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1121 - Wenn Totenmasken leben...

1121 - Wenn Totenmasken leben...

Titel: 1121 - Wenn Totenmasken leben...
Autoren: Jason Dark
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konnten. Von rätselhaften Gräbern und geheimnisvollen Wesen, die hier regierten.
    Zumeist wurde in den Pubs darüber geredet. Aber da waren auf der anderen Seite die Jungen und auf der anderen die Alten. Die Jungen lachten über die Sprüche der Alten und amüsierten sich über deren Angst vor dem Unheimlichen.
    Hier jedoch passte alles. Er glaubte es. Es mochte an der Atmosphäre liegen, die sich in der alten Pension ausgebreitet hatte. Sie steckte in den dicken Mauern, im Dach, in den Fenstern, im Fußboden, eigentlich überall.
    Der Gesang der Totenmasken!
    Sean konnte es nicht begreifen, obgleich er das Gefühl der Angst genau nachvollziehen konnte, das in ihm hochstieg. Es war mit einer kalten Klinge zu vergleichen, die sich in seinem Körper hoch wühlte, und die Luft wurde ihm knapp.
    Jolanda hielt ihn noch immer fest. Sie hatte in den letzten Sekunden geschwiegen. Jetzt aber ergriff sie wieder das Wort und sprach mit flüsternder Stimme. »Wer den Gesang der Totenmasken hört, der ist verflucht und des Todes…«
    Nein, es war ihm nicht möglich, darüber zu lachen. Sein Sinn für die Realität war dahin. Nicht einmal ein Lächeln schaffte er. In dieser Situation war alles anders. Da wurde das Unmögliche zur Tatsache, und daran ließ sich nichts ändern.
    Sean verfluchte dieses unheimliche Gefühl, das ihn überkommen hatte. Er wusste auch, was zu tun war. Er brauchte die Frau nur zur Seite zu stoßen, und alles lief wieder seinen normalen Gang. Er konnte auf dem Absatz kehrtmachen und verschwinden…
    Blei in den Beinen! Ein unheilvoller Zauber hielt ihn davon ab.
    Sie sangen noch immer. Diese weichen und klagenden Stimmen.
    Totenmasken. Vielleicht sogar die echten Toten, die in irgendwelchen Gräbern lagen und keine Ruhe fanden. Unheimliche Gestalten, schon halb verwest, angefressen von Würmern und Insekten und…
    Sean taumelte plötzlich zurück und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Ohne Vorwarnung war er losgelassen worden und konnte froh darüber sein, Halt am Handlauf des Ofens gefunden zu haben. Er wischte über seine Augen, wie jemand, der das Bild der Realität entfernen will. Doch bei ihm blieb es. Jolanda war ebenso eine Realität wie die beiden Gläser auf dem Tisch und wie das Paket.
    Er konzentrierte sich auf das Singen. Es war nicht mehr zu hören.
    Doch nur eine Einbildung? Sean hätte es gern geglaubt, doch es gelang ihm nicht.
    Jolanda zündete sich eine Zigarette an. Es war die letzte in der weichen Packung gewesen, die sie zusammenknüllte und in einen Abfalleimer warf. Sie blieb vor dem Tisch stehen und produzierte dichte Qualmwolken, die träge auf den Briefträger zuflossen. Er selbst rauchte nicht, und das Gesicht der Frau sah für in aus, als wäre es dabei, sich langsam aufzulösen.
    Er unterdrückte das Stöhnen nicht und fragte sich, wo er hier gelandet war. Bestimmt nicht bei einer normalen Geburtstagsfeier.
    Hier war überhaupt nichts mehr normal. Hier stand eine Welt auf dem Kopf, wenn schon die Totenmasken jammerten.
    Dabei war er der Postbote. Wie oft hatte er Jolanda Juffi besucht.
    Okay, sie wurde von allen, die sie kannten, schon als etwas seltsam eingestuft, weil sie so gar nicht in dieses sie umgebende dörfliche Milieu passen wollte, doch was er hier erlebte, das hätte er sich nie träumen lassen.
    Sean fasste Mut und sagte: »Ich werde jetzt wieder gehen, Madam. Ich habe heute noch eine Verabredung mit Freunden. Danke für den Champagner.«
    Jolanda hatte seine Worte gehört. Mit eckigen Bewegungen wischte sie die Qualmwolken zur Seite, um freie Sicht zu haben, dann drückte sie die Zigarette aus. »Gehen willst du?«
    »Ja.«
    Sie schüttelte den Kopf und kurz danach nickte sie. Damit kam Sean nicht zurecht. Er wartete auf eine Erklärung. Statt dessen fragte Jolanda Juffi: »Wie lange kommst du jetzt zu mir, mein junger Freund?«
    Das konnte Sean genau beantworten. »Ich bin seit vier Jahren im Beruf. So lange bringe ich Ihnen die Post.«
    »Das wollte ich hören. Ehrlich gesagt ich war immer sehr zufrieden mit dir.«
    »Oh, danke.«
    »Nur heute nicht.«
    Die Antwort störte ihn, und er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
    »Du willst den Grund wissen, Sean?«
    »Ja, wenn Sie meinen.«
    »Es ist ganz einfach und auch mit wenigen Sätzen erklärt. Du hast mir in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer die Pakete gebracht, und ich habe mich darüber gefreut.«
    »Es gehört zu meinen Aufgaben, Madam.«
    »Auch das ist klar. Aber jeder
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