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1068 - Rückkehr in die Hölle

Titel: 1068 - Rückkehr in die Hölle
Autoren: Unbekannt
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als zwei menschliche Handteller gewesen war. Der größere Schwamm bewegte sich rollend auf der Kante seines tellerförmigen Körpers.
    Er schoß auf die aufgeblähte Kugel zu und begann, sie mit seinen Haartentakeln zu traktieren. Nikki traute ihren Augen nicht, als die Kugel plötzlich zu schrumpfen begann.
    Wie ein Ballon, in dessen Hülle jemand ein Messer gesteckt hat, sank sie in sich zusammen. Übrig blieb nur das ursprüngliche Wesen - ein kleiner, tellerförmiger Kriechschwamm, der Mühe hatte, nicht im schwappenden Ammoniakmorast zu versinken.
    Und dann geschah das wahrhaft Unglaubliche. Der große Rollschwamm neigte sich zur Seite und nahm den Kriechschwamm auf. Der kleinere heftete sich mit Hilfe seiner Tentakeln seitwärts an den Körper des größeren Artgenossen. Der Rollschwamm setzte sich in Bewegung. Der zähe Schlamm machte ihm offenbar nichts aus. Mit bedeutender Geschwindigkeit rollte er am Fuß des Felsens vorbei und verschwand.
    Erst jetzt bemerkte Nikki, daß der Springer aufgestanden und hinter ihr ans Fenster getreten war.
    „Phantastisch!" stieß er hervor. „Was hat das zu bedeuten?"
    Nikki antwortete nicht sofort. Die Rollschwämme stellten die einzige bisher beobachtete Form der Intelligenz auf EMschen her. Sie lebten in Symbiose mit einer kleinen, amöbenartigen Kreatur, die ihren Sitz im Innern des Schwammkörpers hatte. Es war offenbar die Amöbe, die als Träger der Intelligenz fungierte. Der Rollschwamm als solcher war vermutlich nicht intelligenter als sein kleinerer Verwandter, der Kriechschwamm. Man hatte diese These durch die Untersuchung allein lebender, nicht symbiotischer Rollschwämme zu stützen versucht, aber bislang war kein einziger solcher gefunden worden. Es schien einer Art von Naturgesetz zu entsprechen, daß zwischen Amöben und Rollschwämmen ein Verhältnis eins zu eins bestand und die eine ohne den anderen nicht vorkam.
    Narktors Frage war berechtigt. Was hatte der Vorgang zu bedeuten? Der Kriechschwamm war einem natürlichen Instinkt gefolgt, als er sich von der Höhe des Felsens in die schwammige Flüssigkeit stürzte. In aufgeblähter Form war er zum Angriff gegen die Kuppel angetreten, die für ihn einen Fremdkörper in der vertrauten Umgebung darstellte. Der Rollschwamm hatte ihn daran gehindert. Warum? Als vor wenigen Wochen die DAN PICOT als erstes terranisches Raumschiff auf EMschen landete, war sie von den Rollschwämmen, die ihre kleineren Artgenossen als Soldaten oder Kämpfersklaven einsetzten, vertrieben worden. Hatten die Schwämme ihre Einstellung geändert? Standen sie den fremden Eindringlingen nicht mehr feindlich gegenüber?
    Nikki war noch mit ihren Gedanken beschäftigt, als der Rollschwamm ein zweites Mal auftauchte. Er schob sich ein Stück weit hinter der Basis des Felsens hervor, und obwohl sein Körper keine erkennbaren Sinnesorgane aufwies, hatte Nikki den Eindruck, er beobachte die Kuppel. Das Licht, das durch das Fenster fiel, zeichnete ein unregelmäßiges Vieleck auf die vom Regen gepeitschte Oberfläche des Sumpfes. Die Körperbehaarung des Schwammes war von jener undefinierbar graubraunen Farbe, die sich dem Gelände anpaßte. Lediglich am Rand des tellerförmigen Körpers entlang zog sich ein hellerer Streif - wie die erste graue Strähne im Haar eines Menschen, dachte Nikki, der zu altern begonnen hat.
    Sie fühlte ein eigenartiges Fluidum, das von dem fremden Geschöpf durch die harte Wand der Kuppel auf sie überzugehen schien. Einen Atemzug lang war ihr zumute, als versuche der Schwamm, sich mit ihr zu verständigen. Dann setzte sich die Kreatur wieder in Bewegung. Langsam, als wolle sie zu verstehen geben, daß sie sich in dieser ihrer Umwelt vor nichts zu fürchten brauche, rollte sie um den Fuß des Felsens herum und verschwand im Halbdunkel des wolkenverhangenen Tages.
    Nikki war verwirrt. Sie wich Narktors fragendem Blick aus und war dankbar dafür, daß aus dem dunklen Gang, der von der Kuppel abzweigte, Geräusche zu hören waren. Der Strahl einer Stablampe stach zitternd und zuckend durch die Finsternis. Unter der torbogenförmigen Öffnung erschien die hochgewachsene, dürre Gestalt eines Mannes. Er löste den Verschluß seines Helmes und klappte das durchsichtige Behältnis nach hinten, so daß es sich ihm wie eine Kapuze über die Schultern drapierte.
    „Wir sind soweit", sagte Wido Helfrich, dritter in der Reihe der Beibootkommandanten des Schweren Kreuzers TRAGER. „Das Basis-Lager steht!"
     
    *
     
    Der
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