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0940 - Die Zombie-Zeche

0940 - Die Zombie-Zeche

Titel: 0940 - Die Zombie-Zeche
Autoren: Jason Dark
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blieb aber noch immer auf dem Rand der Couch sitzen. »Waren Sie schon mal unter Tage?«
    »In Höhlen schon…«
    »Nein, nein, das meine ich nicht. Sind Sie mal in einem Föderkorb nach unten gefahren, mit dem Wissen, daß sie das Licht des Tages, die normale Welt und auch Ihre Familie zurücklassen und nicht wissen, ob sie nach acht oder zehn Stunden wieder heil und gesund an die Oberwelt gelangen?«
    »Das habe ich noch nicht erlebt.«
    »Aber ich.« Sie lachte auf. »Einmal. Zusammen mit vielen Frauen. Wir durften uns die Arbeitsplätze der Männer anschauen. Es war schlimm. Schon allein die Fahrt nach unten glich einem Horror. Sie dürfen sich das nicht wie in einem Fahrstuhl vorstellen, nein, auf keinen Fall. Das geht hier ratternd in die Tiefe. Zwischendurch hatte ich mal das Gefühl, mich im freien Fall zu befinden, und den anderen Frauen erging es ähnlich. Wir standen uns gegenüber, und wir starrten uns nur an. Keiner wagte es ein Wort zu sprechen. Es war totenstill, und wir alle waren froh, als wir die Reise hinter uns hatten. Wobei uns das Schlimmste noch bevorstand. Das Gehen und später auch das Kriechen durch die engen Stollen. Der Staub, die Luft, die hineingeblasen wurde. Die tanzenden Lichtstrahlen der Helmlampen, all das kam zusammen und vermischte sich zu einem Kreislauf des Grauens.« Sie räusperte sich.
    »Einmal und nie wieder.«
    »Das kann ich verstehen.« Suko schaute auf die Uhr. »Aber ich muß mich auf den Weg machen und mich mal in der Umgebung umschauen.«
    »Sie wollen auf das Gelände?«
    »Ja - auch.«
    »Da finden Sie aber nicht viel. Nur Halden, die im Laufe der Zeit zum Glück begrünt wurden. Die Natur holt sich zurück, was man ihr einst nahm.«
    »Glauben Sie denn auch, daß sich die Natur die Verschwundenen geholt hat?«
    Helma Bennet stand auf. »Ja - ja, das glaube ich. Auf die eine oder andere Weise schon. Wir finden doch keine Erklärung dafür. Wäre dieser Ken Bolder nicht verschwunden, der ja hier geboren und nur zu Besuch gekommen ist, hätte sich keiner vom Yard um unsere Probleme gekümmert. Man hätte uns doch ausgelacht. Aus Swansea sind die Polizisten hier zu uns in die Black Mountains gekommen. Soll ich Ihnen sagen, was die Kollegen herausgefunden haben?«
    »Wahrscheinlich nichts.«
    »Eben - nichts. Gar nichts. Sie haben geredet, sie haben ihre Verhöre durchgeführt, und mußten nach zwei Tagen aufgeben. Ich hatte den Eindruck, daß sie froh darüber waren, diesen Ort hier verlassen zu können. Jedenfalls blieben wir mit unseren Problemen allein. Nichts, aber auch gar nichts hat sich verändert. Aber ich will mich nicht beschweren. Sie sind ja jetzt gekommen, und das hat mir wieder etwas Hoffnung gegeben.« Sie lächelte dünn. »Ich bin gespannt, wie es Ihrem Freund und meinem Mann ergeht. Die beiden wollen sich ja auf dem Gelände der Zeche und in den alten Gebäuden umschauen.«
    Suko öffnete bereits die Haustür. »Ich fahre dann mal eine Runde.«
    »Aber geben sie acht. Es gibt keine gut ausgebauten Wege. Alles ist bei diesem Wetter feucht, vielleicht sogar matschig.«
    »Das wird schon klappen.«
    Suko ging die wenigen Schritte bis zu seinem Wagen. Er hatte dabei einen schmalen Vorgarten durchquert, in dem das Laub wie eine bunte Schicht lag.
    Suko stieg in den Rover. Er winkte Helma Bennet noch einmal zu, die vor der Haustür stehengeblieben war.
    Dann fuhr er los.
    Das Scheinwerferpaar biß sich in den Dunst hinein, so daß Suko die Straße noch relativ gut erkennen konnte.
    Die kleinen Bergarbeiterhäuser rahmten sie zu beiden Seiten ein. Sie bildeten eine dichte und leicht geduckt dastehende Wand ohne irgendwelche Lücken. Die erhellten Fenster zeigten Suko an, daß in diesen alten Häusern auch das Leben pulsierte. Die Menschen hatten so gut wie möglich repariert und renoviert, um die meist sehr alten Bauten einigermaßen in Schuß zu halten.
    Gepflastert oder asphaltiert war die Straße nicht. Der Rover schaukelte über die Unebenheiten hinweg. Hier brauchten wirklich keine verkehrsberuhig Hindernisse aufgebaut zu werden, um dem Autofahrer in seine Grenzen zu weisen.
    Suko folgte dem schaukelnden Schein der Lichtlanzen und erreichte sehr bald das Ende der Straße. Wenn er den Bogen nach rechts fuhr, würde er in den Ort Llandyll gelangen, aber dort wollte er nicht hin.
    Die Zeche und das dazugehörige Gelände lagen an der linken Seite. Sie war eine Ruine des Industriezeitalters geworden, denn das große Zechensterben hatte auch Wales
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