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097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch
Autoren: Frank deLorca
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nasale Stimme nach.
    Der Butler zog indigniert die Stirn kraus. »Ich werde tun, was Sie mir aufgetragen haben.«
    Er schniefte noch einmal beleidigt – die einzige Unmutsäußerung, die er sich erlaubte – und verschwand dann in einem Flur, der von der weiträumigen Wohndiele abzweigte.
    »Noch eines«, rief Russel ihm nach, und Masterson blieb wie an einem unsichtbaren Faden gezogen stehen.
    »Sir?«
    »Ist Morris im Haus?«
    »Der Herr Sekretär weilt auf Minstrel Cottage«, kam die Antwort. Minstrel Cottage war der Name des Landhauses, doch nur der Butler benützte ihn hin und wieder.
    »Dann schicken Sie ihn in meinen Arbeitsraum.«
    Ben Russel ließ den Butler stehen. Er brauchte nicht lange auf Hugh Morris zu warten.
    Morris war ein Schönling. Russel hielt nicht mehr von ihm als von einer Fliege an der Wand. Dass er ihn trotzdem angestellt hatte, hatte einen anderen Grund.
    »Guten Tag, Mr. Russel.«
    Morris lächelte. Er lächelte eigentlich immer, weil er wusste, dass er mit seinem Zahnpasta-Reklame-Strahlen gut ankam. Besonders bei Frauen. Nicht bei Russel. Aber dieses Lächeln war ihm zur zweiten Natur geworden.
    Ben Russel fragte sich einmal mehr, was seine Frau nur an diesem Lackaffen so faszinierend fand.
    »Morris, packen Sie Ihre Koffer und räumen Sie Ihr Zimmer in diesem Haus. Sie können gleich in die Stadtwohnung umziehen. Dort sind Sie ja ohnehin die meiste Zeit.«
    »Soll das heißen, dass Sie hier nichts mehr für mich zu tun haben?«
    Russel grinste. »Hatten Sie hier schon jemals etwas zu tun? Sie wissen doch genau, warum Sie angestellt wurden. Aber Sekretär klingt nun einmal besser als bestallter Gigolo oder wie immer Sie Ihre Tätigkeit hier bezeichnen wollen. Gegen die Berufsangabe ›Geliebter meiner Frau‹ hatte das Finanzamt etwas. Das konnte ich doch nicht bringen.«
    Morris war bestürzt. Russel hatte bisher noch mit keiner Silbe erkennen lassen, dass er von ihrem Verhältnis auch nur etwas ahnte. Der plötzliche Guss war deshalb umso kälter.
    »Aber Mr. Russel…«
    »Sagen Sie ruhig Ben zu mir«, unterbrach Russel gallig. »Schließlich benützen wir dieselben Einrichtungen… Zumindest benützen Sie jetzt Einrichtungen, die ich früher auch hin und wieder in Gebrauch hatte. Also machen wir uns nichts vor und tun Sie künftig das, wofür Sie ausschließlich bezahlt werden: Arbeiten Sie Ihre Stunden bei dieser Hure ab! Ich habe keine Verwendung mehr für Sie. Und jetzt würde ich Sie bitten, mich allein zu lassen. Hauen Sie endlich ab!«
    Morris stolperte aus dem Raum. Er fühlte sich hundsmiserabel. Und bestürzt. Sein schönes Gesicht war aus der Facon geraten.
    Ben Russel grinste ihm gehässig nach. Er hatte sich schon lange gewünscht, diesem Schnösel einmal richtig die Meinung zu geigen. Bis jetzt hatte er es um des lieben Friedens willen und um den Schein zu wahren unterlassen. Aber jetzt war ihm alles egal.
    Jetzt hatte er das Buch. Jetzt konnte der große Bruch kommen. Er brauchte nichts mehr. Keine Firma, keine Frau zu Repräsentationszwecken und natürlich auch keinen Sekretär. Er wollte sich endgültig zur Ruhe setzen, und das Buch Sratnaros würde ihm dabei unschätzbare Hilfe leisten.
    Der Finanzmakler blieb über eine Stunde lang in seinem Sessel sitzen, vertrieb sich die Zeit mit zwei trockenen Martinis, bis es im Haus still wurde. Ein paar Mal hatten sie noch an der Tür zu seinem Arbeitszimmer geklopft, aber er hatte abgeschlossen und keine Antwort mehr gegeben. Er war mit allem fertig.
    Von seinem Fenster aus konnte er beobachten, wie sie nacheinander Minstrel Cottage verließen, zuerst Hugh Morris, dann die Köchin und das Stubenmädchen und zum Schluss James Masterson. Wenn sie wieder zurückkamen, würde er nicht mehr hier sein.
    Ben Russel mixte sich noch einen dritten Martini und stürzte ihn in einem Zug hinunter.
    Jetzt fühlte er sich stark genug, den Inhalt des Buches in sich aufzunehmen.
    Er nahm es unter den Arm und ging damit in den Keller hinunter, in einen Raum, den außer ihm niemand betreten durfte.
    Hier in diesem Gewölbe war sein Reich. Hier hatte er sich einen Raum geschaffen, in dem sich die Wege der Sterblichen mit denen der Dämonen kreuzten. Hier würde er Sratnaros kraft jahrtausendealter Formeln wieder auferstehen lassen…
    Sratnaros – den Todesvogel…
    ***
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