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1011 - Laurins Totenwelt

1011 - Laurins Totenwelt

Titel: 1011 - Laurins Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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geben.«
    »Wie heißt Sie denn?« fragte Sheila, die sich und ihren Mann namentlich vorstellte.
    »Auch wenn wir uns noch so anstrengen, werden wir es nicht schaffen, die Hände zu fassen.«
    »Nein?«
    »Es ist ein alter Fluch. Es ist der Mund der Wahrheit, wie er schon seit langen Jahren genannt wurde. Bei ihm entscheiden sich Schicksale, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Welche denn?«
    »Die der untreuen Frauen!«
    Am Pfarrer vorbei warfen sich Sheila und Bill einen bezeichnenden Blick zu. »Das müssen Sie uns bitte genauer erklären«, sagte der Reporter. »Es ist neu.«
    »Ach, meinen Sie?«
    »Ja, Herr Strassel.«
    Der alte Mann hustete nervös. »Die Legende ist alt, aber viele wissen, daß sie auch immer eingehalten wurde. Die Menschen haben sich an sie gehalten.«
    »Kommen Sie doch zur Sache.«
    Strassel nickte. »Es ist bitter und erschreckend zugleich, dies zu hören, aber man kann es nicht umgehen.« Er senkte seine Stimme.
    »Untreuen Frauen wurden damals und werden auch noch heute die Hände abgehackt, und sie werden vom Mund der Wahrheit verschluckt. Er ist wie ein Briefkasten, mehr kann ich nicht sagen. Es ist schlimm, das weiß ich selbst, aber damit muß man zurechtkommen.«
    »Moment mal«, sagte Sheila. »Sie meinen, daß die abgehakten Hände in den Felsenmund hineingesteckt werden? Daß sich dieses Gesicht im Felsen befindet, weiß ich ja.«
    Strassel nickte.
    Sheila hatte es die Sprache verschlagen. Ziemlich blaß schaute sie Bill an und nickte ihm zu. Es war besser, wenn er weiterfragte.
    Bill wiederholte die Worte noch einmal und begann erneut.
    »Wenn die Hände verschwunden sind, Herr Strassel, wo sind sie dann geblieben? Man hat sie durch den Mund gesteckt, das ist mir schon klar, aber sie müssen doch irgendwo bleiben. Was befindet sich denn hinter diesem Felsengesicht? Was?«
    »Keiner weiß es!« flüsterte der Pfarrer.
    »Ach, das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Ich lüge nicht, Herr Conolly, nein ich lüge nicht. Woher sollen wir es denn wissen? Es gibt keinen Menschen, der durch den Mund geschaut hat. Man kann annehmen, daß sich hinter den steinernen Lippen eine Höhle befindet. Daß diese Felswand hohl ist. Ein Tunnel, wie auch immer, aber wie gesagt, gesehen hat es niemand. Man muß sich da schon auf die alten Berichte und Legenden verlassen.«
    »Und was sagen die?«
    Er hob die Schultern. Dann senkte er den Kopf und schüttelte ihn, als würde er sich schämen.
    »Bitte, Herr Strassel, es ist wichtig!« drängte Sheila. »Sie dürfen nicht schweigen.«
    Der alte Mann hob den Kopf wieder an. »Ja, wenn Sie es hören wollen, bitte schön. Man spricht von einem geheimnisvollen Reich. Oder von einem Teil des Reiches. Vielleicht wissen Sie, daß es in dieser Gegend jemanden gibt, den man als Herrscher anerkannt hat. Eine mächtige Gestalt, obwohl sie so mächtig gar nicht ist.«
    »Laurin!« sagte Bill.
    Der Pfarrer sackte zusammen. »Ja!« bestätigte er. »Sie kennen sich gut aus.«
    »Und ob«, flüsterte Bill. Er war plötzlich aufgeregt. »Ich werde Ihnen jetzt sagen, was ich glaube, obwohl ich noch keine Beweise dafür habe. Aber könnte es sein, daß dieses Gesicht im Fels eine Nachbildung des Gesichts ist, das auch Laurin gehört?« Er hatte langsam gesprochen, damit Strassel jedes Wort verstand.
    Der Pfarrer sagte nichts.
    »Bitte.« Sheila legte ihre Hand auf seine knochige Schulter. »Ist das so?« Und sie ging noch einen Schritt weiter. »Ist der Mund der Eingang zu Laurins Reich?«
    »Ja«, flüsterte Guido Strassel, »das ist er.«
    ***
    Ich sah das lächelnde Gesicht der Jessica Malfi durch die Scheibe, ich sah die schwebende Hand, die das Messer hielt, mit dem die Katzen getötet worden waren, und ich hielt bereits meine Beretta fest, aber das alles verwischte, als mich plötzlich die zweite Hand mit einem brutalen Griff in den Nacken packte.
    Es war ein Griff, der mich erstarren ließ. Eine kalte, eisenharte Klammer. Bösartig, gemein, wütend und auch mordlüstern. Nur für einen Moment blieb ich in dieser Haltung, dann packte die Klaue noch einmal richtig zu und wuchtete mich nach vorn. Es war leicht, mich fertigzumachen, denn ich kniete auf dem Boden. Der Druck brachte mich aus dem Gleichgewicht. Mein Körper wurde nach vorn gewuchtet, und einen Moment später prallte mein Gesicht gegen die verdammte Scheibe, die nicht zerbrach. Ich hörte diesen klatschenden Laut, dann sah ich Sterne. Meine Nase wurde plattgedrückt, vielleicht fing sie auch an zu bluten,
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