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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen
Autoren: Larry Brent
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Opfers.
     
    ●
     
    In ihrer
Dunkelheit schrie sie, aber das kam ihr nur so vor. In Wirklichkeit drang kein
Laut über ihre Lippen.
    Edith Shrink schien es, als würde sie aus der Tiefe des Meeres
emportauchen.
    Ein
ungeheurer, unerklärlicher Druck lastete auf ihrem Körper, besonders auf dem
Kopf.
    Was war nur
los mit ihr? Was war passiert?
    Sie konnte
sich in den ersten Sekunden nicht erinnern.
    Edith Shrink versuchte die Augen zu öffnen. Die Tatsache,
Sehmerzen zu empfinden, drang langsam in ihr benommenes Bewußtsein vor.
    Warum tat
alles so weh? Warum sah sie nichts?
    Stockfinster,
rundum ...
    Und alles so
klebrig.
    Sie richtete
sich auf und tastete mit beiden Händen in ihr Gesicht.
    Es war voller
Erde - und etwas klebrigem, das sie nicht
identifizieren konnte. War sie in eine Schlammpfütze gefallen?
    Warum war
alles so schwarz um sie herum?
    Sie fuhr über
ihr Gesicht und ihre Augen.
    Augen?
    Edith zuckte
zusammen. Die ganze Welt schien auf sie herabzustürzen.
    Sie wurde
erschüttert bis in die innersten Tiefen ihrer Seele.
    Augen? Sie
hatte keine Augen mehr!
    Da waren
klebrige, breiige Löcher, aus denen noch das Blut sickerte.
    Edith Shrink saß da, nahm ihre Hände vom Gesicht und hielt sie
vor sich, aber sie sah sie nicht, obwohl sie die geschwollenen Augenlider weit aufriß .. .
    Die Augen!
Man hatte ihr ihre Augen gestohlen!
     
    ●
     
    Entsetzen und
Panik überschwemmte sie.
    Aber so etwas
gab es doch nicht! Sie wollte schreien, aber es wurde nur ein dumpfes,
gequältes Stöhnen.
    Schluchzend
vor Schmerzen und Grauen kam Edith Shrink taumelnd
auf die Beine.
    Waldboden ...
Laub ... Feucht und faulig...
    Dann ein
Stamm. Rissig und rauh. Eine Buche.
    Die junge
Frau wußte, wo sie sich befand.
    Der Baumstamm
lag noch quer über dem Weg, sie hatte absteigen müssen. Das Rad.
    Da stolperte
sie auch schon. Sie fiel über das Fahrrad und spürte die Speichen, in die sie
griff, instinktiv nach Halt suchend.
    Alles in
Edith Shrink befand sich in Auflösung. Ihr Gehirn war
wie ein Fremdkörper in ihrem Schädel. Es pochte und klopfte, und sie hatte das
Gefühl, es müsse drei- oder viermal so groß sein. Sie glaubte, es könnte jeden
Augenblick aus ihrer Schädeldecke platzen.
    Ich werde
verrückt... diese Dunkelheit ... meine Augen! Immer wieder die gleichen
Gedanken. Plötzlich schrie sie diese Gedanken laut heraus, ohne daß es ihr
bewußt wurde.
    Sie rappelte
sich wieder auf.
    Tastend ging
sie an den Bäumen entlang. Mit brennenden Schmerzen. Edith glaubte, sie seien
überall...
    Schluchzend,
stöhnend und aufs äußerste erregt wankte sie durch die Nacht.
    Die beiden
Männer ...!
    Nach und nach
kam ihr alles wieder in den Sinn.
    Am Boden
merkte sie, ob sie sieh auf dem Waldweg befand oder ob sie davon abglitt.
    Sie handelte
mechanisch, krank vor Angst und Schmerzen und kurz davor, den Verstand zu
verlieren.
    Sie brauchte
Hilfe. Etwas war mit ihren Augen geschehen. Aber vielleicht konnte man ihr noch
helfen, wenn sie rechtzeitig in ärztliche Behandlung kam?
    Säure! schoß
es ihr durch den Kopf. Die Kerle, die sie überfielen, hatten ihr Säure ins Gesicht geschüttet!
    Aber ihre
Wangen fühlten sich glatt an, wenn sie von der krumigen ,
mit Tränen und Blut vermengten Erde absah, die auf ihrem Gesicht klebte.
    Die für ihr
Leben Gezeichnete blieb wieder stehen und führte ihre zitternden Hände erneut
zu den Augenhöhlen. Sie schloß die Lider und berührte mit den Fingerspitzen die
geschwollene Oberfläche.
    Sie fühlte
sich seltsam hohl an. Und das, was hinter den Augenlidern pulsierte, war weich,
schwammig und nachgiebig. Nur dicke Haut und irgendwelches Gewebe schien es zu
sein, mit dem man nicht sehen konnte!
    Edith Shrink machte in diesen Sekunden alle Höhen und Tiefen
durch, die ein Mensch überhaupt erleben konnte.
    Sie schwankte
zwischen Hoffnung und tiefer Furcht, zwischen Verzweiflung und wilder
Entschlossenheit, zwischen Zweifel und Ratlosigkeit.
    Sie rannte
gegen einen Baum und stürzte benommen zu Boden, blieb aber nicht lange liegen.
    Wieder kam
sie auf die Beine, und weiter ging der Weg, über Laub, zwischen Bäumen und Sträucherwerk hindurch, in dem sie hängenblieb. Sie hatte
in der tiefen, schmerzenden Dunkelheit, die sie umgab, ständig das Gefühl, in
einen verzauberten Wald geraten zu sein.
    Äste und
Zweige griffen nach ihr. Die Geräusche in der Finsternis schienen lauter als je
zuvor.
    Überall
raschelte es. Erschrockene, aus dem Schlaf gerissene Vögel flatterten in
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