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1109 - Die Stunde der Krieger

Titel: 1109 - Die Stunde der Krieger
Autoren: Unbekannt
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fragte er sich, wie er selbst in einem solchen Fall reagieren würde. Wenn jetzt jemand käme, um ihm zu sagen... In plötzlichem Erschrecken blickte er seinerseits nach oben, obwohl ihm das Schmerzen bereitete. Er atmete erleichtert auf, als er seine Armadaflamme sehen konnte. Dann besann er sich darauf, daß es jetzt andere Probleme gab.
    „Fühlst du irgendeine Veränderung?" fragte er Uld.
    Er mußte seine Frage zweimal wiederholen, bevor Uld reagierte.
    „Nein", sagte der andere lakonisch.
    „Bist du sicher, daß du gesund bist?" drängte Jercygehl An.
    Uld nahm endlich die Hände herunter.
    „Ja", sagte er resignierend. „Ich wollte, das wäre nicht der Fall."
    An verstand ihn nur zu gut.
    Es gab keinen Präzedenzfall. Jedenfalls nicht bei den Cygriden. Was die anderen Armadavölker betraf, so war sich An nicht sicher, aber er konnte es sich auch bei ihnen einfach nicht vorstellen.
    Ihm war bekannt, daß es innerhalb der Armada Wesen gab, die keine Armadaflamme besaßen, aber das waren dann auch keine Armadisten. Die meisten von ihnen gehörten ganz bestimmten Völkern an und waren nicht viel mehr als lebende Roboter-Wesen, die für eine ganz bestimmte Aufgabe geradezu gezüchtet wurden und zu eigenständigen Überlegungen nicht fähig waren, häufig auch nur eine sehr kurze Lebensdauer besaßen. Bei den Cygriden gab es so etwas nicht. Außerdem hieß es, daß es auch Fälle gab, in denen Individuen nicht fähig waren, eine Armadaflamme zu tragen, und daß diese Wesen als Ausgestoßene ein Parasitenleben innerhalb der Armada führten.
    Jercygehl An glaubte nicht an solche Märchen. Er hatte nie einen von diesen Ausgestoßenen zu Gesicht bekommen. Andererseits war ihm klar, daß ein Armadist ohne Armadaflamme eben kein Armadist mehr sein konnte. Und auch kein Cygride, denn alle Cygriden trugen die Flammen.
    War damit auch Uld kein Armadist und kein Cygride mehr?
    Jercygehl An sah sich außerstande, diese Frage jetzt und an diesem Ort zu klären. Wenn er sich an Bord der BOKRYL befunden hätte, dann wäre das Problem womöglich leicht zu klären gewesen: Er hätte den Fall dem Armadaherzen gemeldet und abgewartet, welche Weisungen an ihn ergingen.
    Zum erstenmal war er beinahe dankbar dafür, daß er diese Möglichkeit jetzt nicht besaß. Er hatte keine gefühlsmäßigen Bindungen zu Uld, und genau genommen kannte er den Techniker kaum.
    Aber er wußte, daß Uld ein guter Armadist war. Er war sich jedoch plötzlich nicht sicher, ob auch das Armadaherz das wußte, und der bloße Gedanke, daß er gezwungen sein könnte, Uld zu verstoßen, bereitete ihm Übelkeit.
    „Wie geht es jetzt weiter, Kommandant?" fragte Uld leise.
    Jercygehl An riß sich zusammen.
    Er sah sich um und stellte erleichtert fest, daß bisher niemand auf sie aufmerksam geworden war.
    Das war gut, und es verschaffte ihnen Zeit. Jercygehl An dachte an die seltsame Situation, in der sie alle und der riesige Rest der Endlosen Armada sich befanden, und er sagte sich, daß das Verschwinden von Ulds Armadaflamme vielleicht nur der Beginn noch seltsamerer Ereignisse darstellte. Auch wenn diese Vermutung sich als falsch erweisen mochte - im Augenblick waren die rund zweieinhalbtausend Cygriden, die sich an Bord der BASIS befanden, sowohl von der Endlosen Armada als auch von ihrem eigenen Volk isoliert, und so, wie es zur Zeit aussah, würde es auch noch für eine ganze Weile dabei bleiben. Unter diesen Umständen würden sie alle anderes zu tun haben, als auf Ulds fehlende Armadaflamme zu achten. Uld konnte also ein durchaus geachteter Cygride bleiben, bis sie die anderen Schiffe wiederfanden. Und dann würde man weitersehen.
    „Bleib vorerst hier im Halbdunkel", sagte Jercygehl An aus diesen Gedanken heraus zu Uld. „Es hat keinen Sinn, irgend etwas zu übereilen. Die Endlose Armada besteht nicht mehr in der Form, wie wir sie kennen. Damit kann sich alles mögliche verändern. Vielleicht werden wir alle unsere Armadaflammen verlieren, bis die Endlose Armada wieder zusammengeführt ist. Warte also ab."
    „Ja, Kommandant", sagte Uld dankbar, und Jercygehl An wandte sich abrupt ab.
    Er glaubte nicht an das, was er Uld gesagt hatte. Es hatte ein Trost und eine Beruhigung für den anderen sein sollen, etwas, das ihn von unüberlegten Handlungen abhalten sollte - nicht mehr und nicht weniger. Es war eine Notlüge gewesen, und Notlügen waren erlaubt. Dennoch war er jetzt nicht fähig, Uld in die Augen zu sehen.
    Er hatte sich jetzt so weit an das
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