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100 - Des Teufels Samurai

100 - Des Teufels Samurai

Titel: 100 - Des Teufels Samurai
Autoren: Dämonenkiller
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Kriegermönch schenkten: eine Handvoll Reis, ein Stück Fisch, eine Schale Sake.
    Niemand hätte es dem jungen Mann mit dem kahlen Kopf angesehen, daß er der Sohn eines reichen und mächtigen Daimyo war, dessen Einkommen fast 200 000 Koku Reis betrug. Denn er selbst besaß nur das, was er am Leibe trug: den Koromo - das Übergewand des buddhistischen Priesters - den Gürtel und die beiden Schwerter. Unter seinem Koromo trug er weiter nichts, und er ging auch barfuß, ob es Winter oder Sommer war, bei Schnee und Eis und wenn es stürmte. Denn er war ein Büßer.
    Er hatte das Gelübde abgelegt, erst dann wieder ins Leben zurückzukehren, wenn die Schmach, die man seiner Familie angetan hatte, getilgt war.
    Tomotada, sein Milchbruder, der wie ein Sohn des Hauses behandelt worden war, hatte das Familienschwert gestohlen und war damit geflüchtet. Das lag nunmehr zwei Jahre zurück, und Hoichi hatte geschworen, nicht zu ruhen, bis er das Familienschwert in seinen Besitz gebracht und den schändlichen Dieb bestraft hatte.
    Und auf seiner Suche nach seinem ehrlosen Milchbruder war er in die Provinz Tai gekommen. In einem Fischerdorf jenseits der Berge hatte man ihm erzählt, daß der gefürchtete Schwarze Samurai seit Wochen hier sein Unwesen treibe.
    „Er ist ganz in Schwarz gekleidet und trägt eine Maske vor dem Gesicht. Kein Lebender hat jemals hinter diese Maske geblickt. Doch genügt es, die Fratze zu erblicken, die der Schwarze Samurai auf die Maske gemalt hat, und man ist vor Schrecken starr… Er hat ein Schwert, dem keine andere Klinge gewachsen ist. Es ist das Schwert der Schwerter, von dem man sich erzählt, daß es der Kriegsgott Hachiman selbst geschmiedet hat…"
    Dies hatte den Ausschlag gegeben. Die Beschreibung des Schwertes hatte Hoichi veranlaßt, der Fährte des Schwarzen Samurai zu folgen.
    Hoichi war tagelang gewandert, bis seine Füße ihn nicht mehr trugen. Jetzt zwang ihn die Schwäche zu einer Rast. Er ließ sich auf einem Fels nieder und betrachtete seine blutigen Fußsohlen. Es war nicht so schlimm. Wenn er eine Nacht ruhte, würden ihn morgen früh seine Füße wieder weitertragen.
    Er hoffte nur, daß dann der Schwarze Samurai diese Provinz nicht schon wieder verlassen hatte. Er war geschwind wie der Wind, denn er besaß ein Pferd…
    Aber nein, so schnell würde der Samurai mit der Maske nicht wieder aus Tai fortziehen. Überall, in allen Dörfern und Städten, durch die Hoichi gekommen war, selbst in den ärmlichsten und entlegendsten Hütten, hatte er Geschichten über den schrecklichen Samurai gehört. Er raubte überall die schönsten Mädchen und schickte sie auf den Weg in ein fernes Land, das der Daimyo regierte, dem er diente.
    Hoichi fürchtete keine Gefahr. Als er vor zwei Jahren im Palast seines Vaters aufgebrochen war, hatte er im Fechten und Bogenschießen seinen Lehrer längst schon überflügelt. Und das entbehrungsreiche Leben als Kriegermönch hatte ihn abgehärtet.
    Er hatte schon oft unter freiem Himmel genächtigt. Sein Körper war gestählt, und die Unbilden des Wetters konnten ihm nichts anhaben. Und so richtete er sich auch jetzt ein Lager aus Reisig, und die bemoosten Wurzeln einer Kiefer dienten ihm als Kissen.
    Kaum hatte er sich hingelegt, als er Geräusche von Schritten hörte. Den Schmerz nicht beachtend, sprang er auf die Beine. Er holte sein Langschwert aus der Bambusscheide und stellte sich in Kampfposition hinter den Baumstamm.
    Obwohl ihn die Beine nicht mehr tragen wollten, stand er aufrecht da und hielt das Schwert mit beiden Händen vor das Gesicht.
    Die Schritte kamen näher, und dann erblickte Hoichi einen Mann mittleren Alters, dessen Kinn ein schütterer Bart zierte. Er hatte eine Axt geschultert.
    Der Mann zuckte zusammen, als er einen Schatten hinter dem Baum hervorspringen sah. Als sich das Licht der untergehenden Sonne in der Schwertklinge brach, ließ er seine Axt fallen.
    „Habt Erbarmen, erlauchter Herr! Ich bin nur ein Holzfäller!" rief der Mann, indem er sich auf die Knie fallen ließ. „Ich habe nichts als mein Leben, das Ihr mir nehmen könnt."
    „Steht auf, ich bin kein Dieb", sagte Hoichi und steckte sein Schwert zurück in die Scheide. „Verzeiht meine drohende Haltung. Ich will niemandem etwas zuleide tun, sondern richtete mich darauf ein, mein Leben zu verteidigen. In dieser Zeit ist es nicht ratsam, allein unterwegs zu sein."
    „Wie recht Ihr habt!" sagte der Holzfäller und hob seine Axt wieder auf. „Um so mehr erstaunt es
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