Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gebracht. Das gibt für sie einige Pluspunkte.«
    »Vergessen Sie es.«
    Der Mann vom BKA, der Schröder hieß, verzog amüsiert die Lippen. »Hängen Sie immer noch den alten Dingen hinterher?«
    »Nicht direkt. Aber ich habe nicht vergessen, wie ich in diesem Land behandelt worden bin. Wessi tritt Ossi. Das war doch so üblich, und in mir hat der Staat ein Opfer gefunden.«
    »Das ist jetzt vorbei.«
    »Klar. Doch hätte ich keine ausländischen Freunde gehabt, wäre ich wohl in der Gosse dieses tollen Wohlfahrtstaates gelandet und könnte mich jetzt aus der Klosterküche ernähren.«
    »Das soll ja dort gut schmecken. Kann ich Ihnen empfehlen. Ich habe gehört, daß hier in Köln sehr gut gekocht wird und…«
    »Hören Sie auf. Kommen Sie zur Sache.«
    »Klar, gern, Harry. Ich wollte die Atmosphäre nur ein wenig auflockern und Ihnen etwas Gutes mitteilen. Sie sind ja weder Ossi noch Wessi, sondern ein Wossi.«
    »Keine Schubladen, bitte. Ich fühle mich weder als das eine noch das andere.«
    Schröder hatte eine Schublade des Schreibtisches aufgezogen und einen Schnellhefter hervorgeholt.
    Darin lag ein Umschlag, der nicht zugeklebt war. Er drückte die Lasche zurück, stellte den Umschlag auf den Kopf und ließ einige Fotos herausgleiten, die auf der glatten Schreibtischfläche Harry entgegenrutschten.
    »Schauen Sie sich die Bilder in Ruhe an, bitte.«
    Das tat Harry auch. Was er sah, ließ ihn nicht gerade vor Begeisterung aufjubeln. Alle Fotos zeigten das gleiche Motiv. Er sah einen Toten, der nur noch teilweise ein Mensch war. Das Gesicht war zu erkennen, alles andere konnte nur noch erahnt werden, denn der Körper war auf dem Weg eines nicht zu übersehenden Übergangs in einen pflanzlichen Zustand.
    Die Beine sahen aus wie krumme, knotige Äste. Mit den Fingern war das gleiche geschehen. Aus dem Oberkörper hatten sich frische Triebe hervorgedrängt und die Haut, die nicht mehr als solche anzusehen war, von innen gesprengt.
    »Was sagen Sie, Harry?«
    Stahl zuckte mit den Schultern und legte die vier Aufnahmen zur Seite. »Es ist ein Mensch.«
    »Hmmmm…« Schröder wiegte den Kopf. »Ja, so könnte man es sagen. Aber dieser Mensch befindet sich inmitten einer Metamorphose. Es scheint, als sollte er zur Natur zurückgeführt werden. Wenn jemand stirbt, ist es klar, daß er irgendwann einmal verwest. Das ist der natürliche Weg. Aber nicht bei diesem Mann hier. Ein Toter, der von der Natur übernommen wird und sich sogar in den Kreislauf eingliedern könnte. Aus ihm wird eine Pflanze, ein kleiner Busch, ein winziger Baum, wie auch immer. Ich weiß es nicht.«
    »Wo fand man den Mann?«
    »Ein Junge hat ihn gefunden. Die Umstände sind unwichtig. Allerdings eine Folge des Hochwassers, unter dem die Eifel in Belgien und in Deutschland stark zu leiden gehabt hat. Wir gehen davon aus, daß dieses Wasser den Toten hochgeschwemmt und ihn abgetrieben hat. In einen Bach hinein, der zu einem Fluß geworden ist. Dort hat er sich dann in der Nähe des Ufers festgehakt und wurde von einem dreizehnjährigen Jungen gefunden. Das alles steht in dem Bericht, den ich Ihnen mitgeben werde, Harry.«
    »Dann soll ich also den Mörder suchen?«
    Schröder lachte wie J. R. in seinen besten Zeiten. »Immer vorausgesetzt, daß es einen gibt.«
    »Meinen Sie, daß er ohne Fremdeinwirkung gestorben ist?«
    »Keine Ahnung, Harry, als Leiche konnte er uns nicht sagen, wie er gestorben ist.«
    »Lassen wir die Witze. Der Mann ist tot. Irgend jemand hat ihn möglicherweise umgebracht. Davon abgesehen würde mich interessieren, ob Sie ihn identifiziert haben. Kennen Sie seinen Namen? Wissen Sie, woher er stammt«
    »Nein, das ist uns nicht gelungen. Die Kollegen haben in den Orten der Umgebung ermittelt. Es wurden auch die Vermißtenkarteien durchforscht, aber es hat nichts gebracht. Er konnte nicht identifiziert werden. Es ist auch nicht so wichtig, denke ich. Vorrangig ist, wie er ums Leben kam, und um das herauszufinden, sind Sie der richtige Mann, Harry - oder?«
    »Nun ja…«
    Schröder ließ Harry nicht ausreden. »Nun tun Sie mal nicht so, mein Lieber. Das ist ein Job für Sie. Etwas, das nicht in den normalen Rahmen hineinpaßt. Fahren Sie in die Eifel und machen Sie dort ein paar Tage Urlaub auf dem Land, wobei Sie natürlich verdammt aufpassen müssen. Wir gehen davon aus, daß dieser Tote nicht weit vom Fundort gelebt oder existiert hat. Trotz der Strömung kann ihn das Wasser so weit nicht getrieben haben.«
    »Wo könnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher