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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin
Autoren: Jason Dark
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er tun sollte. Er stand einfach nur da und schaute zu.
    Imelda nahm auch jetzt keine Notiz von ihm. Sie drehte ihre Runden, wobei sie zumeist an die Decke schaute, als könnte sie dort etwas Besonderes sehen. Das leise Plätschern begleitete ihren Weg, und von ihrem Körper war nicht viel zu sehen, da er stets vom dunklen Wasser überschwemmt war.
    Dafür sah Bill hin und wieder ihr Gesicht. Es gehörte keiner Weißen, und es hob sich auch nicht großartig von den schwarzen Haaren ab. Bill konzentrierte sich einfach nur auf das Gesicht. Was er da sah, gefiel ihm nicht. Es war zwar menschlich, aber es erinnerte ihn irgendwie an eine Maske. Auch fielen ihm die großen Augen auf. Sie sahen aus wie dunkle, bewegungslose Perlen.
    Bill wußte nicht, wie lange die Frau noch ihre Bahnen schwimmen wollte, aber er fühlte sich einfach nicht in der Lage, sie durch Worte zu unterbrechen.
    Diese Umgebung war ihm zu fremd. Obgleich er im Haus stand, kam er sich schon vor wie im Freien. Selbst die Insekten fehlten nicht.
    Wieder drehte sich Imelda Sie tauchte dann für einen Moment unter.
    Dabei wurde das schwarze Haar von den Wellen erfaßt und für einen Moment in die Höhe gewirbelt. Dann erschien das Gesicht wieder an der Oberfläche, zwei, drei Atemzüge, dann machte sie weiter.
    Aber sie schwamm nur mehr eine Bahn. Als sie mit dem Kopf beinahe gegen den Rand des Pools stieß, zog sie die Beine an, drückte sie in die Tiefe und trat Wasser.
    Sie drehte den Kopf. Erst jetzt schien sie den Besucher wahrzunehmen.
    Sie schaute Bill an, der sieh augenblicklich unbehaglich fühlte, aber nichts dagegen unternahm. Er zog sich nicht zurück, senkte auch nicht den Blick, sondern nickte nur. Es war für ihn ein Zeichen, daß er etwas sagen wollte, aber die Frau kam ihm zuvor.
    »Ich vermute, daß Sie zu mir wollen.« Sie redete ihn in seiner Sprache an. Die Worte hörten sich hart und guttural an.
    »So ist es.«
    »Würden Sie mir das Tuch reichen?«
    »Sicher, gern.«
    »Danke sehr.«
    Bill ging an dem ovalen Pool vorbei und auf die beiden Korbstühle zu.
    Dabei konnte er den Blick nicht von dieser Person reißen. Er betrachtete das Gesicht genauer, auch die dunklen Haare, die naß und nach hinten gekämmt waren und eine sehr hohe Stirn freigaben.
    Bill nahm das Tuch. Er schwitzte noch stärker. Die Luft war kaum zu atmen, sie roch nach Öl oder einer fremdartigen Essenz. Das zumindest glaubte er.
    Das Tuch bestand aus einem flauschigen Stoff. Bill hielt es mit beiden Händen fest. Er trug es vor sich her und schaute über den Tuchrand hinweg.
    Imelda wartete ab, bis er den Rand des Beckens erreicht hatte. Erst dann bewegte sie sich, schnellte aus dem dunklen Wasser hervor, bevor sie ihre Hände auf den Poolrand legte, um sich abzustützen.
    Dann kletterte sie aus dem Wasser. Es machte ihr auch nichts aus, daß sie nackt war.
    Bill schaute nicht weg. Seine Blicke tasteten ihren Körper ab, und er hatte dabei das Gefühl, nicht anders zu können. Hinter diesen Blicken steckte ein direkter Zwang. Er fühlte sich wie an die Hand genommen, denn die Frau wollte, daß er sie anschaute, und ihr Bild brannte sich förmlich in dem Gedächtnis des Reporters fest.
    Es war keine schöne, keine hübsche Frau. Sie wirkte exotisch, auf ihn sogar abstoßend, aber zugleich ging von ihr ein Reiz aus, dem sich Bill nicht entziehen konnte. Ihre Brüste lagen frei, sie schwangen bei jeder Bewegung. Auf der Haut lag noch immer das Wasser. Es rann in langen Bahnen über den Körper.
    Imelda blieb dicht vor dem Badetuch stehen und schaute Bill an. Sie traf auch keinerlei Anstalten, nach dem Tuch zu greifen. Mit Blicken fixierte sie Bill, der sich davon seltsamerweise berührt fühlte, unbeweglich auf dem Fleck stand und eben nur das Gesicht der Frau beobachtete.
    Zuerst fielen ihm die Augen auf. Sie waren sehr groß, übergroß, aber nicht rund, sondern oval. Die pechschwarzen Pupillen wiesen dieselbe Farbe auf wie das Haar, das so glatt auf ihrem Kopf lag und dem Gesicht tatsächlich das Aussehen einer getönten Maske gab. Dazu trugen auch die Augenbrauen mit bei, die glatt auf der Haut lagen und wie gezeichnet aussahen.
    Die gebogene Nase, darunter der relativ kleine Mund mit den dicken Lippen.
    Es folgte das glatte Kinn, das wie auch das übrige Gesicht künstlich wirkte. Diese Frau sah aus wie ein Kunstgeschöpf, bei deren Erschaffung man einen Teil des Haares vergessen hatte.
    Bill Conolly kannte sich selbst nicht mehr aus. Er stand einfach nur da und
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