Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Bedrohung mehr gewesen. Aber sie hatten sich darauf eingelassen und mussten jetzt die Konsequenzen tragen.
    Vor ihm wich Black immer verzweifelter den Angriffen aus.
    Matt schüttelte die letzte Benommenheit ab und stürmte auf den Riesen zu. Er hörte den Schlag, als Black getroffen wurde, ein Stöhnen und ein triumphierendes Brüllen, dann sprang er auch schon auf den Rücken des Angreifers. Eine einzige Bewegung.
    Matt legte ihm den Speer vor den Hals, packte beide Seiten und zog daran, die Knie in den Rücken des Riesen gestemmt.
    Ein Röcheln war die Antwort. Der gewaltige Körper drehte sich, Pranken legten sich zuerst um den Speer, dann um Matts Hände, drückten zu, bis er glaubte, seine Finger würden brechen. Aber er ließ nicht los, zog mit zusammengebissenen Zähnen weiter an dem Speer. Nach dem langen Kampf konnte der Riese kaum noch Luftreserven haben. Es war nur eine Frage der Zeit…
    Trotzdem blinzelte Matt überrascht, als der Riese plötzlich in die Knie brach. Neben ihm richtete sich Black auf, ein blutiges Stück Feuerholz in der Hand. Noch einmal schlug er zu, und Matt musste sich zur Seite werfen, um nicht unter dem Fleischberg begraben zu werden.
    Der Riese zuckte noch einmal und lag dann still.
    Mr. Black ließ sich neben ihm ins Gras fallen. Er atmete schwer und blutete aus einer kleinen Wunde über dem Auge.
    »Ist er tot?«, fragte er nach ein paar Sekunden.
    »Nein, er atmet.«
    Matt streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn auf die Beine.
    »Wir sollten besser verschwinden. Er wird nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen sein, wenn er wieder zu sich kommt.«
    »Vermutlich nicht.«
    Black sah zu den beiden Deers, die am Baum hingen. »Aber zuerst nehmen wir eines der Tiere mit. Wir haben es uns verdient, meinen Sie nicht auch, Mr. Drax?«
    Matt nahm eine kleine Silbermünze aus der Tasche und warf sie auf die Brust des Riesen.
    »Damit haben Sie absolut Recht, Mr. Black.«
    ***
    Aruula wusste, dass das Wild, das Maddrax und Black von der Jagd mitgebracht hatten, seit mehr als einer Nacht tot war. Sie wusste auch, dass es an einem Genickbruch gestorben war, nicht an einem Stoß ihres angeblich bei dieser Aktion zerbrochenen Speers. Und sie ahnte zumindest, dass die Wunde auf Blacks Stirn nicht von einem tief hängenden Ast stammte, den er im Jagdeifer übersehen hatte.
    Trotzdem tat Aruula so, als würde sie die Geschichte von der Erlegung des Deers glauben.
    »Es ist gut, dass ihr gelernt habt, auch mit einfachen Waffen umzugehen«, sagte sie, während alle gemeinsam das Deer zerteilten. »So könnt ihr Munition sparen und öfter auf die Jagd gehen, wenn ich mich ausruhen möchte.«
    Maddrax und Black warfen sich einen kurzen, beinahe verzweifelten Blick zu. Aruula senkte den Kopf und hoffte, dass sie ihr Grinsen nicht bemerkten.
    »Klar«, sagte Maddrax.
    Black nickte. »Genau.«
    Sie konzentrierten sich wieder auf ihre Arbeit. Schweigen senkte sich über die kleine Lichtung, auf der sie lagerten. Die Andronen nagten Pilze und Schwämme von den Bäumen. Sie hatten das Gewitter der letzten Nacht längst vergessen. Nur ab und zu schnaufte eine von ihnen und Aruula bemerkte, dass ihre beiden Begleiter dann nach ihren Drillern tasteten, als erwarteten sie einen Angriff.
    Sie war sicher, dass die Herkunft des Deers mit dieser Nervosität zusammenhing.
    »Was machst du da?«, fragte Maddrax, als Aruula das Feuer neu aufzuschichten begann.
    »Ich will das Fleisch grillen, damit die Vorräte bis Beelinn halten.«
    Er winkte ab. »Mach dir keine Gedanken. Heute Abend essen wir schon in einer Taverne.«
    Sie sah auf und runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Stadt sei noch einige Tagesreisen entfernt?«
    »Das… das dachten wir auch, aber wir haben uns anscheinend verrechnet.«
    »Genau.« Black schien an diesem Morgen nichts anderes sagen zu wollen.
    Aruula hob die Schultern. Es fiel ihr schwer, ihre Neugierde zu zügeln. Der Tag hatte anscheinend wesentlich ereignisreicher begonnen, als Maddrax durchblicken ließ.
    »Okee, wenn ihr sicher seid…« Sie hing einige Fleischstücke an Stöcken über das Feuer, stand auf und ging zu dem kleinen Bach, der am Rand der Lichtung floss.
    Heute Abend, dachte sie, während sie die Hände in das kalte Wasser tauchte und zusah, wie das Blut von ihren Fingern gespült wurde. So bald…
    Aruula wollte nicht nach Beelinn. Sie machte kein Geheimnis daraus. Maddrax wusste das, Black auch. Beide glaubten, sie sei eifersüchtig, weil Maddrax mit Jenny geschlafen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher