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0975 - Die zweite Welle

Titel: 0975 - Die zweite Welle
Autoren: Unbekannt
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Medikament verabreichte. Tao-Tan blieb weisungsgemäß liegen und wartete auf die Wirkung, die in zehn Minuten eintreten sollte. Unterdessen meldete sich Prok.
    „Ich komme an den Generator nicht mehr heran", verkündete er. „Alle Zugänge sind von diesem Zeug verstopft."
    „Kommt hierher", rief Gloria. „Der Funkraum in der ersten Kuppel ist noch fest und sicher!"
    „Laßt euch nicht täuschen!" warnte Tao-Tan. „Das Metall wird sich auch dort verändern, und dann sitzt ihr erst recht in der Falle!"
    „Du bist ein Pessimist! „ behauptete Gloria. „Ich glaube, wir können den Vorgang zumindest in diesem engen Raum aufhalten. Wir werden ihn mit Luft fluten. Die Innenwände scheinen noch dicht zu sein, und wenn das Metall dann weich wird, erhöhen wir den Druck und vermeiden so, daß es uns auf die Köpfe fällt."
    „Das ist kompletter Blödsinn!" schrie Tao-Tan wütend auf. „Um Selbstmord zu begehen, brauchst du keine so langen Vorbereitungen zu treffen."
    Aber niemand hörte auf ihn. Die Beben, Doms Tod, die Aufweichung des Arkonstahls - das alles zusammen hatte ihnen ihre sonst zur Schau getragene Ruhe geraubt und zwang sie, spontanen, unvernünftigen Gedanken zu folgen.
    „Behaltet wenigstens die Helme auf", bat er erschöpft „Ruh du dich aus!" empfahl Gloria.
    Wenig später vernahm er, daß sie endlich eine Verbindung zu einer weit entfernten Station im Grenzbereich der Milchstraße bekommen hatte. Von dort aus würde man die Meldung weiterleiten, und wenn die vier Überlebenden der Katastrophe Glück hatten, konnte schon in wenigen Stunden ein Schiff zur SteIle sein, das sie aufnahm.
    Er hörte mit halbem Ohr auf das, was Gloria sagte - und dann kam der Schrei, begleitet von einem grauenhaften, sanften Rauschen. Im nächsten Moment vernahm er das unverkennbare Zischen und Fauchen, mit dem Luft aus einem geschlossenen Raum ins Vakuum entweicht.
    „Andromeda! „ sagte er. „Prok, Gloria - meldet euch!"
    Immer wieder versuchte er es, bis er endlich einsah, daß es keinen Sinn mehr hatte.
    „Diese verdammten Narren!" flüsterte er, und die Automatik seines Raumanzugs erzeugte einen sanften Luftstrom, der ihm die Tränen von den Wangen trocknete.
    Schließlich wurde ihm bewußt, daß er drauf und dran war, sich mit seiner Trauer um die Toten um die Chance zu bringen, selbst zu überleben.
    „Cybermed! „ sagte er rauh. „Du mußt mich wachhalten. Ich darf auf gar keinen Fall einschlafen, hast du mich verstanden? Auch wenn es aus medizinischer Sicht noch so notwendig sein sollte, mich in den Schlaf zu schicken, darfst du es nicht tun."
    Er spürte etwas Kaltes am Hals und nach kaum einer Minute fühlte er frische Kraft in sich.
    „Braver Junge!" murmelte er.
    Er richtete sich vorsichtig auf. Eine regelrechte Lache von aufgeweichtem Arkonstahl bedeckte den Boden der Kuppel. Tao-Tan schätzte die Höhe dieser Schicht auf zwanzig Zentimeter. Er fragte sich, ob er vielleicht hindurchwaten könnte. Er suchte so lange an seinem Sessel herum, bis er ein Teil fand, das er abschrauben konnte.
    Damit prüfte er die Beschaffenheit des Metalls.
    Das Ergebnis war entmutigend. Zwar schaffte er es, sein improvisiertes Prüfinstrument aus der Masse herauszuziehen, aber es kostete ihn eine Menge Kraft. Nie und nimmer konnte er sich mit seinen lädierten Beinen da hindurcharbeiten. Er hob den Stab und sah, daß etwas von dem Metall daran haften geblieben war. Ein langer Faden reichte von diesem Klecks bis in die Lache hinab. Der Arkonstahl verhielt sich nicht viel anders als dicker Sirup.
    Er fragte sich, wie es um die Tragfähigkeit dieser Oberfläche bestellt sein mochte, und warf die vom Sessel abmontierte Stange hinab. Sie hielt sich sehr lange. Fast zwanzig Minuten vergingen, bis sie allmählich versank.
    Inzwischen war der Pegel - wie er anhand der Möbel und Instrumente abschätzen konnte - um weitere zwanzig Zentimeter gestiegen. Die Auflösung schritt immer schneller voran. Es wurde höchste Zeit, daß er aus der Kuppel kam.
    Seine Beine machten ihm nicht mehr so schlimm zu schaffen, und so versuchte er, den Sessel zu erreichen, in dem Andromeda während des Bebens gelegen hatte. Als er sich weit vorbeugte, um die Kante der Lehne fassen zu können, wäre er beinahe umgekippt. In seinem panischen Schrecken warf er sich so heftig zur Seite, daß der Liegesessel nun in der entgegengesetzten Richtung umzuschlagen drohte. Er brauchte fast eine Minute, bis er diese Schaukelbewegung ausgeglichen hatte. Danach
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