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0908 - Höllenbrut

0908 - Höllenbrut

Titel: 0908 - Höllenbrut
Autoren: Jessica Schmitz
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hervor und hielt es hoch, sodass Nicole es sehen konnte. Die silberne Schatulle war reich mit Ornamenten ziseliert, was selbst noch durch die schwarze Patinaschicht erkennbar war.
    »Aha. Da gab es nichts Interessanteres?« Nicole sah erst ihn und dann das Kästchen kritisch an, bevor sie wieder aus dem Türrahmen verschwand. Zamorra kannte diesen Gesichtsausdruck. »Professoren sind seltsam«, so hatte er ihn für sich getauft. Sie hatte ihm mal erklärt, dass er sie in Momenten wie diesen stark daran erinnerte, dass er auch noch an einer Universität arbeitete. Meistens hatte er keine Ähnlichkeit mit einem klassischen Uniwissenschaftler, aber manchmal kam dieses typische Verhalten bei ihm einfach durch: sich von einfachen Dingen auf eine Art faszinieren zu lassen, die für Normalsterbliche einfach nur seltsam wirkte.
    »Das Kästchen stand mitten in einem Raum voller alter Möbel, ich schätze aus dem 18. Jahrhundert. Es ist aus Silber, mittlerweile etwas mitgenommen, mit blauen Satin ausgekleidet. Aber das ist nicht das Interessante. Vielmehr hat mich der Schlüssel darin ein wenig verblüfft.« Zamorra öffnete das Kästchen und nahm einen schmucklosen Schlüssel in die Hand. »Es ist ein Schlüssel, wie wir ihn bei modernen Zimmertüren benutzen. Einfach, schlicht, und extrem untypisch für das 18. Jahrhundert.« Neugierig drehte er sein Fundstück zwischen seinen schlanken Fingern.
    »Hast du ihn untersucht?« Nicoles Stimme klang etwas dumpf, eine pinke Bluse flog ins Schlafzimmer.
    »Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen.« Zamorra sah sein Fundstück nachdenklich an. »Ich frage mich…« Suchend sah er auf und sein Blick fiel auf die Badezimmertür, die in der Wand in Nähe des ausladenden Bettes abging.
    »Vielleicht erlaubt sich Fooly auch einfach nur einen Scherz«, spekulierte Nicole. »Der Drache hat es uns wirklich sehr übel genommen, dass er heute nicht dabei sein darf. Ich konnte sehen, wie seine Schuppen sich aufgestellt haben.«
    »Vielleicht«, murmelte der Professor abwesend und ging zur Badezimmertür. Neugierig sah er noch einmal den einfachen Schlüssel in seiner Hand an und steckte in dann ins Schloss. Er passte hinein. Verblüfft runzelte Zamorra die Stirn und versuchte, ihn zu drehen. Ohne Widerstand gab das Schloss nach. Zamorra seufzte enttäuscht.
    »Nicole, ich glaube, du hast recht. Das ist ein einfacher…«, setzte er an.
    Mit einem Ruck wurde ihm die Tür aus der Hand gerissen, schwang auf und schlug ihm mit einem dumpfen Geräusch gegen die Stirn. Benommen taumelte Zamorra nach hinten, ihm schwanden die Sinne.
    Der Parapsychologe fand sich auf dem Boden wieder, ein Brüllen und Rauschen nahm ihm fast den Atem.
    »Chérie! Welches der beiden…«
    Zamorra drehte den Kopf und sah Nicole im Zimmer stehen, nur mit einem hellroten Spitzen-BH und passender Unterhose bekleidet, in jeder Hand ein Top. Sie sah ihn entsetzt an.
    »Nicole…« Etwas zog heftig an ihm, zerrte ihn über den weichen Teppich. Er sah zur Badezimmertür, die ihm weit geöffnet entgegen ragte. Dunkelrote Schlieren drehten sich im irren Tempo umeinander, verwoben sich und griffen nach ihm. Zamorra merkte, wie er immer schneller über den Teppich rutschte.
    Der Meister des Übersinnlichen streckte die Arme von sich. Mit einer Hand bekam er ein Bein vom Bett zu fassen, dass er umklammerte. Er drehte sich und versuchte, auch den anderen Arm herüber zu schwingen und so seinen Griff so zu verstärken. Das Crescendo des Malstrom im Türrahmen des Bades nahm zu. Zamorra fühlte, wie seine Hand um das Holzbein abrutschte. Mit seinem freien Arm ruderte er nach Halt suchend umher.
    »Das glaub ich jetzt nicht!« Selbst über den ohrenbetäubenden Lärm hörte er Nicole hinter sich brüllen. Im nächsten Moment packte sie mit festen Griff seinen Arm, mit der anderen Hand klammerte sie sich am Bettrahmen fest. Zamorra drehte seine Hand, bis sie ihre Handgelenke fest umklammert hielten. Doch selbst zu zweit hatten sie diesem Sog kaum etwas entgegenzusetzen. Zamorra begegnete Nicoles Blick, sie nickte ernst.
    »Auf drei«, brüllte er über den Lärm. »Eins, zwei, DREI!«
    Seine Gefährtin ließ den Bettrahmen los und griff den auf der Decke liegenden Dhyarra.
    Ihre Handgelenke weiter fest umklammert wurden die beiden Dämonenjäger von den blutroten Schlieren des Malstroms verschlungen.
    ***
    »Au!«
    »Jetzt stell dich nicht so an!« Professor Zamorra saß im Schneidersitz auf dem mit Schlüsseln bedeckten Boden. Nicole
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