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1011 - Laurins Totenwelt

1011 - Laurins Totenwelt

Titel: 1011 - Laurins Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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wirst nichts aus ihnen herauskriegen.«
    »Aber sie werden doch den Toten wegschaffen können.«
    »Das hoffe ich.«
    »Bleib du mal hier«, sagte Bill. Er selbst ging an der Leiche vorbei und auf die Zuschauer zu. Vor einem älteren Mann, dessen grauer Bart traurig über die Lippenränder hinweghing, blieb er stehen.
    »Jetzt drehen Sie nicht den Kopf weg und schauen Sie zur Seite, Signore. Ich möchte nur von Ihnen wissen, wo ich den Pfarrer finden kann.«
    »Ich habe nichts gesehen. Er ist gegangen – oder?«
    »Das weiß ich auch. Wo könnte er sein?«
    »In der Kirche.«
    »Ist das sicher?«
    »Schauen Sie doch nach.«
    Eine Frau meldete sich. Sie hielt das dunkle Kopftuch unter dem Hals zusammengezerrt. »Ich habe ihn in die Kirche gehen sehen«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    »Danke. Und weiter? Kommt er wieder heraus?«
    »Nein – oder weiß nicht.«
    »Dann müßte er doch noch dort sein?«
    »Schauen Sie selbst nach.«
    »Okay.«
    »Ich gehe mit«, sagte Sheila, die ihrem Mann entgegenging. »Niemand kann verlangen, daß ich hier noch länger auf dem Friedhof bleibe. Ich habe das Gefühl, daß mich die Leute, je länger sie mich anschauen, für eine Hexe halten. Da brauchst du nur in ihre Augen zu schauen. Da würden die Eltern ihre eigenen Kinder umbringen, wenn sie könnten. Schlimme Menschen sind das.«
    Bill erwiderte nichts. Das Gehen bereitete ihm große Mühe. Er war froh, sich auf der Schulter seiner Frau abstützen zu können, obwohl es Sheila auch nicht gerade gutging.
    Aber Bill biß die Zähne zusammen, auch wenn ihm der Schweiß dabei aus den Poren trat. Er mußte es schaffen, er würde es schaffen, er würde diesen verdammten Fall aufklären.
    Die Kirche lag nicht mal einen Steinwurf weit entfernt. Ein graues Gemäuer, das sich der Gegend hier angepaßt hatte, wo alle Häuser düster aussahen und von den Schatten der Berge selbst im Frühling wie begraben wirkten.
    Schmale Fenster. Keine bunten Scheiben. Die bauliche Schlichtheit der Romanik trat hier deutlich zum Vorschein. Auf dem viereckigen Turm wuchs ein Kreuz in die Höhe. Auf ihm hatten zwei dunkle Vögel ihre Plätze gefunden. Auch sie wirkten bezeichnend.
    Keine prächtige Tür, kein Portal bildete den Eingang. Nur ein schlichter Durchlaß, den Sheila aufzog. Sie warf dabei einen besorgten Blick auf ihren Mann, der pausieren mußte und gekrümmt dastand, die Hände gegen den Unterleib gepreßt.
    »Einen Moment noch, Sheila.«
    »Ist schon okay.«
    Nach einer Weile nickte Bill. »Es ist schon gut, wir können gehen. Hoffentlich finden wir ihn auch.«
    »Es ist zumindest einen Versuch wert. Und ich will nicht, daß er schweigt. Einer muß hier doch den Mund öffnen.« Das Wort verdammt verschluckte sie, weil sie es nicht aussprechen wollte, als sie die Kirche betrat und sich schon kurz darauf vorkam wie in einer kalten Gruft.
    Außen war sie düster, innen ebenfalls.
    Dunkles Mauerwerk. Keine Bilder mit farbigen Motiven, die an den Wänden hingen. Dafür schlichte Steinmetzarbeiten.
    Es roch nach Staub. Und selbst die wenigen Flammen, die an den Dochten tanzten, schienen diesen Geruch abzugeben. Die Decke war nicht sehr hoch, und beide Conollys entdeckten auch schmale Seitengänge, deren Entrees durch steinerne Bogen gestützt waren.
    In den Stein waren in lateinischer. Schrift Worte hineingemeißelt worden. Allerdings schon so verwittert, daß sie kaum zu lesen waren.
    Sheila und Bill wandten sich nach vorn. Das heißt, sie gingen auf den düsteren Mittelgang zu. Der Weg führte sie direkt zum schmucklosen Altar, wo ein Mann kniete. Sie erkannten den Pfarrer, der ihnen den Rücken zudrehte.
    Die Conollys bewegten sich leise. Das Holz der Bänke war alt und auch staubig. Grau sah ebenfalls der Boden aus. Keine geputzten Fliesen, einfach nur Stein.
    Diese Kirche machte auf sie tatsächlich den Eindruck einer großen Gruft. Das Tageslicht sickerte zwar hinein, verlor sich jedoch, als wollte es in diesem Innenraum nicht mehr sein, alles war irgendwie anders als in einer normalen Kirche, selbst die Kälte schien intensiver zu sein, und beide froren.
    Die Kanzel klebte an der Wand. Sie war ein Viereck und sah so aus, als würde sie jeden Augenblick herunterfallen und zerbrechen.
    Kein Schmuck zierte den Altar, nicht eine bunte Blume lockerte diese innerkirchliche Tristesse auf.
    Zwar leuchteten die wenigen Kerzenflammen Ecken und Nischen aus, aber dort verlor sich das Licht ebenfalls, nachdem es als geisterhafter Schein an den Wänden
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