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0997 - Straße der Psychode

Titel: 0997 - Straße der Psychode
Autoren: Unbekannt
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Handeln bereit.
     
    *
     
    Jen Salik hatte noch immer die seltsame Windkutte an, als er auf den Rücken der Riesenechse kletterte.
    Einer der Zwotter bedeutete ihm, daß er sich in einer der Ausbuchtungen des Rückenkamms niederlassen sollte.
    Salik versuchte es, aber dabei war ihm der Rucksack hinderlich, den er aus dem Geländewagen mitgenommen hatte.
    Er hoffte, daß Trodar dies nicht entgangen war.
    „Darf ich deinen Schatz für die Dauer des Rittes verwalten?" erkundigte sich der Zwotter, der in der Kammausbuchtung hinter ihm Platz genommen hatte. Jen Salik überließ ihm den Rucksack.
    Als alle Zwotter aufgesessen waren, setzte sich das Riesentier in Bewegung und verfiel bald in schaukelnden Trab.
    Der Vermessungswagen mit Gail Bedomo und den beiden Zwotterfrauen an Bord verschwand zwischen den Dünen. Saliks Begleiter waren alle männlichen Geschlechts, dennoch wunderte er sich nicht, daß sie Interkosmo akzentfrei beherrschten. Er hatte schon längst vermutet, daß sich manche der männlichen Zwotter nur verstellten, um für die Menschen die Degenerierten zu spielen. So war es mit Jagizzer gewesen, der ihn im Sandwurm nach Ailand brachte, und er hatte auch bei anderen Zwottern festgestellt, daß sie verzweifelt bemüht waren, Sprachschwierigkeit en vorzutäuschen.
    Warum versuchten die Zwotter, falsches Zeugnis über sich abzulegen?
    Es konnte nur so sein, daß sie glaubten, die Menschen würden sich von ihnen abwenden, wenn sie erfuhren, daß sie nicht mehr die geistig unterentwickelten und evolutionsgeschädigten Nachfahren eines einst hochstehenden Volkes waren. Das war eine unbegründete Angst, gewiß, aber die Zwotter mußten das von selbst erkennen. Sie mußten den Mut haben, den Menschen als gleichberechtigte Partner entgegenzutreten. Salik hoffte, etwas dazu beitragen zu können, den Zwottern zu einem gesunden Selbstwertgefühl zu verhelfen.
    Aber die Vernichtung Trodars war immer noch sein Hauptanliegen.
    Salik fand in die Wirklichkeit zurück.
    Vor ihnen war mitten aus der Wüste ein Wald aus Kakteen aufgetaucht. Salik deutete darauf und fragte: „Ist das unser Ziel? Liegt dort die Straße der Psychode?"
    „Du wirst es sehen", antwortete der Zwotter vor ihm.
    „Gehört einer von euch zu den Meistern des Geistes, die Paraplasma erschaffen können?" fragte Salik weiter.
    Der Zwotter hinter ihm lachte, und die anderen stimmten darin ein.
    „Entschuldige", sagte der Zwotter in seinem Rücken. „Ist es nicht ungehörig, statt einer Antwort zu lachen, und gehört es sich andererseits nicht, sich für schlechtes Benehmen zu entschuldigen? Wir haben das Lachen von euch gelernt, und wir können damit so manche Stimmung ausdrükken."
    „Ihr solltet euch nicht sklavisch nach menschlichen Sitten und Gebräuchen richten", erwiderte Salik. „Ihr sollt euch selbst immer treu bleiben. Aber ich hätte doch gerne gewußt, was ihr mit eurem Lachen ausdrücken wolltet."
    „Nun ..." Der Zwotter zögerte kurz, bevor er fortfuhr: „ES erheitert uns, wenn wir merken, daß du immer noch eine falsche Vorstellung davon hast, wie Psychode erschaffen werden."
    „Ich weiß nur, wie es in der Vergangenheit war", sagte Salik.
    „Du wirst erfahren, wie es heute ist", erwiderte der Zwotter.
    Sie erreichten die ersten Kakteen, und der Treiber, der der Riesenechse im Nacken saß, zügelte das Tier, indem er mit den Fingern gegen ihre Gehörgänge trommelte. Die Echse hielt an, und sie kletterten zu Boden. Salik bekam seinen Rucksack zurück und schnallte ihn sich um.
    Sei wachsam, Trodar, dachte er. Laß dir keine Einzelheit entgehen!
    Der Zwotter, der sein Gepäck in Gewahrsam genommen hatte, ging voran, die anderen setzten sich erst in Bewegung, als Salik seinem Führer folgte. Als sich Salik umdrehte, sah er, wie sich die Echse im Schatten eines der riesigen Kaktusgewächse träge zu Boden sinken ließ.
    Zwischen den Kakteen wuchsen fächerförmige Farne, um deren Stengel sich Moose bauschten. Jen Salik hatte das Gefühl, über einen schallschluckenden Teppich zu gehen. Die Luft war rein und würzig, und er wußte, daß seine Windkutte hier überflüssig war.
    Die Kakteen standen immer dichter, aber sie erreichten nicht mehr die Höhe der Einzelgewächse. Ihre stacheligen Arme waren gewunden und ineinander verschlungen. Immer öfter stellte Salik fest, daß die Stämme keilförmig angeschnitten waren. Aus den Schnittstellen floß zähe Kaktusmilch, die von tönernen (oder wie aus Ton geformten) Gefäßen aufgefangen
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