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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta
Autoren: Unbekannt
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entfernt hatte.
    Ob dies tatsächlich so war oder ob es sich nur um eine Halluzination handelte, war schwer für ihn zu sagen, aber je mehr er sich dieser bestürzenden Tatsache bewußt wurde, desto größer wurde sein Entsetzen.
    Dieser fast schwebende Zustand zwischen einer als Wirklichkeit angenommenen Umgebung und einer unverständlichen Räumlichkeit bereitete ihm zunehmend auch Identitätsprobleme. Er hörte langsam, aber sicher auf, ein Individuum zu sein. Sein Bewußtsein schien sich allmählich aufzulösen und sich in ein übergeordnetes Medium zu integrieren.
    Wie aus weiter Ferne vernahm er die Stimme Radauts, aber er vermochte die einzelnen Worte nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Es gelang ihm gerade noch, den Sinn von Radauts Rede zu verstehen.
    Trotzdem war der Zeremonienmeister nur mehr ein Schatten.
    Unwillkürlich hob Rhodan den Kopf und blickte zu der stählernen Hülle des Domes hinauf, die sich einhundertsechsundfünfzig Meter über ihm kuppelförmig schloß.
    Ihm war, als sehe er das Gebäude, das ihm bisher eher häßlich erschienen war, zum erstenmal.
    Die gesamte innere Fläche war in ein fluoreszierendes Licht getaucht, das wellenförmig über den polierten Stahl hinwegglitt. Dabei entstand ein ganzes Szenarium atemberaubender Bilder.
    Rhodan hätte gern gewußt, ob er allein in der Lage war, diese Vorstellung zu beobachten, oder ob die Besucher auch daran teilnahmen. Ergriffen von der wilden Schönheit der Bilder, wünschte er, daß letzteres der Fall sein möge.
    Noch ergaben die Ereignisse, die er sah, keinen Sinn, die Flut der Visionen wirkte ungeordnet. Allmählich jedoch entstand eine gewisse Ordnung, eine Reihenfolge wurde sichtbar.
    Ein gedrungenes Wesen, das auf einer Art Vogel durch eine Wüste aus blauem Sand ritt und über dem Kopf eine merkwürdig aussehende Waffe schwang, zügelte das Tier vor einem Bunker und sprang aus dem Sattel. Das Wesen trug einen Lederpanzer. Es bewegte sich ruckartig und mit urtümlicher Kraft. Im blauen Sand entstanden tiefe Spuren.
    Aus dem Bunker glitten meterlange Schlangen, die sich im Sand entzündeten und auf den Gepanzerten zukamen. Er schlug nach ihnen mit seiner Waffe. Wenig später zerbarst der Bunker in einer lautlosen Explosion, Eine weiße Masse aus Protoplasma wurde sichtbar, die sich nach allen Richtungen ausdehnte und dann im Sand zu versickern begann.
    Das Wesen zog sein Reittier zur Seite und machte eine Gebärde des Triumphs.
    Und dann, als sei es sich plötzlich der Anwesenheit von Zuschauern bewußt geworden, blickte es auf Perry Rhodan herab ...
    Rhodan erstarrte förmlich.
    Wie konnte dieser Reiter dort oben kämpfen und gleichzeitig auf ihn herabblicken?
    Zwei Realitäten in einem Raum-Zeit-Kontinuum!
    Rhodan zitterte.
    Der Gepanzerte hatte ein kluges Gesicht, in dem zwei mächtige Kieferzangen und schwarzhaarige Hocker dominierten. Er besaß acht Augen, wie die Köpfe von willkürlich ins Gesicht gebohrten Stecknadeln.
    „Ich bin Aragoutyr", sagte er mit grollender Stimme. „Der erste Orbiter, der je für einen Ritter der Tiefe gearbeitet hat."
    Ein Chor von Stimmen fiel ein: „Aragoutyr, der Orbiter eines der ersten Ritter der Tiefe."
    Der Dom begann zu schwingen. Aragoutyr, sein Reittier, der zerstörte Bunker und die blaue Wüste zerfielen, um einem diffusen Bild Platz zu machen.
    „Leider", sagte der Chor der Stimmen, „besitzen wir nichts, um Baaros richtig darstellen und würdigen zu können."
    Rhodan begriff, daß er ein lebloses Bild von Baaros sah, einem der ersten Ritter der Tiefe.
    „Baaros' Ende", sagte der Chor, „wurde niemals in allen Einzelheiten bekannt. Von seinem letzten Auftrag kehrte er niemals zurück. Eines Tages hörte er auf zu existieren und verstummte, ohne daß ein Teil von ihm im Dom hätte integriert werden können."
    Der Chor, begriff Rhodan überwältigt, bestand aus den Stimmen Tausender Ritter der Tiefe.
    Auf der Innenseite der Domhülle erschienen nun in schneller Folge Bilder von ehemaligen Rittern der Tiefe. Einige von ihnen sahen so fremdartig aus, daß man sie kaum für intelligente Lebewesen halten konnte. Ihre Namen waren zum Teil unverständlich.
    Welch eine geheime Kraft mochte die Organisation des Wächterordens zusammenhalten, daß sie so verschiedenartige Geschöpfe in ihren Reihen vereinen konnte? fragte sich Rhodan verblüfft.
    Die Vorstellung ging weiter, und manchmal erschien es Rhodan, als stünden lebendige Wesen vor ihm.
    Jedes einzelne dieser Wesen hatte tiefere
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