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1122 - Der Prophet des Teufels

1122 - Der Prophet des Teufels

Titel: 1122 - Der Prophet des Teufels
Autoren: Jason Dark
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wenig später die gesamte Gestalt, die sich nach links wandte, noch zwei Schritte sicher ging und dann dicht unter dem First stehen blieb.
    Es war der Prophet des Bösen, und er zeigte sich so, wie wir ihn auch von dem Videofilm her kannten. Lächelnd. In den Händen die Karten haltend, die er uns als Fächer präsentierte. Und wir sahen den bösen Blick seiner Augen, mit denen er über den Rand der Karten hinwegschaute und sich einzig und allein auf uns fixierte…
    ***
    Es war nicht einmal eine große Überraschung für uns gewesen.
    Doch jetzt, als wir ihn aus nächster Nähe sahen und nicht auf dem Film, da war schon etwas von dieser Atmosphäre zu spüren, die von ihm ausging. Sie war einfach fremd. Sie war ohne Wärme, ihre fehlte einfach das Menschliche. Darüber konnte auch das Lächeln des Propheten nicht hinwegtäuschen. Er hatte auf uns gewartet. Er wollte die Auseinandersetzung.
    Neben mir flüsterte Harry etwas, das ich nicht verstand. Ich sah nur diesen Propheten, und ich wusste auch, dass einer von uns beiden das Schicksal des anderen war. Irgendwie waren wir dazu geboren, uns hier zu treffen.
    Noch war kein Wort zwischen uns gefallen. Ich hielt zwar meine Waffe fest und hätte auf ihn feuern können, aber etwas hinderte mich daran. Es war für mich schwer zu erklären. Es konnte eine andere Macht sein, die nur ich spürte, und auch mein Kreuz hatte sich leicht erwärmt. Es trieb mich praktisch zu ihm hin.
    »Warum willst du nicht schießen, John?«
    »Lass mich auf das Dach klettern.«
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Du hast gesehen, wozu er fähig ist.«
    »Das habe ich auch nicht vergessen.«
    Er knurrte etwas, aber er kannte mich. Harry wusste, dass ich mich nicht aufhalten lassen würde. Ich steckte sogar meine Waffe weg, um beide Hände freizuhaben. Ich wusste, dass mir Freund Harry den Rücken decken würde.
    Das Fenster stand so weit offen wie möglich. Es war trotzdem nicht leicht, auf das Dach zu klettern. Zudem musste ich mich auch noch darauf halten, und ich gehörte nicht zu den Schornsteinfegern, die sich dort bewegten wie andere Menschen auf einer normalen Straße.
    Der Prophet tat nichts. So wie er da stand, in diesem verrückten und auch altertümlichen Outfit, erinnerte er mich an eine Person, die aus dem letzten Jahrhundert übrig geblieben war, was ich sogar nicht ausschloss. Ich war während meiner Kletterei leicht angreifbar, auch wenn mir Harry Rückendeckung gab. Auf der anderen Seite dachte der Prophet gar nicht daran, mich in irgendeiner Art und Wiese anzugreifen. Er war mit seinen Karten beschäftigt, schaute immer wieder darauf oder warf einen Blick über ihre oberen Ränder hinweg, um meinen Bemühungen zuzuschauen.
    Ich hatte schon meine Schwierigkeiten, mich zu halten. Auf der Schräge war es verdammt schwer, und ich fragte mich, warum ich so gehandelt hatte.
    Zum Glück waren die Dachpfannen trocken. Bei Nässe wäre ich schon längst gerutscht.
    Zwar etwas versetzt, aber trotzdem standen wir uns gegenüber.
    Ich nahm mir die Zeit für einen schnellen aber intensiven Blick über das Hausdach hinweg. Es war auch möglich, dass ich einen Weg einschlagen musste und nicht mehr auf dem Dach bleiben konnte.
    Die grandiose Aussicht über die Stadt und die Landschaft vergaß ich. Wichtig waren auch die Nebendächer, die sich als Kulisse bei meinem Rundblick ausbreiteten. Da waren die anderen Kamine ebenso zu sehen wie der graue und am oberen Rand geschwärzte Schornstein in meiner recht unmittelbaren Nähe. Im Notfall konnte er mir als Deckung dienen.
    Trotz seines Aussehens kam mir dieser Prophet keinesfalls lächerlich vor Ich war eher der Ansicht, dass es dazugehörte und um die 100 Jahre alt war.
    Da hatte es mich nicht gegeben. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn er mir eröffnet hätte, dass er damals schon in dieser Stadt gewesen war. Das Kreuz ließ ich stecken, auch die Beretta hielt ich nicht in der Hand. Ich wollte dem Propheten weismachen, dass ich keine feindlichen Absichten hegte.
    Von unten her drangen die üblichen Straßengeräusche zu uns hoch. Der Prophet hielt seine Karten fest. Es war eben sein Auftritt und mit dieser Geste verbunden. Aber er schaute mich jetzt direkt an. Ich fühlte mich wie unter Druck stehend und wollte endlich mehr über ihn wissen.
    »Wer bist du?« fragte ich leise.
    Er ließ die Hand mit den Karten sinken, ohne mir die Vorderseite zu zeigen. »Ich bin abermals erschienen, wie ich schon einmal auf dieser
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