Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0997 - Straße der Psychode

Titel: 0997 - Straße der Psychode
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wurde. Gelegentlich tauchte ein Zwotter auf, der die vollen Gefäße einsammelte und durch leere ersetzte. Es waren Zwotter unterschiedlichen Geschlechts.
    Nachdem sie etwa eine Viertelstunde unterwegs gewesen waren, lichtete sich der Wald, und sie kamen auf eine große Lichtung mit einer Siedlung.
    Der erste Eindruck, den Salik hatte, war der von einer Stufenpyramide mit einer breiten Basis. Doch dann erkannte er, daß sich dieses Monument aus lauter solchen trapezförmigen Bunkergebäuden zusammensetzte, wie er sie auch in der Altstadt von Ailand kennengelernt hatte. Sie standen dicht an dicht und waren übereinandergebaut, so daß der Eindruck einer Stufenpyramide entstand. Dazwischen gab es enge Durchlässe, winkelige Treppen und viele großzügig angelegte Terrassen. Und überall herrschte reges Treiben, eilten geschäftige Zwotter beiderlei Geschlechts hin und her.
    „Unsere Stadt", sagte Saliks Führer als gäbe es nur diese auf Zwottertracht. Aber Salik erkannte an der Betonung, wie er es meinte: Es war für die Zwotter die Hauptstadt ihrer Welt. Salik mußte sich jedoch fragen, ob die Zwotterauf der anderen Seite des Planeten auch so dachten. Sein Führer fügte hinzu: „Sie ist so alt wie unser Volk."
    Das war eine maßlose Übertreibung, aber Salik deutete auch das richtig: So hatten die Zwotter schon vor 1,2 Millionen Jahren gebaut, vor dem Untergang ihrer Kultur.
    „Es ist die Residenz unseres Königs. Die Straße der Psychode durchkreuzt die Stadt in vier Himmelsrichtungen."
    „König" war bei den Zwottern nicht der Titel für einen Monarchen sondern die ehrenvolle Bezeichnung für einen ihrer Artgenossen, den sie als „Meister des Geistes" anerkannten. Davon abgeleitet war die Verballhornung Meistergeist.
    Echt-Psychod von Meistergeist! Salik mußte schmunzeln.
    Ein anderer Gedanke: Bist du auf dem Posten, Irodar? ließ ihn sofort wieder ernst werden.
    Sie erreichten den Randbezirk der Königsstadt. Aus der Nähe sah sie überhaupt nicht mehr wie ein geschlossener Komplex aus, sondern es war deutlicher zu erkenne’n, daß jedes Gebäude eine Einheit für sich war, ob es nun an der Basis stand oder in einer der oberen Etagen. Einziges verbindendes Element waren die Treppen, die engen Gassen und die Dachterrassen.
    Saliks Führer hielt vor einem großen Durchlaß an, der gut fünf Meter hoch war und ebenso breit. Es war kein Tor im eigentlichen Sinn, den seitlichen Abschluß bildeten die schrägen Wände der angrenzenden Gebäude. Es war der Beginn einer Straße, die durch die Stadt verlief.
    „Die Straße der Psychode", sagte Saliks Führer. „Wenn du zum Meistergeist willst, mußt du den Weg allein finden."
     
    *
     
    Ohne ein Wort des Abschieds betrat Salik die Straße. Sie verlief etwa dreißig Schritt gerade, dann machte sie einen Knick nach links. Salik ging etwas langsamer, damit sich seine Augen besser an die herrschenden Lichtverhältnisse gewöhnen konnten. Es gab keine Beleuchtung, nur das einfallende Tageslicht erhellte die Straße ein wenig.
    Nach einigen Schritten kam wieder ein Knick, und die Straße führte in der ursprünglichen Richtung weiter.
    Sie war so breit und hoch wie am Eingang, und so führte sie auch unverändert bis zum Mittelpunkt weiter. Nur gerade verlief sie nicht bis dorthin.
    Es wurde nie ganz dunkel. Nach der nächsten Biegung sah Salik vor sich einen fahlen Schein, der dem des irdischen Mondlichts ähnlich war. Salik spürte sofort, daß das Leuchten nur eine Begleiterscheinung einer viel stärkeren Ausstrahlung war. Als er dann zu der Abzweigung kam, aus der der Schein fiel, wurde es für ihn noch deutlicher, daß die Leuchtkraft der Objekte völlig unbedeutend war.
    Es handelte sich um Psychode, das erfaßte Salik sofort. Und sie hatten eine so starke Parusie, daß es seine Sinne verwirrte. Er konnte zwar noch immer klar denken, aber es war ihm unmöglich, sich auf eine bestimmte Frequenz der Ausstrahlung zu konzentrieren. Er konnte die Parusie eines Psychods nicht von der eines anderen auseinanderhalten, er konnte die Fülle der auf ihn einströmenden Impulse nicht analysieren oder gar deuten. Er konnte die Sendungen nur in ihrer Gesamtheit empfangen.
    So war er gezwungen, sich auf die optischen Eindrücke zu verlassen. Doch auch diese waren verwirrend genug. Er mußte alles vergessen, was er bisher über Psychode gehört hatte, und völlig umdenken. Das waren keine Einzelgebilde, deren Form man abgrenzen und bestimmen konnte - und die irgendwelche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher