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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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vergleichbare Leid zusammengeschweißt. Doch nicht Enrique Moriente und Alejandro Cruz. Der Bürgermeister schien den Bergbauern von ganzem Herzen zu hassen.
    Und ausgerechnet in dessen Sohn hatte sie sich verlieben müssen!
    »Lass uns von etwas Schönerem reden.« Sie schüttelte die trüben Gedanken ab. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    Ein scheues Lächeln schlich in Javiers Gesicht. Für einen Moment glaubte Araminta, er wäre wieder ein Opfer seiner Unsicherheit geworden. Doch dann hielt er ihre Hand fester und beugte sich vor.
    »Hier, denke ich.« Er küsste sie.
    Sie schloss die Augen und verlor sich im Augenblick. Wohlige Schauer zogen ihr über den Rücken. Die Haut kribbelte, das Herz steppte Freudentänze. Ihr Körper bebte.
    Da gab der Junge ein ersticktes Keuchen von sich und löste die Lippen von ihren.
    Das Beben blieb!
    Araminta öffnete die Lider und sah Angst im Blick ihres Freundes. Gleichzeitig hörte sie Arlos Kläffen, aufgeregt und heiser, das immer leiser wurde.
    Es war nicht ihr Körper, der gebebt hatte, sondern die Erde!
    Sie rutschte näher an Javier heran und klammerte sich an ihm fest.
    »Keine Sorge«, sagte er mit wackliger Stimme. »Das passiert in der Sierra Nevada öfter.«
    Ich weiß! Ich lebe auch hier, wollte sie antworten, verkniff es sich aber. Sie ahnte, dass Javier versuchte, mit seiner Aussage eher sich selbst zu beruhigen.
    Die Stärke des Bebens nahm immer mehr zu. Der Boden jammerte und grollte. Er schüttelte sich wie Arlo, wenn er nach einem Bad die Wassertropfen aus dem Fell schleuderte.
    Araminta fühlte sich wie einer dieser Wassertropfen. Unbedeutend, der Spielball einer Kraft, die sie nicht beeinflussen konnte.
    Sie wollte sich festklammern, an etwas Halt suchen, das nicht bebte. Aber da war nichts! Also packte sie Javier noch fester.
    Einige der Olivenbäume ächzten, zwei oder drei stürzten um.
    Ihre Angst wuchs im gleichen Ausmaß wie das Beben. Sicherlich wackelte in ihrer Gegend öfters im Jahr die Erde. Wie ihr Vater in dozierendem Ton erklärt hatte, lag das daran, dass sich die afrikanische unter die europäische Kontinentalplatte schob. Was auch immer das heißen mochte.
    Aber das war keines der üblichen kleineren Erdbeben! Dieses fühlte sich so an, als wäre etwas in der Erde eingesperrt, das heraus wollte. Etwas Großes und Gemeines! Es rüttelte an den Gitterstäben und trommelte gegen die Türen und Wände seines Gefängnisses.
    Der nächste Stoß erschütterte die Umgebung.
    Geröll kullerte den Berghang herab.
    Hoffentlich trifft uns nichts!, schoss es Araminta durch den Kopf.
    Nur mit Mühe konnte sie den Drang unterdrücken, aufzuspringen und davonzulaufen. Sie wollte weg von diesem plötzlich so zerbrechlich scheinenden Berg, einfach rennen, rennen, rennen, solange die Kraft reichte, die Schmerzensschreie der Erde hinter sich lassen und nur…
    Unvermittelt hörten die Stöße auf. Für einige Augenblicke herrschte eine beinahe unheimliche Stille. Nur vereinzelt purzelten noch Kiesel den Hang herunter.
    Und dann - als wäre nichts gewesen -nahm die Natur die übliche Geräuschproduktion wieder auf. Die Vögel sangen und zwitscherten, die Insekten brummten und zirpten wie eh und je.
    Araminta ließ ihren Freund los und sah sich um. »War’s das? Mann, war das heftig.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Javier.
    Sie nickte. »Und bei dir?«
    Er grinste sie an. »Wenn man davon absieht, dass ich fast erstickt wäre, so fest, wie du mich gehalten hast, ist alles bestens.«
    »Oh! Das wollte ich nicht. Aber ich wusste nicht, wo ich mich sonst…« Sie brach ab und ließ den Blick über die Wiese gleiten. Sie drehte sich um, sah zum Berghang, dann zum Olivenhain. »Wo ist Arlo?«
    Javier stand auf und half Araminta hoch. »Keine Ahnung!«
    Sie lief zu den Olivenbäumen, wo sie den Galgo zuletzt gesehen hatte. »Arlo? Wo steckst du, Großer?«
    Von dem Windhund war nichts zu entdecken.
    Sie hielt die Hände an den Mund und bildete einen Trichter. »Arlo!«
    Tatsächlich erhielt sie ein Bellen zur Antwort. Leise und weit entfernt, aber ganz eindeutig Arlo. Seine… Stimme hätte sie unter Tausenden erkannt.
    »Komm mit!«, sagte sie zu Javier.
    Ohne zu prüfen, ob er gehorchte, lief sie los. Sie rannte am Rand des Olivenhains entlang, überquerte eine weitere Wiese, sprang über niedrige Sträucher.
    Nach wenigen Minuten erreichte sie einen der unzähligen Wanderwege durch die Sierra Nevada.
    Von hier war das Bellen gekommen. Oder nicht?
    »Arlo? Wo
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