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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin
Autoren: Jason Dark
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Einzelheiten erkennen zu lassen. Es blieb im Hintergrund, es blieb blaß, als hielte es sich bewußt zurück.
    Die Henkerin war zufrieden. Sie hob die Waffe an und reinigte die Klinge am Bettlaken. Dabei lächelte sie, denn sie dachte daran, daß sie noch gebraucht wurde.
    Ihr Mann sollte nicht der einzige sein, das hatte für Carlotta schon längst festgestanden. Es gab noch einen, der getötet werden mußte, bevor er ihr gefährlich werden konnte. Es war sein Freund, sein Verbündeter, dieser Godwin de Salier, der Bretone, der verdammte Templer, der mit Don Alfonso zusammengehockt hatte, wobei beide über Dinge sprachen, die sie haßte.
    Don Alfonso hatte ihm vertraut, er sagte ihm alles, und er hatte auch mit ihm über Carlotta geredet.
    Beide waren sie einig geworden, beide wurden sich immer einig, das wußte sie auch, und sie war sich deshalb auch einig geworden.
    Das Zimmer roch nach dem Blut des Toten, als Carlotta die Tür öffnete und den Raum verließ.
    Wieder ging sie sehr langsam, denn sie war sich ihrer Sache sicher.
    Sie wußte auch, in welch einem Zimmer Godwin schlief, aber sie würde bei ihm vorsichtiger sein müssen. Carlotta schätzte den Mann als viel gefährlicher ein als ihren eigenen.
    Salier war ein Kämpfer, und er hatte sich auch der Gruppe der Kreuzfahrer angeschlossen. Ein Kreuzzug lag bereits hinter ihm, der zweite war in Vorbereitung, und er hatte Don Alfonso überreden wollen, das Grab Christi zu verteidigen.
    D'Arroyo hatte sich noch nicht entschieden. Wahrscheinlich hatte er zunächst das Problem mit seiner Frau lösen müssen. Danach wäre er dann wohl gefahren.
    Sie durchschritt den düsteren Gang. Nichts war mehr zu erkennen und zu unterscheiden. Alles zerlief zu einer grauen Soße.
    Im Innern des Schlosses hatte sich die Stille des Todes ausgebreitet. Sie war wie eine Watte, die zwischen den Wänden lag und jeden Schritt aufsaugte.
    Die Tür war geschlossen.
    Carlotta blieb vor ihr stehen und schaute sich um. Ein komisches Gefühl hielt sie umklammert. Sie hatte den Eindruck, daß es bei de Salier nicht so einfach ablaufen würde wie bei ihrem Mann, aber sie konnte nun mal nichts dagegen tun.
    Es gab keine andere Möglichkeit als diesen zweiten Mord. Da konnte man es drehen und wenden, wie man es wollte, und jetzt erst recht, wo Don Alfonso nicht mehr lebte.
    Noch wartete sie.
    Geräusche eines schlafenden Mannes waren nicht zu hören. Carlotta stand in der Stille, sie lauerte, als wartete sie darauf, daß etwas passierte.
    Es tat sich nichts.
    Sie hatte zwei, drei Minuten verstreichen lassen, als sie es wagte, die Tür zu öffnen. Sehr behutsam ging sie zu Werke. Nur keinen überraschenden Laut, sonst war alles vergebens.
    Geräusche waren nicht zu hören, als sie die Tür aufdrückte. Das Gästezimmer unterschied sich in der Größe nicht von den übrigen Räumen. Es war großzügiger eingerichtet. Wer hier wohnte, der konnte sich wohlfühlen.
    Carlotta bewegte sich auf Zehenspitzen weiter. Sie schloß die Tür sehr behutsam. Was in diesem Zimmer an Mobiliar stand, das interessierte sie nicht. Ihr kam es einzig und allein auf das Bett an, in dem der Bretone schlief.
    Nur das zählte für sie.
    Ein kaltes Lächeln huschte um ihre Lippen. Die wieder gereinigte Mordwaffe trug sie in der rechten Hand. Ihr Blick war starr nach vorn gerichtet. Carlotta zitterte innerlich und wischte immer wieder ihre freie Hand an der Kleidung ab.
    Auch jetzt lag ihr der Blutgeruch noch in der Nase. Sie mochte ihn, und in ihren Augen lag ein kalter Schimmer.
    Wie eine kompakte Schatteninsel stand das Bett inmitten des großen Raumes. Ein mächtiger Klotz, in dem der Schläfer seinen Platz finden konnte.
    Carlotta merkte, daß es ihr besser ging. Sie stand kurz vor der endgültigen Tat, und das freute sie.
    Der nächste Mord würde sie endgültig befreien, dann konnte sie endlich tun und lassen, was sie wollte, und sie brauchte keine Rücksicht auf irgendwelche Kerle zu nehmen.
    Der Teppich ließ sie lautlos gehen.
    Dann sah sie das Bett.
    Es war flach, es war breit. Sie sah die Decke und das Kissen für den Kopf, dessen Umrandung mit Spitze eingefaßt worden war, aber das Wichtigste sah sie nicht.
    Das Bett war leer.
    Von Godwin de Salier fehlte jede Spur!
    ***
    In diesem Moment wurde der Henkerin klar, daß sie einen Fehler begangen hatte, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, was dieser Fehler gewesen war. Sie hatte alles gut geplant. Niemand konnte etwas geahnt haben, es war unmöglich
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