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0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger
Autoren: Unbekannt
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einem Meter gefüllt hatte, dann stieg er hinein. Eine halbe Stunde lang lag er ruhig in der nur langsam erkaltenden Flüssigkeit und nahm deren Nährkraft genußvoll in sich auf.
    Danach spülte er sich rasch ab. Es war ihm, während er in der Wanne lag, ein neuer Gedanke gekommen. Zwei Bewußtseine schufen mehr Gedanken als eines, und er hatte ohnehin die Absicht gehabt, seinen anvertrauten Freund Ongelsken in sein Fanggebiet einzuladen. In seinem Arbeitsraum wählte er Ongelskens Anschluß. Ongelsken meldete sich wie üblich schon nach wenigen Sekunden. Das Bild auf dem Empfänger zuckte hin und her, und die Chromatik konnte sich nicht entscheiden, ob Ongelskens Hautfarbe schmutzigbraun oder blaßgrün war.
    „Das ist eine ausgesprochen jämmerliche Verbindung, mein anvertrauter Freund", beklagte sich Zwadivar.
    „Trotzdem wünsche ich dir einen angenehmen Tag."
    „Wir liegen unter einem intensiven Regensturm", erklärte Ongelsken die Lage, „da ist die Kommunikation immer gestört. Ich danke für deinen Wunsch, mein gönnerhafter Freund, und erwidere ihn. Es freut mich, daß ich mich mit dir unterhalten kann."
    In Wirklichkeit, dachte Zwadivar, ist er neugierig, warum ich ihn angerufen habe. Ongelsken war ein junger Vargarte, also einer, der seine Identitätsstabilität erst über eine geringe Zahl von Generationen aufrechterhalten hatte.
    Zwadivar hatte indes keinen Zweifel, daß Ongelsken es in kurzer Zeit zu etwas bringen würde. Er war intelligent, tatkräftig und genügsam.
    „Mir kommt soeben in den Sinn", sagte Zwadivar, „daß die NoranSaison in wenigen Wochen beginnt."
    „In zwölf."
    „Ja und da fragte ich mich, ob du dich schon für ein bestimmtes Fanggebiet entschlossen und einen entsprechenden Antrag gestellt hast."
    „Ich hatte vor, im üblichen Gelände auf Fang zu gehen. Einen Antrag habe ich noch nicht gestellt, weil die Behörden erst acht Wochen vor Beginn der Saison Anträge entgegennehmen."
    Zwadivar gab ein zischendes Geräusch von sich, das darauf hindeutete, daß er belustigt war.
    „Hättest du dich nicht an mich wenden können? Weißt du nicht, daß ich an die Vorschriften der Behörden nicht gebunden bin?"
    „Ich hätte das tun können, gönnerhafter Freund", antwortete Ongelsken. „Aber du weißt, daß ich es vorziehe, meine Geschäfte aus eigener Kraft zu regeln."
    „Und das ist ein lobenswerter Zug! Ich habe mir jedoch heute mein Fanggebiet für die kommende Saison zuweisen lassen. Es ist groß genug, um zwei und mehr Fängern zu einem angemessenen Gewinn zu verhelfen. Ich lade dich ein, mit mir auf Fangfahrt zu gehen. Mein Gebiet gehört uns beiden."
    Einer der Organknoten unter Ongelskens Haut machte eine zuckende Bewegung. Zwadivar hatte inzwischen gelernt, jede Regung seines anvertrauten Freundes zu erkennen. Er wußte, daß Ongelsken drauf und dran war, sein Angebot abzulehnen.
    „Ich tue dies nicht aus Großspurigkeit", fügte er daher eilends hinzu, „sondern weil ich unter Umständen deine Hilfe brauche."
    „Das ist etwas anderes. Wo liegt dein Fanggebiet?"
    „Vierzehn Lichtsekunden rings um den Irrläufer unter den Sternen."
    Vargarten zeigen heftige und instinktive Reaktionen dadurch, daß die Haut, die sich über die Organknoten spannt und an diesen Stellen durchsichtig ist, vorübergehend ihre Transparenz verliert. Ongelsken ließ eine derartige Reaktion erkennen, aber sie war weder deutlich noch von langer Dauer. Ongelsken hatte sich stets in der Gewalt.
    „Ich kenne die Laufbahn des Irrläufers unter den Sternen", sagte er. „Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich glauben, du hättest dir ein ausgesprochen schlechtes Fanggebiet ausgesucht, in dem du niemals auf deine Kosten kommen wirst."
    „Da du mich aber kennst...?"
    „Da ich dich kenne, weiß ich, daß du irgendeinen schlauen Plan hast."
    Es wird Zeit, dachte Zwadivar mit belustigter Resignation, daß ich meine Identität verliere. Erst Das Licht im Dunkel, dann Ongelsken bald wird mich die ganze Welt durchschauen.
    „Ich habe in der Tat einen Plan", gab er zu. „Er verspricht viel, aber er ist noch nicht ganz ausgereift. Daher brauche ich deine Hilfe. Bist du einverstanden?"
    Ongelsken antwortete nicht sofort, und Zwadivar fragte sich, was der junge Vargarte in diesem Augenblick wohl denken mochte. Alsbald aber erhielt er die Antwort seines anvertrauten Freundes.
    „Ich stehe dir zur Verfügung, gönnerhafter Freund. Ich nehme dein Angebot dankbar an. Aber sag' mir doch, worauf
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