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0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert
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zu jung.
    Der Übergangsschmerz nach dem Dimensionssprung nahm weiter zu; er brachte die Dämonin fast um den Verstand. Sie wusste nicht, wo sie sich befand und wie sie hierher gekommen war.
    »Warum meldest du dich nicht?«, murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe. Zwei Tränen rannen über ihre Wangen und tropften auf den Boden, wo sie zischend auftrafen und zwei Löcher in den Stein fraßen.
    »Vassago«, hauchte sie; ihre Stimme klang jaulend, wie eine Gitarrensaite, die kurz vor dem Zerreißen steht. Wer sie zum ersten Mal hörte, konnte nicht glauben, dass eine solch kleine Person über eine derart sirenenartige Stimme verfügte. »Carrie…!«
    Dann klappte sie wie vom Blitz getroffen zusammen und fiel in den heißen Wüstensand. Die Sonne brannte unbarmherzig heiß auf sie herab.
    ***
    Gerade war die Sonne hinter dem Horizont versunken; die Sichel des abnehmenden Mondes reichte kaum aus, die Umgebung zu erhellen. Innerhalb kurzer Zeit waren die Temperaturen von tags fast 60 Grad plus bis fast auf den Gefrierpunkt abgekühlt. In der Nacht würden - wie meistens - bis zu 10 Grad minus erreicht werden; das war seit Menschengedenken in diesem Teil der Sahara nun einmal so.
    Der ägyptischen Sandrasselotter machten die Temperaturen nichts aus, sie begann ihre Jagd immer erst in den Abendstunden. Sie schlängelte sich über die kleinen Felsbrocken auf der Suche nach etwas Fressbarem. Es handelte sich bei ihr um ein großes Exemplar der Vipern-Art, sie maß ziemlich genau 80 Zentimeter.
    Tagsüber hatte sie sich unter einem Geröllhaufen verborgen gehalten, jetzt war sie unterwegs, um Eidechsen, Mäuse oder Vögel zu jagen. Der kurze, abgerundete Kopf mit den vergleichsweise großen Augen wackelte unaufhörlich hin und her.
    Immer wieder zuckte ihre Zunge leicht vor, sie witterte Beute, große Beute. Die Wärmeausstrahlung des Körpers, den sie wahrnahm, war für diese Nachtzeit enorm. Es schien gerade so, als habe dieser Körper die Hitze des Tages gespeichert.
    Mehr noch als die Wärme warnte die Aura dieses Wesens, ihm nicht zu nahe zu kommen. Die Ausstrahlung war wie eine unsichtbare Mauer, aus der Kälte austrat; eine Art Kälte, die dafür sorgte, dass man automatisch mehrere Schritte Abstand hielt.
    Die Hitze des Körpers und dazu die Kälte der Aura. Kein Zweifel, dieses Wesen war gefährlich… Das war auch für das Tier genau zu spüren.
    Die Sandrasselotter reagierte auf die ihrer Gattung gemäßen Art und Weise auf die negative Ausstrahlung dieses Wesens, indem sie die schräg angeordneten und gekielten Schuppen durch mehrere Drehbewegungen in ein Rasseln versetzte. Sie zog den Kopf zurück, verzog das Maul und bleckte die Giftzähne.
    Doch das Wesen bewegte sich nicht, also stellte die Viper nach einigen Sekunden das Rasseln wieder ein.
    Instinktiv wollte die Sandrasselotter einen weiten Bogen um den unheimlichen Körper machen, da bemerkte sie die Wärmeausstrahlung einer Ratte. Und die Aussicht, an diesen Leckerbissen zu gelangen, überlagerte die Angst vor der Dämonin.
    Die Viper zog sich zusammen und versuchte, so vorsichtig wie möglich voranzukommen, um das Beutetier nicht zu verscheuchen. Vorbei war die Achtsamkeit vor dem wie tot daliegenden Körper des unheimlichen Wesens.
    Vielleicht konnte sie die Ratte erwischen, wenn sie weitläufig an dem fremden bösen Wesen vorbei kroch. Immer wieder wurde die Sandrasselotter von Schauern durchzogen, ein Verhalten, das ihr Kassandras dämonische Ausstrahlung eingab.
    Gerade wollte die Viper den Körper der Dämonin umrunden, da wurde sie von der Ratte bemerkt. Der Nager sprang auf, hastete auf den Körper zu - dessen Ausstrahlung sie für weit weniger gefährlich hielt als die Schlange - und versteckte sich hinter dem rechten Ellenbogen des Dämonenmädchens.
    Die Sandrasselotter reagierte sofort. Noch während die Ratte aufgesprungen war, zuckte der Kopf der Viper vor, bereit, den Nager zu beißen und mit dem hochpotenten Schlangengift zu töten. Genau in diesem Augenblick drehte sich Kassandra im Schlaf den beiden Tieren entgegen. Die Sandrasselotter wurde von der Reaktion so überrascht, dass sie in den Unterarm der Dämonin biss.
    Nach einem Biss dieser Schlangenart kommt es bei Menschen zu unstillbaren Blutungen aus der Bisswunde sowie über die Schleimhäute, wodurch Blut aus Nase, Mund und Darm austritt. Doch nicht so bei Kassandra.
    Die Dämonin öffnete leicht den Mund, wobei Speichel auf die Ratte herabtropfte und große Löcher in deren
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