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0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert
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weiter reiten und lassen das Ding dort einfach liegen?
    »Es wird schon nicht gleich der Schëitan sein, der auf uns lauert«, versuchte Moumouni zu beschwichtigen. »Das sieht aus wie ein bewusstloses Mädchen.«
    »Es wirkt gefährlich«, sagte Ghoumour.
    »Kein Imuhagh lässt jemand in der Wüste im Stich. Das ist eine Frage der Ehre.« Nun klang Moumounis Stimme leicht verärgert. Er spürte zwar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging, aber er stellte die Ehre seines Stammes über das seltsame Gefühl, das auch ihn erfüllte. Niemand sollte ihm nachsagen können, dass er jemand die Hilfe verweigert hätte. »Vielleicht lebt das Mädchen nicht mehr, aber nachsehen sollten wir trotzdem.«
    Moumouni stieg von seinem Reittier ab und hielt Ghoumour das Zaumzeug hin. Während er nach der Fremden sah, sollte sein Freund die Kamele halten.
    Die Tiere tänzelten leicht hin und her. Es war ungewöhnlich, dass sie so nervös waren. Ghoumour ließ die Kamele noch einige Meter rückwärtsgehen, dabei hielt er das Zaumzeug fest in der Hand.
    Einige Kilometer von hier entfernt befand sich ein geheimer unterirdischer Tempel mitten in der Vergessenheit der Libyschen Wüste. Die Nomaden wussten heutzutage nicht mehr, dass hier ein Tempel stand, doch aufgrund der Ausstrahlung hielten sie instinktiv in weitem Bogen Abstand dazu. Während Moumouni vor dem geheimnisvollen Mädchen in die Hocke ging, verglich er ihre Aura mit der Ausdruckskraft des Gebiets, vor dem sie sich fürchteten und Abstand hielten.
    Beides wirkt gleichermaßen gefährlich , dachte er und wollte gerade den Pulsschlag des Mädchens fühlen, da sah er die beiden toten Tiere neben Kassandras rechtem Ellenbogen.
    Mit einem Aufschrei fuhr der junge Mann hoch und sprang einen Schritt zurück. Ihn erschreckten nicht die toten Tiere an sich, sondern die Tatsache, dass ihnen die Köpfe fehlten. Ratten und Sandrasselottern waren Bewohner der Wüste, und besonders vor Letzteren besaßen die Imuhagh aufgrund der Hochgiftigkeit großen Respekt. Falls das Mädchen der Viper den Kopf abgebissen hatte, so war es dem Tod geweiht.
    »Was ist los, Moumouni?« Ghoumour sah zu seinem Begleiter, als befürchte er, dass jeden Augenblick der Schëitan - der Satan selbst - aus der Erde fahren würde.
    Noch bevor Moumouni antworten konnte, drehte sich Kassandra um und stierte ihn an.
    ***
    Der Hafen von Newcastle im australischen Bundesstaat New South Wales war so hässlich wie die meisten Ankerplätze der Erde. Bei Nacht schien er noch abstoßender zu sein als im Tageslicht. Jedenfalls kam es Chief Inspector Seagrove so vor.
    »Mein Gott, wie kotzt mich das manchmal an«, nuschelte der hagere, knochige Mann. Sein Gesicht wirkte eingefallen und freudlos, die Mundwinkel hingen weit herab. Er hatte den abgestumpften Blick eines Mannes, der in seinem Leben zu viel Schmutz gesehen hatte. »Manchmal habe ich das alles so satt!«
    »Was sagten Sie, Sir?«, fragte einer seiner Mitarbeiter.
    Chief Inspector Seagrove blickte langsam auf, dann kam ihm zu Bewusstsein, dass er laut gedacht hatte, aber anscheinend nicht so laut, dass sein Untergebener etwas verstehen konnte.
    »Nichts, Choolin, ich führe immer dann Selbstgespräche, wenn ich mich mit einem intelligenten Menschen unterhalten will«, antwortete der 45 Jahre alte Polizist.
    Phil Choolin, fast so dürr wie sein Vorgesetzter, aber mindestens einen Kopf kleiner, schüttelte den Kopf und verzog den Mund.
    »Haha, Chef, ich schmeiß mich weg vor Lachen«, sagte er und blickte seinen Vorgesetzten abschätzig an. »Dort hinten befindet sich übrigens der einzige Zeuge. Bullrick hat ihn schon befragt, aber außer einem Gestotter und Gestammel von wegen Werdingos oder Werwölfen nichts aus ihm herausgebracht.«
    Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. Seagrove kniff die Augen zusammen und blickte in die angegebene Richtung. Morde kamen in einer Stadt von der Größe Newcastles, mit annähernd 290.000 Einwohnern, öfter vor, aber was sich ihm in den letzten Wochen bot, ging weit über die gewohnten Mord- und Totschlagzahlen hinaus. Mittlerweile handelte es sich um eine richtige Mordserie. Dies war schon das vierte Opfer - und alle waren auf die gleiche Art umgebracht worden. Der Chief Inspector konnte mit den Begriffen »Werdingos« und »Werwölfe« sehr wohl etwas anfangen, im Gegensatz zu seinem Untergebenen. Vor fast genau fünfeinhalb Jahren hatte er es schon einmal mit den Schwarzblütigen zu tun bekommen, dabei hatte er Professor
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