war man dabei - Ende März - den Winter zu vergessen. Die Luft hatte sich schon tagsüber erwärmt und kühlte in der Nacht auch nicht so schnell ab.
    Die Gegend war ihm nicht bekannt. Nicks Kunden wohnten woanders.
    Wer hier lebte, der konnte keine Versicherungsbeiträge bezahlen. Nick war zudem froh, dass ihn sein Job nicht in diesen Bereich hineintrieb. Er fühlte sich schon unwohl, als er die Gestalten sah, die ab und zu aus einer Kneipe oder Nische erschienen. Sie waren das, was man lichtscheu nannte.
    Es war ruhig, aber nicht still. Wenige Stimmen, auch die Musik hielt sich in Grenzen. Die Pubs hatten schon geschlossen, aber hier hielt man sich nicht an Sperrstunden. Man schloss zwar ab, doch wer etwas trinken wollte, der bekam auch was. Bei einer Kontrolle war man eben privat beisammen. Außerdem würde es nicht mehr lange dauern, dann konnten die Pubs auch bis in die frühen Morgenstunden geöffnet haben.
    Im nächsten Jahr würde der alte Zopf abgeschnitten werden.
    Sein Roller tanzte über den schlechten Bodenbelag, und Nick fuhr
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