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111 - Das Spukschloß

111 - Das Spukschloß

Titel: 111 - Das Spukschloß
Autoren: Dämonenkiller
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des Dorfplatzes eine milchige Wand. Sie leuchtete von innen heraus, - rückte noch etwas zurück und füllte die Straße ganz aus.
    Der Mopedfahrer raste genau auf das mysteriöse Hindernis zu. Es gab einen höllischen Knall, als er sich überschlug. Der Motor starb blubbernd. Der Schrei des Jungen gellte sekundenlang über den Platz. Das verformte Fahrzeug schrammte über die abschüssige Straße und blieb im Rinnstein liegen.
    Woetzold sah sich aufgeregt um. Niemand ließ sich blicken.
    „Verdammt noch mal!" schrie er laut. „Will denn keiner helfen? Der Junge ist doch aus euerm Kaff!"
    Er holte den Erste-Hilfe-Koffer aus dem Wagen, rannte über den Platz, kam am Brunnen vorbei und erreichte die Stelle, an der vor wenigen Augenblicken das milchige Etwas geschwebt hatte. Jetzt war die Erscheinung natürlich verschwunden. Woetzold wurde unwillkürlich an die Materialisation eines Geistes erinnert, doch er verdrängte diesen Gedanken: Obwohl er ständig über okkulte Dinge schrieb, wollte er sie nicht wahrhaben.
    Der Junge lag mit dem Gesicht auf dem Boden. Seine Arme waren angewinkelt. Die Beine schienen merkwürdig verrenkt.
    „Hallo? Ist da jemand? Ich brauche Hilfe!"
    Bis auf das Miauen einer Katze war nichts zu hören.
    Der Verunglückte gab keinen Laut von sich. Er lag wie eine leblose Puppe da.
    Woetzold streckte eine Hand aus und berührte ihn an der Schulter. Es kostete ihn einige Überwindung, denn er ekelte sich vor Blut.
    Entsetzt zuckte er zusammen.
    Die Haut des Jungen war eisigkalt.
    Er drehte ihn herum und brachte ihn in die Seitenlage. Die Arme ließen sich nicht bewegen. Sie waren in der kurzen Zeit bereits erstarrt.
    Er ist tot, schoß es dem Reporter durch den Kopf. Ich kann ihm nicht mehr helfen.
    Das Gesicht des Verunglückten war wachsbleich. Die Lippen waren hellblau verfärbte Striche. Die Augen waren weit aufgerissen. In ihnen spiegelte sich das Grauen wider, das er im Augenblick des Todes schockartig erlebt hatte. Erst jetzt bemerkte Woetzold, daß sich auch die Pupillen verfärbt hatten. Sie waren hellgrau.
    Irgend etwas stimmt hier nicht, dachte er und stand langsam auf. Er zitterte. .
    Der Wind strich durch die verlassenen Gassen. Strohbüschel wurden über das Kopfsteinpflaster geweht. Die Katze, die der Reporter eben noch gehört hatte, verschwand mit einem Sprung über ein Hoftor.
    Ich bin allein, wurde ihm schmerzhaft bewußt; allein mit einem Toten.
    Da sah er Lichter aufflackern; ihr schwacher Schein reichte nicht aus, um die Umgebung zu erhellen; wie Glühwürmchen schwebten sie auf der Stelle, keine fünfhundert Meter weit weg.
    Woetzold überlegte kurz, ob er wieder zurückfahren sollte. Das südliche Donauufer erschien ihm wie das verheißene Land. Hier war alles kalt und leer. Er fröstelte, fürchtete sich auf einmal vor der Fahrt über die Brücke. Die paar Kilometer bis zu den Nachbargemeinden kamen ihm plötzlich unbeschreiblich weit vor.
    Ich bleibe hier, entschloß er sich. Ich werde die Leute aus den Federn holen und zu einer Aussage zwingen.
    Er schalt sich einen Narren. Der Unfall war nun mal geschehen. Er konnte den jungen Mann auch nicht wieder lebendig machen. Jedenfalls wollte er die Angehörigen unterrichten. Vielleicht würde er von ihnen erfahren, weshalb der Junge wie ein Verrückter durch die Gegend gerast war.
    Die Lichter flackerten im Wind.
    Zwölf Stück, zählte Woetzold; das dreizehnte hing an einem schmiedeeisernen Gitter.
    Während er langsam die schmale Straße hochging, überlegte er, wie er aus dem Geschehenen Kapital schlagen konnte.
Mysteriöser Unfall durch Seelenmaterialisation. Angesichts
der geisterhaften Erscheinung verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug….
    Woetzold blieb erstaunt stehen. Vor ihm war eine mannshohe Mauer. Es war dunkel geworden. Die Kiefern standen wie riesige Pilze vor dem Nachthimmel. Der Wind verfing sich in ihren Ästen und erzeugte ein klagendes Säuseln.
    Der Friedhof! durchzuckte es ihn. Die Lichter sind nichts anderes als Totenkerzen.
    Ihm fiel wieder das Gerede über die seltsamen Todesfälle ein. Dreizehn Opfer in relativ kurzer Zeit - was bei einer Dorfbevölkerung von schätzungsweise achthundert Seelen ein hoher Prozentsatz war.
    Unter seinen Schritten knirschte Kies. Der Mittelweg führte genau auf die Kapelle zu. Rechts war der Komposthaufen. Die Blumengebinde stanken bestialisch. Ein paar Grabschleifen flatterten im Wind. Marmorengel, schmiedeeiserne Kreuze und einfache Monolithgrabsteine wechselten
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