Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch in den folgenden Sekunden nicht zu erkennen, ob der Mönch sie angreifen wollte. Suko nutzte die Gelegenheit. Er senkte seinen Kopf und brachte den Mund dicht an Brittas Ohr. »Kennen Sie ihn? Haben Sie schon von ihm gehört?«
    »Nein…«, gab sie zurück, »nie…«
    »Aber Lorenzo kennt ihn - oder?«
    »Das… das… kann sein.«
    »Sehr gut. Was fällt Ihnen noch alles ein?«
    »Ich habe Angst.«
    »Kann ich mir denken. Aber ist er nicht der Wegweiser hinein in die Hölle?«
    »Ich kann es nicht sagen.«
    »Was stört Sie?«
    »Bitte - lassen Sie uns gehen. Bevor es zu spät ist. Die Welt hat sich geöffnet. Sie haben ihn befreit. Sie haben den Spiegel zerstört. Es mußte mal so kommen und…«
    »Vielleicht kann er reden«, sagte Suko mit leiser Stimme. »Das ist doch möglich.«
    Sie schluckte, hustete dann und schüttelte wieder den Kopf. »Ich kann und will nicht mit ihm sprechen. Er wird uns auch nichts sagen. Er ist ein Geschöpf der Finsternis. Er kommt aus der Hölle, bitte, das müssen Sie begreifen.«
    Ob er aus der Hölle oder aus einer anderen Dimension kam, das war Suko jetzt gleichgültig. Er war lange genug inaktiv gewesen und wollte endlich etwas tun.
    »Passen Sie auf«, sprach er Britta an. »Das hier ist eine Sache, die nur mich etwas angeht. Ich schiebe Sie jetzt zur Seite. Danach knöpfe ich mir die Gestalt vor.«
    Sie lachte den Mönch an und nicht Suko. »Sie sind ein Narr. Narren haben noch keine Siege erringen können. Sie werden gegen ihn nicht ankommen, denn Sie sind ein Mensch, und Menschen haben in der Hölle noch niemals Chancen gehabt.«
    »Das sehe ich anders.«
    Der plötzliche Kälteschauer irritierte beide. Er wehte von vorn her gegen sie, und Suko hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Es war ein Gruß aus dem finsteren Totenreich, und zugleich bewegte sich der alte Mönch.
    Er grinste.
    Der Glanz in den Augen verstärkte sich. Das Licht der kleinen Kerze begann zu flackern und zu tanzen. Es umwirbelte den Docht und wurde von einem unheimlichen Heulen aus den Tiefen des Tunnels begleitet. Einen Atemzug später erwischte sie der Sog.
    Suko hörte noch Brittas Schrei. Einen Moment später war er nicht mehr in der Lage, sich zu halten.
    Die Beine wurden ihm in die Höhe gerissen. Er schwebte über dem Boden, aber er wollte der verdammten Kraft nicht nachgeben und klammerte sich mit beiden Händen am Rand des Waschbeckens fest.
    Es war nur ein kurzer Halt. Zudem war die Fläche nicht aufgerauht. Seine Hände rutschten hin und her. Es brachte auch nichts, wenn er noch härter zugriff, denn es trieb seinen Oberkörper zugleich in die Höhe. Der Sog war einfach nicht zu stoppen. Er machte mit Suko, was er wollte. Sein Körper drehte sich in der Luft. Er schwebte jetzt bereits über dem Waschbecken.
    Ein gellender Schrei ließ ihn die eigenen Sorgen vergessen. Britta hatte es schlimmer erwischt als ihn. Sie war nicht mehr in der Lage gewesen, sich festhalten zu können. Die Kräfte des Totenmönchs hatten sie zu einem Spielball gemacht.
    Sie lag auf dem Rücken. Sie kreiste in Höhe des Tunneleingangs. Ihre Haare waren zu einer Struwwelfrisur geworden, und das Gesicht sah aus, als wäre es völlig blutleer.
    Der Schrei blieb.
    Aber er veränderte sich.
    Die andere Kraft hatte es geschafft, Britta zu einem Spielball zu machen. Auch sie folgte bestimmten Gesetzen, und denen mußte auch die Frau folgen.
    Mit dem Kopf zuerst zerrte der Sog sie auf das Loch zu. Der Mönch war wie ein Spuk verschwunden, aber der gewaltige Sog war geblieben. Er packte die Frau, als wäre sie nur eine Feder. Dann riß er sie mit unvorstellbarer Wucht in den Tunnel hinein.
    Sie war das leichtere Opfer gewesen, denn mit Suko hatte die andere Macht mehr Schwierigkeiten.
    Er hatte es noch immer geschafft, sich am Rand des Beckens festzuhalten, aber seine Beine standen dabei schräg in die Höhe. Und der Sog hatte unzählige Arme, die an ihm zerrten, die ihn schlugen, die an ihm rissen, die seine Kleidung zum Flattern brachten und immer wieder zuschlug.
    Er kämpfte.
    Er wollte sich dem Schicksal nicht überlassen, aber der unheimliche Sog war stärker. Er zerrte Suko noch näher an das viereckige Loch heran, und der Inspektor stellte fest, daß seine Hände immer mehr den Halt verloren.
    Sie glitten ab. Er starrte in das Loch. Und er sah auch den Mönch, der sich etwas zurückgezogen hatte. Nur seine Augen waren zu sehen, die kalt leuchteten. Die Gestalt selbst war beinahe mit der Dunkelheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher