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0987 - Asmodis' Retter

0987 - Asmodis' Retter

Titel: 0987 - Asmodis' Retter
Autoren: Oliver Fröhlich und Manfred H. Rückert
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Gaddafi wären. As Souroun trug sogar den gleichen Vornamen! Natürlich war das Unsinn, denn Muammar war zwei Jahre älter als Gaddafi, aber wenn Menschen, die unter erbärmlichen Umständen hausen, eine Möglichkeit erhalten, einen Schuldigen für ihre Lage zu finden, ist das logische Denken meistens ausgeschaltet. Besonders dann, wenn sich die Polizei auf die Seite des Mobs schlug.
    Einer ihrer wenigen Freunde hatte sie gewarnt, dass die ganze Familie gesteinigt werden sollte. Und so war den as Souroun nichts anderes übriggeblieben, als heimlich zu verschwinden und ihr nötigstes Hab und Gut mitzunehmen. Darunter befanden sich vier Kamele, auf denen die Kinder saßen. Der Freund hatte seine Warnung mit dem Leben bezahlt, der enttäuschte Mob hatte seine Wut an dem armen Mann ausgelassen.
    Leah, Muammars jüngste Enkelin, starb schon am dritten Tag ihrer Flucht. Einen Tag später musste as Souroun Abschied von Alisha nehmen, seiner Frau, mit der er fast fünfzig Jahre lang verheiratet war. Die beiden, so kurz hintereinander erfolgten Schicksalsschläge, hatten den alten Mann gebrochen, er lief nur noch apathisch hinter seinen Söhnen her, hielt gedankenverloren den geweihten Dolch in seinen Händen - das letzte Geschenk seines Großvaters - und murmelte unaufhörlich Gebete, dass Allah ihn bald zu sich holen möge. In den wenigen hellen Augenblicken wünschte er sich, den heutigen Tag nicht zu überstehen. Ohne seine beiden Lieblinge wollte auch er nicht mehr leben.
    Dass die Jäger mittlerweile nicht mehr ihrer Spur folgten, bemerkten die Mitglieder der Familie as Souroun nicht. Nachdem die Späher gemeldet hatten, dass die Flüchtlinge den Weg durch die Wüste nahmen, wurde die Verfolgung eingestellt.
    Aus der Wüste entkam niemand. Zumindest niemand, der so ärmlich ausgerüstet war wie Muammar und seine Sippe.
    »Dort vorne ist ein Gebirge«, meldete Omar, sein ältester Sohn.
    Muammar blickte nicht einmal in die Richtung, in die Omar wies; mit hohl klingender Stimme spulte er seine Litanei ab und bekräftigte die Worte mit dem Herumfuchteln seiner Hände. Dass er sich dabei nicht mit dem geweihten Dolch verletzte, grenzte an ein Wunder. Der alte Mann zeigte keine Reaktion auf Omars Satz. Er überholte seinen Sohn und lief einfach weiter, wie ein Spielzeug, das mittels eines Schlüssels aufgedreht wurde. Nur das Rezitieren der heiligen Worte war noch kurz zu hören.
    »Vater, bleib stehen!«, rief Yussuf, sein dritter Sohn. Doch Muammar hörte immer noch nicht.
    Omars Frau Mounja blickte ihren Mann ernst an.
    »Wir sollten nicht dorthin gehen«, sagte sie mit kratziger Stimme. Obwohl sie den Schleier vor dem Gesicht trug, der nur die Augenpartie freiließ, war deutlich zu erkennen, dass sie in den letzten Tagen gelitten hatte. Ihre Augen waren gerötet, einige geplatzte Äderchen zeugten von der Anstrengung seit ihrem unfreiwilligen Aufbruch.
    »Wie kommst du darauf?«, wollte Omar wissen. »Das Gebirge spendet Schatten, außerdem gibt es dort bestimmt Wasser, und unsere Vorräte sind fast aufgebraucht.«
    »Spürst du es nicht?«, stellte Mounja eine Gegenfrage. »Dieses Gebiet ist böse. Unendlich böse. Mir kommt es so vor, als würde dort der Schêitan auf uns lauern.«
    Sie wusste nicht, wie Recht sie mit ihrer Vermutung hatte. Zwar lauerte nicht Satan persönlich auf sie, aber einige seiner schwarzblütigen Artverwandten.
    »Bist du wahnsinnig geworden, Frau?« Omars Kraft reichte kaum noch aus, seiner Gefährtin Vorhaltungen zu machen. Er spürte ebenfalls wie durch eine ständig präsente Hintergrundstrahlung, dass etwas Mysteriöses um das Gebirge lag. Doch der unaufhörlich größer werdende Durst triumphierte über jede Vorsicht.
    »Dort in den Bergen gibt es Wasser, Frau«, keuchte Omar. »Wasser und Schatten!« Automatisch setzte er sich in Bewegung und folgte seinem Vater. Er hielt den Kopf gesenkt und besaß nicht mehr die Kraft, sich umzudrehen und die wenigen verbliebenen Familienmitglieder anzusehen. Seine Füße schleiften am Boden, auch bei ihm hatte das klare Denken ausgesetzt.
    »Wasser…«, stöhnte er und leckte mit der trockenen Zunge über die aufgesprungenen Lippen.
    Es wäre klüger von ihm gewesen, auf seine Frau und ihr Gespür zu vertrauen.
    Als Omar den Kopf hob, sah er seinen Vater mehrere Meter vor sich laufen. Mochte der Scheitan wissen, woher der alte Muammar die Kraft nahm, weiterzugehen.
    Plötzlich blieb der Familienpatriarch stehen, als hätte ihn eine unsichtbare Wand
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