Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir

0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir

Titel: 0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zitterte am ganzen Körper. Sein Fell war naß geworden. Die Feuchtigkeit des Grases klebte darin ebenso wie kleine Blätter oder Rindenstücke aus dem längst weit hinter ihm liegenden Wald.
    Er hob den Kopf.
    Wie ein Mensch schaute er hoch zu den oberen Regionen, die bei Tageslicht grüne Matten und Weiden gezeigt hätten, aber jetzt, in der Nacht, nur mehr aus Schatten bestanden.
    Aus ihnen hervor ragten die starren Gebilde. Steine, Felsen, scharf und kantig. Mal höckerartig gewachsen, mal breiter. Andere wieder spitz oder geformt oder die so etwas wie einen Tafelberg bildeten, wie man ihn aus dem amerikanischen Südwesten kennt und häufig in Westernfilmen sieht. Da mußte er hin!
    Der Wolf spürte es genau, und er wußte auch, daß er eine lange und beschwerliche Strecke zurückzulegen hatte. Zu lang und zu steil, ohne zuvor Kraft gesammelt zu haben.
    Er mußte sich ausruhen und ließ sich auf seine Hinterbeine nieder. In dieser Sitzhaltung blieb er, wobei er allerdings den Kopf bewegte und mit seinen kalten Augen die Umgebung absuchte, dabei aber nicht vergaß, die Zunge aus dem Maul schnellen zu lasen, um über sein Fell zu lecken, an dem die Nässe klebte, die seinen Durst wenigstens etwas löschen sollte. Die Halme stachen wie Nadeln aus dem Boden, sie wurden auch nicht größer, wenn die Sonne ihre Strahlen über das Land schickte. Dieses Gras war es gewohnt, auf dem kargen Boden das Überleben zu fristen.
    Das Tier streckte sich. Dabei sträubte sich das braune Fell, das zum buschigen Schwanz hin einige graue Streifen bekommen hatte, wie ein Mensch, der älter wurde und diese Jahre seinem allmählich grauer werdenden Haar ansah.
    Es wartete noch. Das Hecheln klang schon bald nicht mehr so scharf und kurzatmig. Es flockte auch kaum Schaum mehr aus seinem geöffneten Maul. Der Wolf war in eine tiefe Ruhe gefallen. Sie dauerte nur nicht lange an, denn die Botschaft nahm er wiederum auf. Eine scharfe Witterung. Er spürte die Nähe des Ziels. Noch in der liegenden Haltung bewegte er seine Augen und schielte in die Höhe.
    Da malte sich der große Tafelfelsen wie vor einer schwarzen Wand ab.
    Er stand zwar gerade, sah aber trotzdem schief aus, als würde er jeden Augenblick nach unten kippen. Was jedoch all die Zeiten überdauert hatte, hielt auch jetzt, und selbst der stärkste Orkan hatte ihm nichts antun können.
    Noch wartete das Tier. Dann aber schoß es plötzlich in die Höhe, als hätte ihm jemand eine Nadel durch das Fell tief in den Körper hineingerammt.
    Der Wolf war bereit!
    Er schüttelte den Kopf. Zugleich liefen die Schüttelbewegungen wie Wellen über sein Fell hinweg. Das Maul sperrte sich auf wie von selbst.
    Es sah aus, als wollte der Wolf gähnen, doch er war ausgeruht und fühlte sich fit.
    Auf allen vier Pfoten streckte er sich. Ein kurzer Heullaut drang aus seinem Rachen, dann lief er los. Langsamer zuerst, er trottete so dahin, aber wenig später schon, auf dem ansteigenden Gelände, wurde er schneller. Seine Füße trommelten auf den harten Boden, und dieses Geräusch schreckte einen Fuchs auf.
    Der Wolf beschleunigte das Tempo weiter, obwohl der Weg immer steiler und auch glatter wurde. Auf dem Fels, von Wind und Wetter blank gewaschen, rutschte er mehrmals aus. Seine Hinterläufe glitten weg, aber er packte es immer wieder und näherte sich seinem Ziel wesentlich schneller, als es ein Mensch gekonnt hätte.
    Der hohe Tafelberg warf trotz der Dunkelheit seinen Schatten in die Tiefe. Der Wolf geriet hinein und blieb sofort stehen. Zuerst begann er zu knurren, wobei dieses Geräusch später in ein klagendes Winseln überging, als hätte er Schläge erhalten.
    Etwas war mit ihm.
    Er drehte sich auf dem Fleck. Das Fell war gesträubt. Noch hektischer als seinen Körper bewegte er seinen Kopf, wobei er die Schnauze zum Himmel hochrichtete. Mit seinen harten Raubtieraugen schien er nach etwas Besonderem Ausschau zu halten.
    So stark der Wolf in der letzten Zeit auch gewesen sein mochte, jetzt machte er den Eindruck eines Tieres, das total verängstigt war. Ein Feind war nicht in der Nähe. Vor wem hätte er sich schon fürchten müssen?
    Dennoch war ihm unwohl zumute. Sein Instinkt übermittelte ihm die in der Nähe lauernde Gefahr.
    Etwas war da. Er fand es nur nicht heraus. Sein Kopf senkte sich. Die Schnauze bewegte sich dicht über den Boden hinweg. Er suchte die Gefahr, er schnüffelte, aber er fand sie nicht.
    Über ihm schwebte nur der tiefe Schatten des kantigen Tafelbergs. Genau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher