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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer
Autoren: Ronald M. Hahn
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aus der Hand schlagen, doch als sie an der Liege vorbei kamen, riss sie ein Kissen an sich und ihrem Gegner entgegen. Er hieb es in zwei Teile – doch schon war das nächste heran. Grimürs Klinge zerfetzte es so wie auch das dritte Kissen.
    Dann erst begriff er, was Laryssa mit der Kissenschlacht bezweckte: Binnen Sekunden wütete in der Kammer ein Federsturm, der ihm und Ingmor die Sicht nahm.
    Der Bootsmann, der sich gerade wieder erholt hatte und auf die widerspenstige Frau stürzen wollte, griff ins Leere. Laryssa machte einen Ausfallschritt und durchtrennte mit einem Hieb seinen Leibriemen. Ingmors ohnehin weite Hosen machten sich selbstständig und sanken zu Boden.
    »Ich glaube«, stieß Grimür keuchend hervor, um seine Gegnerin zu beleidigen, »wir haben es mit einem Mannweib zu tun…«
    »Und ich glaube«, erwiderte Laryssa, während sie ihrem Widersacher mit einem sirrenden Hieb den Dreispitz vom Kopf schlug, »ich bin in ein Schlangennest geraten.« Ihre freie Linke krallte sich in Ingmors Lockenpracht und zog so heftig daran, dass er in die Knie ging. Dann trat sie ohne hinzusehen aus. Im Brustkorb des Bootsmanns knirschte und knackte es.
    Laryssa wandte sich wieder Grimür zu. Ihr Säbel schlug so heftig gegen seine Klinge, dass sie ihm aus der Hand geprellt wurde, durch den Raum flog und sich neben einem der beiden Fenster ins Holz bohrte.
    »Ingmor!«, schrie Grimür furchtsam, als er seine Felle davon schwimmen sah, und wich mit erhobenen Händen zurück. »Tu was!«
    Laryssas Säbel durchschnitt die Luft. In der gleichen Sekunde stieß Grimür einen theatralischen Schrei aus, den er wohl vor langen Jahren für den Tag seines Heldentodes einstudiert hatte.
    Es ratschte, dann fiel etwas metallisch scheppernd zu Boden.
    Als Grimür begriff, dass er gar nicht tot war, hatte Laryssa sich schon gebückt, seine Geldkatze vom Boden aufgenommen und blitzschnell in ihrem Wams verschwinden lassen.
    »Ahhh!« Hinter ihr ertönte ein Schrei. Laryssa wirbelte herum und sah das hasserfüllte Gesicht des Bootsmannes. In seiner erhobenen rechten Faust blitzte ein spitzer Dolch auf.
    Laryssas Säbel zuckte hoch und durchbohrte die Brust des Meuchelmörders. Ingmors Blick kündete von großer Verblüffung, dann entfiel der Dolch seiner Hand und klapperte zu Boden. Aus der Kehle des glücklosen Bootsmanns drang noch ein Röcheln, dann folgte Ingmor seinem Dolche nach.
    »Stirb, Furie!«
    Dank der unfreiwilligen Warnung konnte sich Laryssa gerade noch zur Seite werfen, sodass Grimürs Hieb sie verfehlte. Der Flybusta hatte das Ableben seines Genossen genutzt, um seine Klinge aus der Wand zu reißen. Nun drang er doppelt grimmig gegen Laryssa vor. Entweder hatte die Kampfeshitze den Alkohol in seinen Adern völlig verbrannt, oder er vertrug doch mehr als erwartet: Er wankte nun nicht mehr im Geringsten, und seine dunklen Augen sprühten vor Hass.
    Laryssa wich Schritt für Schritt zurück, bis sie spürte, dass das Fenster hinter ihr war. Ihr rechter Fuß trat nach hinten aus und sprengte es auf. Eine der Scheiben zerbrach; Scherben regneten auf die Straße hinab. Beim nächsten Schlag duckte sie sich und griff mit der Linken nach dem aufgerollten Tau.
    Der eindringende Wind ließ Laryssas Haar wehen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass unten, vor dem Gasthof, mehrere Männer zugange waren, doch die Heftigkeit von Grimürs Attacken ließ nicht zu, dass sie einen genaueren Blick hinunter warf. Außerdem hatte sie jetzt nur eins im Sinn: ihren Gegner auf die Bretter zu schicken und sich mit dem Tau aus dem Fenster zu schwingen, wie es seit dem Betreten der Kammer ihr Plan gewesen war.
    Die Männer vor dem Haus grölten und schrien, und während Laryssa, das Seilende in der einen, den Säbel in der anderen Hand dem Flybusta Paroli gab, hörte sie seinen Namen.
    Wenn die Kerle zu ihm gehören, dachte sie, ist die Lage übel.
    Männer haben es nicht gern, wenn einer ihrer Kumpane von einer Frau verdroschen wird…
    In Gedanken hakte sie die Fensterflucht ab. Blieb nur der Gang…
    Ein rascher Fußtritt ließ den am Boden liegenden Hocker gegen Grimürs linkes Schienbein krachen. Der Flybusta schrie auf und torkelte zurück. Laryssa setzte ihm nach. Grimürs Triumph wich offener Furcht, und als die Tür in seinem Rücken war, streckte er rasch eine Hand aus und drückte die Klinke.
    Da Laryssa nichts dagegen hatte, dass er Reißaus nahm, räumte sie ihm so viel Zeit ein, wie er brauchte, um die Tür zu öffnen und
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