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0918 - Höllen-Engel

0918 - Höllen-Engel

Titel: 0918 - Höllen-Engel
Autoren: Jason Dark
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an. Ihre Gesichter sahen aus, als wären sie aus Teig geformt worden, so anders und leblos.
    Er gab stärker Gas.
    An der rechten Seite rutschte ein Mann aus, als er von der Maschine berührt wurde. Er landete auf dem Rücken und schrie dem Fahrer einen wilden Fluch hinterher.
    Der Mann kümmerte sich nicht darum. Für ihn stand die Welt offen, und in sie hinein würde er die Botschaft der Göttin bringen. Gewalt, Haß und Grauen.
    Jetzt endlich hatten es alle gepackt, was hier los war. Daß hier kein Werbegag ablief. In den offenen Türen der Geschäfte standen die Neugierigen. Erste Schreie gellten auf. Irgendwo schrillte der Ton einer Trillerpfeife. Er hörte sich an wie ein Signal, mit dem sich das Aufsichtspersonal untereinander verständigte.
    Einer der Uniformierten erschien aus einem Laden, in dem Schreibwaren verkauft wurden. Das Geschäft lag noch vor der einsam fahrenden Gestalt und als der Uniformierte durch die Tür in den Gang sprang, da war er besonders mutig.
    Er stellte sich als einziger dem Anfahrenden in den Weg. Kunden und Personal hatten längst eine Gasse gebildet. Die Menschen drückten sich mit ihren Rücken gegen die Scheiben oder waren in die Geschäfte geflüchtet. Alles war sehr schnell abgelaufen, doch dem Fahrer war es langsam und behäbig vorgekommen, vielleicht auch deshalb, weil er nicht eben schnell fuhr und noch jeden Meter genoß.
    Der Wächter blieb stehen. Er hatte die Arme halb erhoben und winkte mit beiden Händen. »Stopp!« brüllte er. »Halten Sie an, verdammt noch mal! Sie können hier nicht weiter!«
    Der Fahrer grinste nur. Er konnte zwar nicht hören, was der Kerl vor ihm rief, erriet es aber anhand der Gestik und Mundbewegung, und sein Grinsen verstärkte sich genau in dem Augenblick, als er noch schneller fuhr und den Aufpasser als Zielobjekt ansah. Der hatte keine Chance zum Ausweichen.
    Der Fahrer erwischte ihn.
    Den Schrei hörte er, als der Wächter umgestoßen wurde. Er überschlug sich und hatte Glück im Unglück. Er wurde nicht überrollt.
    Der Mann auf der Maschine lachte jetzt. So wie der Kerl würde es allen ergehen, die sich ihm in den Weg stellten. Nein, es würde für sie schlimmer werden, viel schlimmer.
    Er wußte, was er tat, als er eine Hand vom Lenker nahm und sie in den Ausschnitt seiner Jacke steckte.
    Dort hielt er die Waffe verborgen.
    Es war ein Pump Gun, ein Action-Gewehr, und die Waffe konnte Tod und Verderben säen.
    Der Mann war bereit.
    Genau in dem Moment, als er das runde Zentrum der Passage erreicht hatte, fing er an zu schießen…
    ***
    Nicht nur Cheryl war aufgesprungen, es gab keinen Gast in unserer Nähe, der noch an seinem Platz saß. Ein jeder wollte sehen, welches Unheil sich dort näherte. Auf der einen Seite war dieses Unheil in Form eines Motorradfahrers zwar normal, auf der anderen aber paßte diese Gestalt nicht in eine Umgebung, in der andere Gesetze herrschten. Was die Stimmen hinter mir riefen, bekam ich nicht mit. Ich war einfach überrascht von der Abgebrühtheit des Fahrers und zuckte Plötzlich zusammen, als ich die spitzen Nägel der Finger an meiner rechten Schulter spürte. Cheryl Lupa hielt mich umklammert, und sie hatte ihren Mund dicht an mein Ohr gebracht, in das sie hineinschrie.
    »Verdammt, John, er ist es! Verflucht noch mal! Das ist einer ihrer Diener. Er gehört nicht zu den Höllenengeln, er gehört zu dem Höllen-Engel. Ich habe es gewußt, gewußt, gewußt…«
    »Bleib hinter mir!« schrie ich ihr zu.
    »Nein, ich will…«
    »Geh zurück!«
    Es war zwar noch nicht viel passiert, aber dieser Kerl machte mir nicht den Eindruck, als wäre er gekommen, um hier in der Passage eine Ehrenrunde zu drehen. Er hatte etwas vor. Er war wie der Tod auf Rädern. Er wollte die Menschen erschrecken und möglicherweise sogar vernichten.
    Die Käufer und Schaulustigen waren bisher unversehrt geblieben, doch einer, ein Mitglied der Wachmannschaft, die hier für Ordnung sorgte, hatte sich dem Ankömmling in den Weg gestellt…
    Cheryl kommentierte diesen Vorgang auf ihre Weise. »Der ist wahnsinnig und lebensmüde zugleich. Der Höllen-Engel ist unberechenbar!«
    Daran glaubte ich auch. Eine ungewöhnliche Stille umgab uns. Oder bildete ich mir das nur ein? Ich wußte es nicht. Jedenfalls hörte sich der Motor für mich überlaut an. Hinter der Kawasaki quollen graublaue Abgaswolken in die Höhe und begleiteten die Fahrt, als hätte sich am Auspuff ein Höllenmaul geöffnet, um den giftigen Atem auszustoßen.
    Ich
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