Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dann selbst ins Innere des Domes schwangen.
    Skenzran kannte seine Tochter genau, und ihr veränderter Gesichtsausdruck entsetzte ihn zutiefst. Zum erstenmal sah sie krank und zerfallen aus. Irgend etwas war geschehen, was ihre Hoffnungen zerstört hatte.
    Radaut sagte mit weithin hallender Stimme: „Deine beiden Begleiter und Skenzrans Tochter müssen nun diesen Platz verlassen, Perry Rhodan."
    Er deutete hinab in den Zuschauerraum, wo ein paar Plätze freigehalten wurden.
    Rhodan machte auf Skenzran einen müden Eindruck, seine Bewegungen wirkten bedächtig.
    „Javier und Danton mögen gehen", stimmte er zu. Dann trat er an den Rollstuhl.
    „Skenzrans Tochter jedoch wird hier oben bleiben."
    Die Zeremonienmeister waren schockiert, und unter den Domwarten in den ersten Bänken entstand Unruhe. Skenzran hätte gerne gewußt, was der Terraner vorhatte.
    Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung wirkte völlig teilnahmslos, als ginge sie das alles nichts an.
    Radaut trat zu den anderen Zeremonienmeistern. Die sechzehn wichtigsten Mitarbeiter der Kosmokraten auf Khrat berieten leise miteinander. Schließlich war es der Schcoide, der abermals das Wort ergriff.
    „Wenn du die Verantwortung übernimmst, kann sie hier oben bei uns bleiben", erklärte er.
    „Die Verantwortung übernehme ich", antwortete Rhodan.
    Der Rollstuhl wurde ein Stück zur Seite geschoben. Skenzran hoffte, seine Tochter würde einen Blick in seine Richtung werfen (sie mußte wissen, wo er saß), aber sie schaute nicht um sich.
    Der Tisch wurde zurechtgerückt und die darauf befindlichen Utensilien in eine andere Stellung gebracht. Der Boden über dem Gewölbe war nun wieder verschlossen.
    „Dieser Fremde", surrte Radaut, „besitzt bereits den Status eines Ritters. Aber seine Würde und seine Mitgliedschaft beim Wächterorden sind nicht vollkommen, solange er nicht in diesem Dom zum Ritter der Tiefe geweiht wurde."
    Skenzran hatte den Eindruck, daß es allmählich dunkler wurde. Nur die Empore lag jetzt noch in einem milchigen Licht, als wäre sie von einer nebelähnlichen leuchtenden Aura eingehüllt.
    „Sobald er die Weihe erhalten hat", fuhr Radaut mit seinen Erklärungen fort, „hat er das Recht, alle ihm gut dünkenden und bereitwilligen Wesen als Orbiter zu rekrutieren. Er wird in die Lage versetzt sein, im Sinne einer kosmischen Harmonie zu handeln. Während der Weihe werden die Bewußtseine längst nicht mehr existierender Ritter der Tiefe zu ihm reden. Sie alle sind in der stählernen Hülle dieses Domes verankert."
    Skenzran kannte den Text der Rede auswendig. Diese Worte waren überliefert. Der Zarke hätte gern gewußt, wie stark sich in ihnen Legende und Wirklichkeit vermischten.
    „In der Vergangenheit", änderte Radaut plötzlich die ursprünglich vorgesehenen Redewendungen, „hat der Wächterorden viele Rückschläge hinnehmen müssen.
    Manchmal sah es so aus, als sollte er sich endgültig auflösen. Das war zu der Zeit, als oftmals nur ein einziger Ritter der Tiefe dafür sorgte, daß die Flamme der Gerechtigkeit nicht erlosch. Viele fürchteten damals, daß die Prophezeiung, nach der alle Sterne erlöschen, wenn der letzte Ritter der Tiefe aufhört zu existieren, sich erfüllen könnte.
    Davon kann jetzt nicht mehr die Rede sein, ja ich bin sogar der Überzeugung, daß der Wächterorden vor dem Beginn einer Renaissance steht."
    Skenzran hatte nie gewußt, wie sehr Radaut in diesen Dingen persönlich engagiert war, nun erlebte er es aus unmittelbarer Nähe. Er fühlte sich wegen seiner eigenen Einstellung beschämt, wußte aber zugleich, daß es für ihn keine Rückkehr in den Kreis der Domwarte mehr geben würde.
    Der Zeremonienmeister wandte sich an Perry Rhodan.
    „Da du hier stehst und in den vergangenen Tagen einen gewaltigen Kampf für die Existenz dieses Domes ausgefochten hast, erübrigt sich jede Frage nach deinem Willen.
    Dennoch: Bist du bereit, die Weihe anzunehmen?"
    „Ja", sagte Perry Rhodan.
    Der Schcoide wieselte auf seinen kurzen Beinchen über die Empore und hielt dicht vor dem Tisch an.
    „So soll es denn geschehen", sagte er.
     
    9.
     
    Kaum daß er das Innere des Domes Kesdschan betreten hatte, erschien Perry Rhodan die Umgebung, auch die unmittelbare, auf seltsame Weise entrückt - als sei sie durch einen optischen Trick in den Hintergrund gedrängt worden.
    Nur allmählich begann er zu begreifen, daß der Effekt genau umgekehrt war: Er war es, der sich um ein gutes Stück aus der Umgebung heraus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher