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100 - Des Teufels Samurai

100 - Des Teufels Samurai

Titel: 100 - Des Teufels Samurai
Autoren: Dämonenkiller
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erwarte. Aber ich werde noch herausfinden, ob Sie es wirklich sind."
    Dorian hielt den prüfenden Blicken des kleinen Japaners stand. Er war sicher, daß der andere ihn nicht würde erkennen können. Und er selbst ließ sich nicht anmerken, daß er Hideyoshi Hojo kannte.
    „Ich bin Richard Steiner", stellte er sich vor. „Aber Sie können unmöglich gewußt haben, daß ich hierherkommen werde. Ich selbst wußte es nicht…"
    Yoshi zeigte sein japanisches Lächeln.
    „Es gibt viele Dinge, die wir Sterblichen nicht verstehen. Manchmal ist es besser, nicht danach zu forschen. Aber in Ihrem Fall, glaube ich, ist es besser, wenn Sie sich Gedanken über Ihre Lage machen. Ich bin hier, um Sie in die Mysterien des Übernatürlichen einzuweihen."
    Dorian fragte sich, welche Rolle Yoshi spielte. Wieso konnte der Japaner wissen, daß ein Richard Steiner hier auftauchen würde? Erwartete er vielleicht den echten Richard Steiner? Dieser Gedanke gefiel Dorian nicht. Er würde auf der Hut sein müssen, um notfalls, wenn der echte Steiner auftauchte, in eine andere Maske schlüpfen zu können. An einer Konfrontation war er nicht interessiert. „Haben Sie vorhin die Leute am Teich gesehen?" erkundigte sich Yoshi.
    „Ja", gestand Dorian. „Ich habe sie beobachtet und mich darüber gewundert, warum sie so seltsam geschminkt sind."
    „Es sind Schauspieler", erklärte der Japaner. „Sie haben sich auf ihre Rollen vorbereitet. In wenigen Minuten wird das Kabuki beginnen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen. Wissen Sie überhaupt, was ein Kabuki ist?"
    „Nur, daß es eine japanische Theaterform ist."
    Yoshi hatte sich in Bewegung gesetzt, und Dorian folgte ihm. Sie umrundeten den Teich und wanderten durch einen verwilderten Garten. Was war aus dem gepflegten Garten geworden, den Dorian in seinem Traum gesehen hatte?
    „Ja, das stimmt. Aber Kabuki ist noch viel mehr", sagte Yoshi. „Schon zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts entwickelte sich dieses Theater, bei dem alle Geschehnisse durch Gesten und Bewegungen verdeutlicht werden. Das Kabuki lebt davon - und vom Pomp, den prächtigen Kostümen, die Luxus und den höfischen Glanz der Feudalzeit darstellen sollen. Und noch eine Besonderheit hat das Kabuki: Alle Rollen, auch die der Frauen, werden von Männern dargestellt."
    „Dann waren diese Frauen am Teich - Männer?" rief Dorian erstaunt.
    „Jawohl. Dies ist seit 1629 üblich. Damals wurden aus Gründen der Moral alle Schauspielerinnen von der Bühne verdammt. Dadurch entstand jener Verfremdungseffekt, der dem Kabuki seinen besonderen Reiz gibt."
    Sie kamen an eine hohe Steinmauer und schritten diese entlang. Dorian vernahm wieder das Klagen des seltsamen Nachtvogels, der seinen Namen den Lauten verdankte, die er von sich gab.
    „Ein Kabuki mag ja seine Reize haben", sagte Dorian. „Aber ich verstehe nicht, warum ich mir so ein Spektakel ansehen soll. Mir ist eigentlich gar nicht danach."
    „Sie sollten es dennoch tun", erwiderte der kleine Japaner. „Das Schauspiel könnte für Sie sehr wichtig sein. Die Szenen, die vor uns vorüberziehen, sind vielleicht eng mit Ihrem Schicksal verbunden. Deshalb sind Sie auch hier - vermute ich."
    „Das verstehe ich nicht…"
    „Das Verstehen kommt später. Vertrauen Sie mir nur. Ich will Ihnen helfen. Übrigens können Sie mich Yoshi nennen."
    Dorian machte eine verzweifelte Gebärde, die zu dem nüchternen Richard Steiner paßte.
    „Wie kommen Sie dazu, mir zu helfen?" fragte er. „Und wobei wollen Sie mir helfen?"
    Yoshi blieb stehen und blickte Richard Steiner fest in die Augen.
    „Es geht um Ihr Leben, Richard", sagte der Japaner ernst.

    Dorian wußte nicht, was er erwidern sollte. Deshalb schwieg er. Er hatte sich noch nicht richtig in Richard Steiner eingelebt. Er wußte auch nur wenig von ihm, obwohl Coco ihm einiges über ihren Freund erzählt hatte. Aber wahrscheinlich kannte Yoshi Richard Steiner auch gar nicht persönlich. Nur - was sollte Dorian tun, wenn der Mann auftauchte?
    Vorerst folgte er Yoshi. Sie stiegen eine lange geschwungene Treppe hinauf, die auf beiden Seiten von hohen Mauern begrenzt war. In einer Mauer befanden sich Schießscharten, und Dorian hatte das Gefühl, daß er aus diesen belauert wurde.
    Yoshi schien es ebenso zu gehen, denn er holte unter seinem Haori ein Amulett hervor, in dem Dorian einen Dämonenbanner erkannte.
    Also waren die Mächte der Finsternis gegenwärtig.
    Am Ende der Treppe, die an die zweihundert
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