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0956 - Die Todeszone

0956 - Die Todeszone

Titel: 0956 - Die Todeszone
Autoren: Andreas Balzer
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»Außerirdische?«
    »Vielleicht«, erwiderte Devaine gelassen. »Wenn Sie sehr viel Glück haben.«
    Der CIA-Agent stoppte das aufgeregte Gemurmel, das sofort wieder aufbrandete, mit einer knappen Handbewegung. »Aber bis wir genau wissen, was sich da im Dschungel eingenistet hat, sollten Sie endlich Gegenmaßnahmen ergreifen, die der Situation angemessen sind.«
    »Da unten sind Hunderte unserer Soldaten im Einsatz«, fauchte ein mit unzähligen Orden behängter Generalleutnant der Armee.
    »Sicher. Uniformierte Killer, die sich bisher nur mit verängstigten Bauern und schlecht ausgebildeten Guerillas herumgeschlagen haben, und ein Haufen überforderter Wissenschaftler. Bei allem Respekt, aber diese Art von Krisenmanagement ist ein schlechter Witz. Nichts für ungut, Doktor.«
    »Schon gut«, murmelte Daniel Espinosa. Er wusste nicht, ob ihm die Wendung gefiel, die die Besprechung genommen hatte. Aber wenigstens stand er nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses.
    »Und was schlagen Sie vor?«, fragte der Generalleutnant gereizt.
    »Zunächst einmal sollten Sie dafür sorgen, dass nicht die geringste Information nach draußen dringt, bevor aus einem kleinen Schneeball eine Lawine wird, die Sie nicht mehr stoppen können. Wenn schon in diesem erlauchten Kreis die Spekulationen ins Kraut schießen, was glauben Sie, was dann da draußen los sein wird, wenn die Leute zu der Überzeugung gelangen, dass die Aliens gelandet sind oder sich vielleicht ein uralter indianischer Fluch erfüllt? Ihre Herrschaft über dieses Land, die Ihnen bisher ein angenehmes Leben ermöglicht hat, hätte sich damit wohl erledigt.«
    Ratlose Gesichter starrten den CIA-Mann an, dann fragte der Referent aus dem Innenministerium: »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Das Gebiet ist riesig.«
    »Entsprechend groß müssen Ihre Abwehrmaßnahmen sein. Überwachen Sie das Telefonnetz und das Internet, drangsalieren Sie die Presse. Und vor allem: Riegeln Sie das komplette Areal ab, lassen Sie keine Maus mehr rein oder raus.«
    »Das nennen Sie vertuschen?«, fragte der Referent irritiert. »Wir brauchten dafür Tausende zusätzlicher Soldaten. Selbst in einem so dünn besiedelten Gebiet würde so ein so massiver Militäreinsatz kaum unbemerkt bleiben.«
    »Deshalb erfinden Sie eine Cover-Story, die so peinlich für Ihre Regierung ist, dass niemand auch nur auf die Idee kommt, sie könnte erfunden sein. Füttern Sie die Presse mit der Geschichte über einen angeblichen geheimen Forschungsreaktor im Dschungel. Behaupten Sie, es habe einen Unfall gegeben, keine gigantische Katastrophe, aber groß genug, um das Gebiet abzuriegeln, damit niemand verstrahlt wird. Glauben Sie mir, niemand wird eine solche Geschichte anzweifeln. Und selbst wenn, wer fährt schon freiwillig in ein angeblich kontaminiertes Gebiet, um sie zu überprüfen?«
    Drei Dutzend Kolumbianer starrten den US-Amerikaner entsetzt an. Dann schlug der stiernackige Luftwaffen-General mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass Espinosa verstört zusammenzuckte. Das fleischige Gesicht des Offiziers hatte eine ungesunde Farbe angenommen.
    »Darf ich Sie daran erinnern, Dick, dass Sie nur als Beobachter Ihrer Regierung hier sind? Solche drastischen Vorschläge fallen wohl kaum in Ihre Kompetenz.«
    »Richard«, korrigierte Devaine sanft. »Dick Devaine klingt doch sehr nach einem abgehalfterten Pornostar, finden Sie nicht, Rodolfo? Und was meine Kompetenz betrifft: Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass sich Onkel Sam bei einer so gewaltigen Krise direkt vor seiner Haustür mit einem Platz auf der Zuschauerbank zufriedengibt?« Er deutete auf einen Vertreter des Präsidialamtes, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte. »Manuel wird Ihnen bestätigen, dass ich jede nur denkbare Kompetenz habe, die Maßnahmen umzusetzen, die ich für nötig halte. Ob Ihnen das gefällt oder nicht: Sie arbeiten ab sofort für mich.«
    Der General starrte den Vertreter des Präsidenten an. »Stimmt das?«
    Der Angesprochene nickte verlegen. »Ich fürchte ja.«
    »Gut«, sagte Richard Devaine und verzog die schmalen Lippen zu einem sardonische Grinsen: »Jetzt wo das geklärt ist, könnten wir uns vielleicht an die Arbeit machen. Wir haben eine Katastrophe zu verhindern!«
    ***
    Choquai, Gegenwart
    Professor Zamorra blickte durch das große Fenster auf die anmutige Architektur der von buntem Leben erfüllten Stadt. Er lauschte dem fröhlichen Zwitschern der Vögel, roch den sanften Duft der Blumen aus
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