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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta
Autoren: Unbekannt
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Stimmen ebenfalls hören konnten.
    Über Rhodan, auf der wallenden Wand des Domes, erschien eine neue Gestalt. Sie wirkte humanoid, war aber zierlich gebaut und völlig haarlos. Ihre großen Augen schienen erstaunt auf Rhodan herabzublicken. Das Wesen, das dennoch nicht wie ein Kind, sondern eher alt und weise wirkte, schien geschlechtslos zu sein. Es trug ein Gewand aus einer lebenden organischen Masse, die sich schützend um seinen Körper schmiegte.
    „Ich bin Cruiz far Geeden", sagte das Geschöpf. „Dein Vertreter in der Kuppel des Domes."
    „Warum hat Tengri Lethos nicht diese Rolle übernommen?" fragte Rhodan spontan und erstaunt.
    „Tengri Lethos hat andere, wichtige Aufgaben zu erfüllen", erwiderte far Geeden.
    „Außerdem erklärte er sich für zu befangen."
    „Welche Aufgabe hast du als mein Vertreter?" wollte Rhodan wissen.
    Das kleine Wesen lächelte, wobei sich seine runzlige Gesichtshaut zu dicken Falten zusammenzog.
    „Manchmal wird in diesem Kreis entschieden, ob die Taten eines Ritters richtig oder falsch sind. Von hier aus ergehen auch neue Aufträge an die Ritter der Tiefe. Die Aufgabe deines Vertreters besteht darin, deine Interessen zu wahren und für dich zu sprechen."
    „Auch gegenüber den Kosmokraten?"
    „Auch gegenüber den Kosmokraten!" bestätigte Cruiz far Geeden.
    Rhodan entschloß sich, die Gunst des Augenblicks zu nutzen, und fragte: „Wann werde ich auf die andere Seite der Materiequellen gelangen und mit den Kosmokraten zusammentreffen?"
    Die Frage schien den Vertreter zu irritieren.
    „Dazu besteht kein Anlaß", sagte er schließlich.
    „Und was ist mit Atlan?" bohrte Rhodan weiter. „Lebt er noch, und werde ich ihn wiedersehen?"
    „Er lebt", sagte das kleine Geschöpf kurz angebunden und mit einem Anflug von Ärger.
    „Doch diese Dinge sind hier und jetzt nicht der Anlaß für Gespräche. Ich möchte von dir wissen, ob du bereit bist."
    Zu seiner Überraschung registrierte Rhodan, daß seine Bereitschaft, den endgültigen Ritterstatus zu erlangen, nicht mehr so ausschließlich war wie zu Beginn der Zeremonie.
    Er stand im Begriff, einen entscheidenden Schritt zu tun - stellvertretend für die wichtigsten Völker der Milchstraße.
    Damit wurde ihm eine gewaltige Last aufgebürdet.
    Er war verwirrt und entschuldigte sich für sein Zögern.
    Cruiz far Geeden, dessen überdimensioniertes Ebenbild noch immer auf der Domwand zu sehen war, lächelte erneut.
    „Es ist nur verständlich, daß du vor der Verantwortung zurückscheust", meinte das Wesen, das im Grunde genommen nur die Projektion eines Toten in Verbindung mit einem winzigen Bewußtseinsanteil des echten Cruiz far Geeden war. „Niemand wird dir verübeln, wenn du jetzt noch umkehrst."
    „Umkehren?" echote Rhodan erschrocken. „Welche Folgen würde das haben?"
    „Keine dramatischen", meinte der ehemalige Ritter der Tiefe. „Die Bemühungen der Kosmokraten und der positiven Superintelligenzen erstrecken sich über viele Ebenen. Ich will jedoch nicht verhehlen, daß die größten Hoffnungen der Menschheit gelten, weil sie in besonderer Art und Weise in kosmische Ereignisse verwickelt ist."
    Rhodan atmete schwer. Er fühlte den Dom wie ein unerträgliches Gewicht auf sich lasten, spürte den Druck von Jahrmillionen und die Präsenz von Repräsentanten einer kosmischen Ordnung, die in Gefahr geraten war.
    „Was ... was ist, wenn sich alle Hoffnungen als trügerisch erweisen?" fragte er stockend.
    „Wenn wir - unterliegen?"
    Cruiz far Geeden schien zu schrumpfen. Seine Augen trübten sich. Er schüttelte den Kopf.
    „Totale Entropie", sagte er. „Den Wärmetod für das gesamte Universum."
    „Aber das würde sehr lange dauern", wandte Rhodan ein.
    „Für ein zeitliches Wesen, wie du es trotz deines Zellaktivators bist - ja", lautete die Antwort.
    Rhodan versuchte, sich ein völlig erstarrtes Universum vorzustellen - ein absolutes Nichts. Unwillkürlich kam ihm der Frostrubin wieder in den Sinn. Deutete der Name nicht schon auf eine Gegebenheit hin, die mit dem Wärmetod zu tun hatte?
    „Wir wollen wirklich keine apokalyptischen Überlegungen anstellen", drang die Stimme far Geedens in seine Gedanken. „Wir sind hier, um einen feierlichen Akt zu vollziehen."
    „Ich habe eine weitere Frage", sagte Rhodan schnell.
    „Niemand wird dir alle Fragen beantworten", antwortete die Projektion geduldig. „Aber frage ruhig."
    „Es handelt sich um Seth-Apophis", verkündete Rhodan.
    „Die negative Superintelligenz
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