Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0997 - Straße der Psychode

Titel: 0997 - Straße der Psychode
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Assoziationen geweckt hätten.
    Er konnte keine bunten Schmetterlinge in sie hineindenken, er bekam nicht die Vorstellung von Heroen, sah keine Fabelwesen und keine geometrischen Figuren, deutete die Gebilde nicht als Wolken oder Berge, nicht als Planeten oder Sonnen oder kosmische Systeme.
    Die Psychode standen für sich selbst, und nur für sich. Eine ganze Straße davon. Waren Wand und Decke - und betrat man die Straße, so schritt man über Psychode. Sie gaben sich nicht durch ihre Form zu erkennen, sondern durch ihre Parusie. Und dieser konnte man sich nicht entziehen.
    Die Parusie beeinflußte nicht, sie war nicht belehrend und nicht erzieherisch, weder aufklärend noch unterdrückend. Dominierend, aber nicht aufdringlich. Sie ließ sich weder verdrängen noch ignorieren und ließ dennoch den Gedanken genügend Spielraum.
    Wie wenig ergiebig Saliks optische Eindrücke auch waren, so drängte sich ihm irgendwie der Vergleich mit einer Schalt- und Steuerzentrale auf. Ein Psychode-Computer, eine paraplasmatische Denkmaschine war eigentlich unvorstellbar - und dennoch war sich Salik seiner Sache sicher, daß diese Straße der Psychode das Herz der neo-zwotterischen Kultur war, von dem aus sich ein parusisches Netz über den ganzen Planeten spannte.
    Salik kam ins Zentrum, in dem sich die Straßen aus allen vier Himmelsrichtungen trafen. Und hier wurde er von einem Zwotter erwartet. Er wußte sofort, daß er dem König, dem „Meistergeist", gegenüberstand.
    „Ich bin Tezohr", stellte sich der Zwotter vor. „Meine Artgenossen haben mich zum Meistergeist erhoben."
    Einer näheren Erklärung bedurfte es nicht. Salik wußte auch so, daß er nicht den legendären König Tezohr vor sich hatte, der vor 1,2 Millionen Jahren die Geschicke der Zwotter gelenkt hatte, damals, als sie sich noch Läander nannten. Dieser Tezohr hier war nur ein ferner Nachkomme jenes Königs.
    „Wir haben dir etwas zugestanden, was bisher noch keinem anderen Menschen erlaubt wurde", sagte Tezohr. „Du wurdest in das bestgehütete Geheimnis unseres Volkes eingeweiht, weil du glaubhaft machen konntest, daß viel davon für dein Volk und diese ganze Galaxis abhängt. Nun liegt es an dir, das in dich gesetzte Vertrauen zu bestätigen."
    „Ich bin der Ritter der Tiefe Igsorian von VeyIt", sagte Jen Salik fest.
    „Und was weist dich als solchen aus?"
    „Mein Wissen."
    „Bisher hast du wenig davon gezeigt."
    „Schuld daran war die leider veränderte Ausstrahlung des MargorSchwalls", erwiderte Salik und erzählte, wie er durch eine unbedachte Schaltung der Anlagen auf Martappon diese verhängnisvolle Modifizierung verursacht hatte. Er fügte hinzu: „Der Margor-Schwall wurde jedoch immer schwächer, bis er vor kurzem gänzlich erlosch.
    Seitdem bin ich wieder im Vollbesitz meines Ritterwissens."
    „Wir haben es ebenfalls registriert, daß die paraplasmatische Sphäre endgültig verstummt ist", sagte Tezohr. „Und ich frage mich, ob ein Ritter der Tiefe gewollt haben kann, daß ein anderer desselben Ordens das Werk zerstört, das er geschaffen."
    „Ich habe erklärt, daß es ein Unglücksfall war", verteidigte sich Salik. „Aber ich weiß, du willst hören, wie ich dazu komme, mich als Ritter der Tiefe zu fühlen. Aus einem ähnlichen Grund, aus dem du dich als Tezohr bezeichnest. Ich berufe mich auf einen Traum."
    „Ein Traum ist dein Beweis?"
    „Jawohl, ein Traum. Ich will ihn dir erzählen. Danach sollst du entscheiden, ob ich das Recht habe, mich Igsorian von Veylt zu nennen."
    Salik schloß die Augen, um die Bilder heraufzubeschwören, die für ihn eine Zeitlang in Vergessenheit geraten waren, die er nun aber so deutlich sah, als würde sich das Erlebnis in diesem Augenblick wiederholen.
    Ja, es war ein tiefgreifendes Erlebnis gewesen, viel mehr als nur ein Traum, obwohl der Ablauf nicht streng chronologisch gewesen war und eher der chaotischen Ordnung eines Traumes gehorchte.
    Ihm war ein Wesen erschienen, dessen Name nicht genannt wurde und von dem er doch sofort wußte, daß es Marifat hieß und ein Sikr war. Es war nicht wichtig, was der Begriff Sikr eigentlich bedeutete, auch die Position und die Herkunft des Wesens war nicht von Bedeutung. Salik erfuhr jedoch, daß Marifat eigentlich keine äußere Form besaß und für seine Begriffe unvorstellbar war.
    Dennoch gaben ihm die Traumbilder in extrapolierter Form eine Ahnung vom Aussehen dieses Wesens.
    Er sah Marifat mit schlammverkrustetem braunen Pelz, der im Gesicht zerzaust
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher