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1037 - Zurück aus dem Jenseits

1037 - Zurück aus dem Jenseits

Titel: 1037 - Zurück aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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dem leichten Wind, aber die Bewegung hinter einer der Scheiben war ihm durchaus nicht entgangen. Für ihn ein Beweis, daß man sie beobachtet hatte.
    »Sie weiß schon, daß wir kommen«, sagte Harry und drückte die Autotür zu.
    »Ja, das habe ich auch gesehen.«
    Sie gingen langsam auf das Haus zu. Neben der Tür stand eine Bank, auf die die Sonne schien. Im Hintergrund plätscherte das Wasser eines talwärts fließenden Bachs, und hoch über ihnen stand ein Greifvogel fast unbeweglich in der klaren Luft.
    Das Haus mit dem vorgezogenen Dach war aus Stein und Holz gebaut. Man hatte schwere, geschälte Stämme dazu verwendet. Der Bau wirkte kompakt und würde auch der kalten Jahreszeit mit allen ihren Stürmen jahrelang trotzen können.
    Über der Holztür war ein ovales Schild angebracht worden. Jemand hatte in das Holz »Bei Jamina« eingekerbt.
    Eine Klingel sahen sie nicht. Sie wäre auch nicht nötig gewesen, denn Jamina hatte sie tatsächlich gesehen und öffnete ihnen die Tür.
    »Willkommen bei mir«, sagte sie nur.
    Es waren nicht die schlichten und netten Worte, die beide dazu veranlaßten, nichts zu sagen. Es hing mit anderen Dingen zusammen, und zwar mit dem Aussehen der Frau.
    Schon die Hotelchefin hatte ihnen eine kurze Beschreibung gegeben. Allerdings hatten beide nicht mehr daran gedacht, und bekamen nun große Augen.
    Jamina und Dagmar hätten Schwestern sein können!
    Zumindest was die Farbe der Haare und die der Haut anging. Ein kräftiges Rostrot, dessen Farbe nicht künstlich hergestellt worden war. Bei Jamina wuchsen die Haare allerdings länger und reichten wie zwei Schleier bis weit über ihre Schultern hinab. Jamina trug eine grüne Bluse, deren Stoff leicht changierte, wenn er sich bewegte. Eine dunkle Jeans hatte sie ebenfalls an. In den Schlaufen steckte ein Gürtel mit Metallbeschlägen.
    Ihr Gesicht war schmal. Über der geraden und nicht sehr großen Nase wuchsen die Augenbrauen beinahe zusammen, so daß das Gesicht einen leicht verkniffenen Zug hatte. Der Mund wiederum war fein geschnitten, und auf der hellen Haut verteilten sich einige Sommersprossen. Nicht so viele wie bei Dagmar Hansen, die auch um einige Jahre älter war als die Wahrsagerin Jamina.
    Sie lächelte ihre Besucher an. »Ich habe es ehrlich gemeint. Sie sind herzlich willkommen. Besonders Sie.« Jamina richtete ihren Blick auf Dagmar. »Kommt es dir nicht vor«, wurde sie vertraulich, »daß wir beide Schwestern sein könnten…?«
    Dagmar hatte die Frage gehört. Sie konnte noch keine Antwort geben, denn ein seltsamer Zauber hielt sie gefangen. Er strahlte ausgerechnet von dieser Frau ab, die noch immer in der offenen Tür stand und so beherrschend wirkte.
    Sie war keine Person, die sich produzieren mußte. Jamina wußte, was sie wert war und daß sie auch auf andere Menschen abfärbte.
    Bei Dagmar erlebte sie das beste Beispiel.
    Sie sieht bis in meine Seele hinein, dachte Dagmar plötzlich. Sie kann es tun. Es gibt für sie kein Hindernis. Ein leichter Schauer rann über ihren Körper. Zugleich stiegen die Bilder aus dem Traum wieder in ihr hoch, doch sie verschwanden, als Jamina ihren rechten Arm in einer einladenden Geste nach vorn bewegte und mit leiser Stimme fragte: »Wollt ihr nicht eintreten?«
    Harry räusperte sich. »Natürlich wollen wir das. Deshalb sind wir ja hergekommen.«
    »Dann bitte.« Mit einem Schritt zur Seite gab Jamina den Weg in ihr Haus frei.
    Harry drückte die rechte Hand in den Rücken seiner Partnerin und ließ Dagmar vorgehen. Sie bewegte sich vorsichtig. Den Blick hielt sie gesenkt wie jemand, der nach irgendwelchen Stolperfallen sucht. In der Tat mußten beide noch ein querliegendes Hindernis übersteigen, dann hatten sie den Bereich eines grünen Kachelofens erreicht, der einen Großteil des Entrees ausfüllte. Um den Ofen herum war eine Holzbank gebaut worden, und vor ihm bedeckte ein bunter Teppich den Boden. Türen zweigten zu verschiedenen Zimmern hin ab. Es roch nach Holz und auch nach frischen Wiesenblumen, die in kleinen Vasen steckten und überall verteilt standen. Bilder mit naiven Malereien hingen an den Wänden, und im Hintergrund führte eine helle Holztreppe nach oben.
    Die Fenster waren günstig angelegt worden, so daß zu jeder Tageszeit die Sonne immer durch eine Scheibe Einlaß fand. Dieses Haus sah auf keinen Fall aus wie die düstere Bude einer Wahrsagerin, und auch Jamina machte nicht diesen Eindruck.
    Okay, sie wirkte schon etwas verklärt, was eben an ihrem
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