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0973 - Das verfluchte Volk

0973 - Das verfluchte Volk

Titel: 0973 - Das verfluchte Volk
Autoren: Andreas Balzer
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ziemlicher Humbug. Wie die meisten Legenden allerdings hat vielleicht auch diese einen wahren Kern. Und wer weiß, wenn ich alle Zeit der Welt hätte, würde ich der Sache vielleicht nachgehen, aber so? Ich muss mich auf Unternehmungen konzentrieren, die etwas mehr in dieser Welt verankert sind.«
    »Was werden Sie dann mit der Karte machen?«
    Humboldt zuckte die Schultern. »Vermutlich überhaupt nichts. In wenigen Tagen reise ich weiter nach Quito. Vielleicht lasse ich sie mir als kurioses Andenken einrahmen.«
    »Geben Sie sie mir«, entfuhr es mir.
    Der Gelehrte bedachte mich mit einem seltsamen Blick. Doch dann lächelte er. »Warum nicht? Ich habe ja nicht wirklich Verwendung dafür. Aber ich rate Ihnen dringend, die Finger von der Sache zu lassen, Dörfler. Vermutlich finden Sie da draußen nur einen grausamen Tod.«
    Hastig steckte ich die Karte ein und murmelte: »Ich werde Ihren Rat beherzigen.« Doch in meinem Kopf sah es ganz anders aus.
    Ich muss eine Expedition zusammenstellen.
    ***
    Alles an dem Soldaten wirkte tot. Nicht nur die unheimlichen weißen Augen, auch die Stimme, die klang, als würde sie aus einer weit entfernten Sphäre zu ihm herüberschweben.
    Ein lebender Leichnam, wie in diesen verrückten amerikanischen Filmen…
    Álvarez spürte, wie sein Körper unkontrolliert zu zittern begann. Für einen schrecklichen Moment glaubte er zu ersticken, bis er seine Atmung wieder in den Griff bekam. Hilflos registrierte er, wie die Abnormität auf seinem Rasen noch ein paar Schritte näher kam, bis sie die Stufen zur Veranda erreicht hatte. Wo blieben seine Leute? Warum entdeckte niemand auf den Überwachungsmonitoren, dass ihr Boss in höchster Gefahr war?
    Der untote Soldat schien seine Gedanken zu erraten.
    »Keine Sorge, Don Antonio, ich bin nicht hier, um Sie zu töten.«
    »Warum dann?«, brachte Álvarez mühsam hervor. Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren unnatürlich und fremd.
    Wieder lächelte der Unheimliche, während er mit wenigen Schritten die Treppe überwand und zu dem Zuckerbaron auf die Veranda trat. »Um Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen.«
    »Wer sind Sie? Was sind Sie?«
    Scheinbar gedankenverloren spielte der Soldat mit dem, was er in der linken Hand hielt. Es war tatsächlich ein Rosenkranz. Unablässig ließ er die Kette durch die schlanken Finger gleiten.
    »Wollen Sie das wirklich wissen? Wenn Sie wirklich einen Namen brauchen, an dem Sie sich festhalten können, nennen Sie mich Velasco.«
    »Also, Velasco…« Jetzt, wo er sich nicht mehr unmittelbar bedroht fühlte, bekam sich Álvarez langsam wieder unter Kontrolle. Fahrig zündete er sich einen neuen Zigarillo an. Der kratzige Rauch beruhigte seine Nerven. Offenbar hatte er einen Boten vor sich. Und Don Antonio wusste, wie man mit Untergebenen redete. »Sie wollen mir also ein Geschäft vorschlagen. Und für wen sprechen Sie? Für die Armee, die hier eingefallen ist wie ein Heuschreckenschwarm?«
    Der Soldat sah ihn mit seinen toten Augen unverwandt an, und sofort zerbröselte die Arroganz wieder, mit der der alte Mann seine Furcht hatte tarnen wollen. »Das ist lange her, ich habe einen neuen Herrn. Er lebt jenseits dessen, was von den Unwissenden heute die Todeszone genannt wird.«
    Álvarez hatte das Gefühl, als schwanke der Boden unter seinen Füßen. Also gab es tatsächlich eine intelligente Macht, die für all die bizarren Ereignisse, alle Attacken der vergangenen Monate verantwortlich war. Und sie wollte ausgerechnet mit ihm verhandeln?
    Warum?
    »Wie ist sein Name?«
    »Namen sind unwichtig. Er ist Macht.«
    »Und was will er von mir? Ich bin nur ein Geschäftsmann. Wie könnte ich ihm behilflich sein?«
    »Nur nicht so bescheiden, Señor Álvarez,« Die ausdruckslosen Augen schienen den alten Mann zu durchbohren wie Speere. »Mein Herr braucht jemanden, der auf dieser Seite der Barriere für ihn tätig ist. Der als sein Agent fungieren kann, ohne so viel Aufsehen zu erregen wie seine anderen Geschöpfe.«
    »Was springt dabei für mich dabei raus?«, frage der alte Mann.
    »Mein Herr wird Sie reich machen.«
    Don Antonio lachte ungläubig auf. »Ich bin reich.«
    »Nicht so reich.« Beiläufig hob Velasco die rechte Hand und strich mit ihr über das Geländer der Veranda. Ungläubig beobachtete Álvarez, wie sich das lackierte Holz bei der Berührung in pures Gold verwandelte.
    »Wie zum Teufel…?«
    »Betrachten Sie es als kleine Anzahlung. Also nehmen Sie das Angebot an?«
    Antonio Álvarez nahm
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